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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 1.1900/​1901

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Nr. 10
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Habich, Georg: Studien zu Antonio und Alessandro Abondio
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https://doi.org/10.11588/diglit.47723#0448

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407

eine überaus vornehm behandelte Schaumünze, die
gleichfalls alle Züge von Abondios subtiler, auch
auf stoffliche Reize ausgehender Wachstechnik auf-
weist. (Vgl. die Abbildung am Ende dieses Aufsatzes.)
Möglich, dass bei einigen geprägten Stücken
die Stempel in der kurfürstlichen Münze (vielleicht
sogar von Paul Z egg in) geschnitten wurden.
Jedenfalls hat Alessandro Abondio die aus-
geführten Wachsmodelle dafür geliefert. Ein solches,
noch die ganze Frische der Modellierung aufweisen-
des Modell ist uns erhalten, freilich nur in einem
Gipsabguss: Taf. IV, Fig. 5. Dieselbe flüssige Be-
handlung, Abondios spätere Art, zeigt auch das
ovale Stück Taf. IV, Fig. 4. (Albrecht Sigismund)
so dass auch dieses wohl unter die Arbeiten
Alessandros mit wird eingerechnet werden müssen.
Was diese Medaillen auszeichnet, haben sie mit
denen des berühmten Vaters Alessandros, Antonio
Abondio, gemeinsam: eine repräsentative Noblesse,
die ebensoweit von aller höfischen Steifigkeit, wie

von flauer Idealisierung entfernt bleibt. In der freien
und gefälligen Anordnung der Schrift, wie in der
geschmackvollen Füllung des kleinen Relieffeldes
bewährt sich das Arrangeurtalent unseres Meisters.
Dabei giebt die breite, echt künstlerische Model-
lierung der virtuosen Technik seines Vaters nur
wenig nach. Namentlich aber in der geistigen
Erfassung der dargestellten Persönlichkeiten be-
kundet sich die hohe künstlerische Kultur, „die
grosse gratia“, die von Zeitgenossen an ihm
gerühmt wird.
Die Medaillenarbeiten der beiden Abondio
wurden in Deutschland stilbildend. Sie bezeichnen
die schöne Nachblüte der Medaillenkunst in der
Epoche von ca. 1570—1650. Von Kennern und
Liebhabern seit lange nach Gebühr aufs höchste
geschätzt, verdienen diese feinen Erzeugnisse der
vornehmsten Kleinkunst wohl, einem grösseren
Kreise von Kunstfreunden bekannt zu werden.


ALESSANDRO ABONDIO
SCHAUMÜNZE
VON FERDINAND, ERZBISCHOF VON KÖLN, BRUDER DES KURFÜRSTEN
MAXIMILIAN I VON BAYERN.
 
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