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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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Plönnis, A.: Die Stiftskirche in Münstereifel
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https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0036

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Abhandlungen.



ie Stiftskirche in Münstereifel.

Mit 3 Abbildungen.

1. Die Stadt Münstereifel liegt, 13 km von
Euskirchen entfernt, in einem engen roman-
tischen, von den Römern bereits kultivirten
Gebirgsthale, von der unweit entspringenden
Erft durchflössen. In alter Zeit hiefs dieses
Thal Petersthal.

Bertrada, die fromme Gemahlin des Königs
Pipin, hatte bei Stiftung der Abtei Prüm der-
selben nebst anderen Schenkungen an Land
und Leuten auch das Petersthal zu Lehen ge-
geben. In demselben gründete Markward, der
dritte Abt von Prüm (829—853), als Filiale
seiner Abtei/ im Jahre 830 das hiesige Stift
Und besetzte es mit Benediktinermönchen seines
Klosters. Es erhielt den Namen Monasterium
Eifliae, woraus später Münstereifel wurde.

Wenige Jahre nach der Gründung machte
der Abt Markward im Auftrage des Kaisers
Eothar seine berühmte Romreise und erhielt vom
Papste Sergius II. für sein neugegründetes Mona-
sterium die Reliquien der berühmten Märtyrer
Chrysanthus und Daria. Bischof Theganbert von
trier übertrug die hl. Gebeine nach Münster-
eifel und setzte sie am 25. Oktober des Jahres
844 unter grofser Feierlichkeit an der für sie
errichteten hl. Stätte, in der Krypta der jetzigen
Stiftskirche, nieder, wo dieselben heute wieder
ruhen, nachdem sie im dreifsigjährigen Kriege
längere Zeit auf der Burg Aarburg und schliefs-
uch im Altare der St. Severinskirche in Köln
aufbewahrt worden sind. Viele Jahre hindurch
war Münstereifel die gesuchteste Wallfahrtsstätte
der Gegend und erfreute sich der Gunst vieler
Herrscher; Zwentibold von Lothringen verlieh
lhm 898 das Zoll- und Münzrecht, Erzbischof
^'gewin von Köln mancherlei Zehntrechte; das
stille Thal mit seinem Kloster bot während
°-er letzten Normannenkriege den Mönchen
von Prüm eine sichere Zufluchtsstätte. Während
schon früher die Abtei Prüm die geistliche Ober-
hoheit, die Erzbischöfe von Köln dagegen die
weltliche hatten, begannen Ende des X. Jahr-
hunderts die Bestrebungen der Mönche sich

von der Mutterabtei loszureifsen und wurde in
Folge dessen das Kloster in ein Säkularkollegiat-
stift verwandelt, als welches es bis in die neuere
Zeit bestanden hat. Im XL und XII. Jahr-
hundert trat das Stift zu den Herzögen von
Jülich in ein Lehnsverhältnifs und litt vielfach
unter den Bedrückungen der Vögte, während
die Streitigkeiten mit der Mutterabtei noch viele
Jahre fortdauerten.

Zwischenzeitlich wurden dem Stifte, dem
bald ein Propst, bald ein Stiftsdekan vorstand,
noch mancherlei Zuwendungen gemacht, wenn-
gleich mit dem Untergange der Bedeutung fast
aller Benediktinerniederlassungen in Deutsch-
land ebenso wie der aus ihnen hervorgegangenen
Stifte auch eine sichtbar nachweisliche Weiter-
entwicklung Münstereifels nicht mehr stattgefun-
den hat. Die baulichen Anlagen, welche aus
dem XII. und XIII. Jahrhundert noch erhalten
oder bekannt sind, lassen bereits jenen Reich-
thum in der Behandlung vermissen, der den
Werken der Benediktiner eigenartig ist, und der
sich gleichsam als letztes Aufflackern noch ein-
mal an der Abteikirche Grofs St. Martin in Köln
vollzogen hat. So armselig, wie die wenigen bis
zum Anfang dieses Jahrhunderts oder noch heute
erhaltenen Baureste aus dem XV.—XVII. Jahr-
hundert, müssen auch die Verhältnisse der Stifts-
herren gewesen sein; bei den Zuwendungen lesen
wir meist von einer dringlichen Aufbesserung
der Einkünfte. Uebrigens zeigen schon die im
XII. Jahrhundert ausgeführten Aenderungen am
Bau, bei welchen vor Allem die häfslichen rohen
Gewölbe des Mittelschiffes in ganz unkonstruk-
tiver Weise eingefügt worden sind (ähnlich wie
in St. Georg in Köln), dafs Geld wie gute Bau-
meister in Münstereifel fehlten. 1625 waren be-
reits die Jesuiten eingezogen, und hatten ihre
heute noch erhaltene, (namentlich in den Em-
porenanlagen) sehr eigenartig behandelte Kirche
in Angriff genommen, rasch den Einflufs auf die
ganze Gegend befestigt, und das alte Stift in den
Hintergrund gedrängt, als der nun folgende
dreifsigjährige Krieg mit seinen Zerstörungen
eintrat und die letzten Spuren alter Herrlichkeit
vernichtete. Durch mehrere Zuwendungen war
 
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