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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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Schnütgen, Alexander: Zwei Flügelgemälde im städtischen Museum zu Köln
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Schnütgen, Alexander: Emaillirte romanische Borte
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https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0091

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143

1889.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

144

Hoffentlich tragen weitere Beobachtungen
und Yergleichungen, namentlich aber urkundliche
Ermittelungen zu noch genauerer Aufklärung
dieser Frage bei, welche um so wichtiger ist, als
es sich um die innigsten und zartesten Gebilde
nicht nur der deutschen Malerei handelt.

Zum Schlüsse darf auch die praktische
Bedeutung unserer beiden Flügelgemälde
nicht ganz unerwähnt bleiben, der vorbildliche
Werth, den sie für die ausübenden Künstler
haben, namentlich für Maler, insoweit es sich

besonders um Altargemälde in frühgothischen
Kirchen handelt, für Glasmaler, welche ihnen
manche dankbare Motive zumal in Bezug auf
Konturirung, Farbenwechsel u. s. w. entlehnen
können, auch für Goldschmiede, denen die
Behandlung des Goldgrundes allerlei Finger-
zeige gibt. Auch die dekorative Art, wie die
Architektur hier zur Verwendung gelangt ist
und die vornehme Gestaltung der Inschrift,
bietet mancherlei lehrreiche Gesichtspunkte.

Schnütgen.

Emaillirte romanische Borte.

(Mit Abbildung.)

er hier in 2/3 der natürlichen Gröfse
abgebildete Emailstreifen befindet
sich im Kunstgewerbe-Museum zu
Köln und rührt ohne Zweifel von
einem der vielen Schreine her, welche früher die
Reliquienaltäre der kölnischen Stifts-Kirchen
schmückten und in ihnen zahlreicher als irgend-
wo sich erhalten haben, wenn auch zum Theil
in sehr desolatem Zustande. Alle übertrifft an
Gröfse, Reichthum und Pracht der Dreikönigen-
Schrein, an dem auch die Schmelzkunst (von den
Kölner Gold-
schmieden
imXII.Jahrh.
und bis gegen

Mitte des
XIII. Jahrh.
mit höchster
Bravour gepflegt) ihre Triumphe gefeiert hat,
ohne indefs zu figürlichen oder gar scenischen
Darstellungen (wie in vollendeter Weise am
St. Heribertus-Schrein zu Deutz und an dem
St. Maurinus-Schrein in der Schnurgassen-Kirche
zu Köln) ausgebildet zu sein. Im Allgemeinen
gingen nämlich die Darstellungen auf diesen
Schmuckstücken über den Kreis geometrischer
Musterungen und dem Pflanzen- wie Thierkreise
entnommener Motive nicht hinaus, zumal wenn
es sich um horizontale Streifen zur Verzierung
der Sockel und Simse, oder um vertikale für die
lisenenartigen Einfassungen handelte. Diesem Ge-
biete gehört auch die vorliegende Borte an, auf
der die Thiere, die schmalen Umrahmungsstege
und die schraffirten oberen Ecken in Metall aus-
gespart und vergoldet (nur in ihren sporadischen

Gravuren mit etwas rother, resp. blauer Masse
ausgestrichen) alle übrigen Theile, nachdem die
obere Metallschicht ausgehoben, (e"mail cham-
pleve"■—Grubenschmelz) mit verschiedenfarbigem
Email ganz gefüllt sind. Die Thiere (theils der
Natur nachgeformte, theils auf Phantasie be-
ruhende Gebilde) haben als Hintergrund (a)
einen mitteldunkelblauen Ton, der an der Ober-
fläche etwas durchsichtig und für die Kölnischen
Schmelzwerkstätten (im Unterschiede von denen
an der Maas und in Limoges) charakteristisch

ist. Die dar-
über befindli-
chen Bogen-

streifen (b)
sind weifslich
gehalten. In
den Zwickeln
folgen sich Braunroth (1), Blau (2) und Grün
(3) übereinander, und zwar ohne durch metal-
lische Stege voneinander geschieden zu sein,
ein Verfahren, welches eine gröfse teehnische
Fertigkeit voraussetzt und erst in der Blüthe-
zeit der kölnischen Emaillirkunst, gegen den
Schlufs des XII. Jahrh. zur Anwendung ge-
langte. Nicht lange hat diese Blüthezeit ge-
dauert. Schon in dem zweiten Viertel des
XIII. Jahrh. fängt das rheinische Grubenemail
an, spärlicher verwendet zu werden und bald
verschwindet es ganz, hauptsächlich wohl, weil
die aufkeimende Gothik auch dem Metallgeräth
seinen architektonischen Charakter aufnöthigte,
mit welchem sich der vorwiegend dekorative
Emailschmuck minder gut vereinte.

Schnütgen.
 
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