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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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Effmann, Wilhelm: Die Krypta der Abteikirche zu Siegburg
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Mängel der gegenwärtigen kirchlichen Kunstthätigkeit in Deutschland, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0189

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325

1880. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 10.

326

Von den Treppen ist gegenwärtig nur noch
die nördliche erhalten, das ehemalige Vorhanden-
sein der südlichen aber noch wohl zu erkennen.
Dieselben führen von den Seitenschiffen aus
zur Krypta hinunter.

Die geschichtlichen Ueberlieferungen, welche
die Erbauung der Siegburger Kirche dem heil.
Anno zuweisen, finden einen weiteren Anhalt
in dem Vergleich mit anderen Annonischen
Bauten. Der 1066—106!) errichtete Westtheil
der Gereons-Krypta zu Köln zeigt z. B. dieselbe
Gewölbeanordnung wie Siegburg; es treten hier
aber schon Wandpilaster auf, die in dem um
1061—1064 erbauten, also etwas älteren West-
theil der Siegburger Krypta noch fehlen. Für
die Zeitstellung des östlichen Bautheils fehlt
ein bestimmter Anhalt. Berücksichtigt man,
dafs die hier auftretenden Gurtbögen auch schon
in früheren Bauten vorkommen (z. B. Essen 1051,
Werden 1059), dafs auch die Kapitellbildungen
nicht so sehr aus der Linie fallen, so würde
hierin kein Hindernifs zu erblicken sein für die
l'laneinheitlichkeit der Anlage, also für die
Erbauung auch dieses Theiles zu Annonischer
Zeit. Dagegen spricht aber immerhin der Um-
stand, dafs die Gereons-Krypta keine Gurt-
bögen aufweist, und ebenso die gequälte Ver-
bindung zwischen Ost- und Westtheil der Krypta;
es erscheint auch nicht recht annehmbar, dafs
ein und dieselbe Zeit an einem Bauwerk von
verhältnifsmäfsig kleiner Ausdehnung sich so
abweichender Formen und Konstruktionen be-

kirche zu Hildesheim (Mithof „Kunstdenkmale und
Alterthümer im Hannoverschen", 3. Bd. 1875, S. 127).
Bei Annahme einer Stufe, die früher oder bei Anlage
der Badewannen beseitigt sein wird, sind die Siegburger
Nischen in gleicher Weise zu Sitzplätzen geeignet.

dient haben sollte. Für wahrscheinlicher ist es
deshalb zu halten, dafs die Kirche ursprünglich
nur mit einer halbrunden sich unmittelbar
an das Querschiff anschliefsenden Apsis ver-
sehen war, deren spätere Erweiterung nach
Osten dann auch den Umbau des unter ihm
belegenen Kryptentheils zur Folge hatte. Die
starken Trennungspfeiler würden bei dieser
Annahme ihre Erklärung darin finden, dafs sie
bestimmt waren, den Schub der durch den
Abbruch der Apsis ihres Widerlagers beraub-
ten Gewölbe im Westtheil der Krypta aufzu-
nehmen. Es fehlt jeder Anhalt für die Zeit, in
welcher dieser Erweiterungsbau vorgenommen
ist. Nach seiner ganzen Formgebung wird der-
selbe um 1100 anzusetzen sein; vielleicht ge-
hört er aber schon einer etwas früheren Zeit an
und steht im Zusammenhang mit den baulichen
Aenderungen, welche durch die Ueberführung
und Beisetzung des heil. Anno hervorgerufen
sein mochten. In Bezug auf den Chorabschlufs
dieses Erweiterungsbaues mangeln, da derselbe
durch den Bau des XVII. Jahrhunderts in Weg-
fall gekommen ist, ebenfalls weitere Anhalts-
punkte. Da man indefs den Osttheil der Krypta
aus den dargelegten Gründen als einen zu
romanischer Zeit erfolgten Erweiterungsbau an-
zusehen berechtigt ist, so wird man annehmen
dürfen, dafs sich dieser seinen Hauptzügen nach
in dem jetzigen Bau wiederspiegelt.

Als Bautheile des XVII. Jahrhunderts kenn-
zeichnen sich auch die im Grundrifs der Krypta
an ihrer Westwand sich zeigenden und durch
lichtere Schraffur hervorgehobenen Mauerver-
stärkungen; sie dienen den beiden östlichen
Schiffspfeilern des Neubaues als Unterlage.

Münster. W. Effmann.



Mängel der gegenwärtigen kirchlichen Kunstthätigkeit in Deutschland.

I. ' Schöpfungen (namentlich für die gothischen

jachdem die kirchliche Kunst (mit
j alleiniger Ausnahme der religiösen

Dome;, bis zu dem Vorschlage, diese als Vor-
bilder zu betrachten, war der Weg nicht weit.

Malerei, die gerade wieder ZU neuem Was begeisterte Forscher empfahlen, wurde

Leben erwacht war in den ersten
Jahrzehnten unseres Jahrhunderts nach Inhalt und

1<orm bis auf die tiefste Stufe herabgesunken
*W, gelang es endlich der romantischen Be-
Vegu'ig, sie mit Erfolg hinzuweisen auf ihre
mhinreiche Vergangenheit im Mittelalter. Von
tfem Interesse und der Bewunderung für dessen

von einflufsreichen Interessenten gewürdigt und
gefördert, von strebsamen Künstlern verstanden
und ausgeführt. Auf dem Gebiete der kirchlichen
Baukunst, auch der Plastik und Malerei, nicht
zum wenigsten auf dem der Goldschmiedekunst,
begann jetzt zunächst die Gothik maßgeblich
zu werden wie für hervorragende Künstler so
 
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