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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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Schüller, Erasmus: Chorgestühl der St. Severinskirche zu Köln
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Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0121

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199

1889. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 6.

200

kapitelle vor und sind mit vielem Geschick
Schilfblätter an verschiedenen Stellen angewandt
worden. Die Scheidewände zwischen den
einzelnen Sitzen sind ebenfalls unterschiedlich
behandelt und theils mit Fratzen, theils mit
Mönchs- oder Nonnengesichtern, auch mit Thier-
gestalten als Aeffchen, Eichhörnchen. Hasen etc.,
sowie mit Ornamenten geschmückt.

Die Misericordien (bekanntlich die konsolen-

artigen Vorsprünge an der Unterseite der Sitz-
bretter) zeigen einfache Profilirungen und zwar
Hohlkehlform.

Das Chorgestühl erlitt zu Ende der Spät-
gothik eine kleinere Umänderung einzelner Sitze.

Die in Mitte der 40 er Jahre vollzogene
Renovation ist als mangelhafte und nicht ver-
standene zu bezeichnen.

Köln

Erasmus S chii] 1 ei

Nachrichten.

Das Kupferstich-Kabinet des Königl. Museums zu Berlin

ist seit mehreren Jahren in einem sehr erfreulichen Fort-
schritte begriffen. Der Bestand der Kunstblätter, dessen
Grundstock die Nagler'sche Sammlung bildete, ist
kritisch geprüft und durch Verkauf von Doubletten und
Exemplaren minderer Qualität zunächst zweckmäfsig
entlastet worden; in Folge von glücklichen Erwerbungen
hervorragender Sammlungen ist er jetzt zu einer be-
deutenden Höhe angewachsen. Die früher vernach-
läfsigte Art der Aufbewahrung ist in musterhafter Weise
nach dem Vorbilde der Londoner Sammlungen fast
gänzlich umgearbeitet und die Katalogisirung ihrer
Fertigstellung wesentlich genähert worden. Der Umbau
des Daches des neuen Museums ermöglichte vor Kurzem
die Schaffung eines vorzüglich beleuchteten Oberlicht-
raumes, der jetzt zu einer historischen Ausstellung
des deutschen Kupferstichs benutzt wird. Es
soll damit der Anfang zu einer Art der Ausstellungen
gemacht werden, welche auch solchen Besuchern des
Kupferstich-Kabineis einen Einblick in die Besitzthümer
gewährt, denen es mehr um allgemeine künstlerische
Anregung und Uebersicht, als um eingehendes Studium
zu thun ist. Mit dieser ersten Ausstellung soll die Ent-
wicklung der Stechkunst in Deutschland von ihren An-
fängen bis zum Ende des XVIII. Jahrh. an ausgewählten
Beispielen veranschaulicht werden. Hierbei ist lediglich
die eigentliche Grabstichel-Technik, der Kupferstich im
engern Sinne, ins Auge gefafst, mit Ausschlufs der
übrigen Vervielfältigungsarien mittelst der Kupferplatte,
wie Radirung, Schabkunst etc. Die Reihe der circa
ISO ausgestellten Stiche eröffnet die sogen. „Passion
von 1446", eine Folge von sieben kleinen Blättern
eines unbekannten deutschen Künstlers, von welchen
eins, die Geifselung Christi darstellend, die erwähnte
Jahreszahl trägt. Es sind dies die ältesten datirten
Kupferstiche und nur in dem von dem Berliner Kabinet
vor einigen Jahren erworbenen Exemplare bekannt.
Für die Entscheidung der Streitfrage zwischen Deutsch-
land und Italien über die Priorität der Erfindung des
Kupferstichs ist dieses Exemplar von Bedeutung, wenn
es auch sonst auf keinen hervorragenden Kunslwerth
Anspruch machen kann, da die Arbeit noch roh und
die Erfindung arm ist.

Dann folgen Blätter weniger bekannter, eines Künst-
lernamens entbehrender Meister, wie des „Meisters der
Schöpfungstage" von 1460—1470, des „Meisters mit

den Bandrollen". — Von grofsem Interesse ist die
„Madonna von Einsiedeln" des Meisters E. S., ein
Erinnerungsblatt der Wallfahrer nach dem Gnadenort
Einsiedeln, der obere Theil der Darstellung mit Bezug
auf die Kapellenweihe durch die hl. Dreifaltigkeit. Es
trägt die Umschrift: „Vis ist die engelwichi s« unser
lieben frauwen zu den einsiedlen. Ave gracia plena".

Sehr schön ist von demselben Meister der Entwurf
zu einer Patena, in der Mitte der Evangelist Johannes
auf Patmos; das gothische Rankenwerk des Teller-
randes umrahmt geschmackvoll die Symbole der vier
Evangelisten und die Bilder von vier Kirchenvätern.

Dieses Blatt weist in hervorragender Weise auf die
nahe Verwandtschaft der alten Kupferstecher mit den
Goldschmieden hin.

Der grofse Meister Schongauer ist durch 12 Blätter
vertreten, welche die allmähliche Entwickelung des
Künstlers in deutlichster Weise erkennen lassen.

Mit Schongauer ist der deutsche Kupferstich schon
zu einer bedeutenden Höhe gelangt; es folgt noch eine
ziemlich beträchtliche Reihe zum gröfsten Theile nur
mit Zeichen bekannt gewordener Meister bis an das
Ende des XV. und den Anfang des XVI. Jahrh., bis
zum Höhepunkt des deutschen Kupferstichs in den
Werken Albrecht Dürers. Ihm gehen in der Aus-
stellung im Ganzen 47 Meister voran. Die 22 Blätter,
die ihn in seiner Entwickelung von den ersten Jugend-
arbeiten bis zu den vollendeten Leistungen dem Be-
schauer vorführen, stammen gröfstentheils aus der be-
rühmten Posong-Hulot'schen Sammlung und sind alle
von der untadelhaftesten Qualität. Besonders inter-
essant ist ein unvollendeter Probedruck des Blattes B 78,
„Die Wirkung der Eifersucht"; ein Theil der Platte
ist hier erst mit der sogen, kalten Nadel vorgerilz1-
Es existiren von diesem Zustande des Blattes nur
zwei Exemplare, das eine in Berlin, das andere in der
Alberlina in Wien.

An Dürer reihen sich Lucas Cranach und die sogen-
Kleinmeister, zum Theil Schüler Diirer's, alle, vertrete»
durch untadelhafte Blätter, namentlich Ornamentstiche
von Aldegrever, den beiden Beham's, Pencz, Altdorfer,
Flötner und Virgil Solis. Das XVII. Jahrh., in welchem
durch den 30jährigen Krieg die Kunst überhaupt ge-
waltig heruntergegangen ist, wird wesentlich nur durc
Porlraitstiche vertreten, durch Blätter der Künstler-
 
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