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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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Mängel der gegenwärtigen kirchlichen Kunstthätigkeit in Deutschland, [1]
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0194

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335

1889. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

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Fabrikerzeugnissen unmöglich begeistern und zur
Nachahmung reizen kann. Geschäfte, welche die
kleineren Gebrauchsgegenstände in der Kirche,
zu denen auch Paramente gezählt werden mögen,
dem Käufer in Auswahl anbieten, müssen, wenn
sie gebilligt, gar angerathen werden sollen, auf
andere Grundlagen gestellt werden, als die
meisten der vorhandenen. Ein geeigneter, richtig
geschulter Künstler müfste an der Spitze eines

solchen Unternehmens stehen, dem auch der
Beistand einer Art von Aufsichts-Kommission
nicht ganz fehlen dürfte, damit die Produkte und
Verkaufsobjekte in ihren Eigenschaften nicht
ausschliefslich oder auch nur vornehmlich von
den Anschauungen und Neigungen des Publi-
kums bestimmt und beherrscht, damit die idealen
Interessen nicht durch die merkantilen voll-
ständig absorbirt werden. II.

Bücherschau.

Die Revue de l'art chretien bringt in ihrer
letzten (IV.) Lieferung dieses Jahres eine Erklärung
ihres Redaktions-Komites, welche schon für das folgende
Jahr mehrfache Verbesserungen (ohne Preis-Erhöhung)
ankündigt. Dieselben sollen in der Erweiterung des
Kreises der Mitarbeiter, in einer noch gröfseren Rück-
sichtnahme auf die Bedürfnisse des Klerus, in der Ver-
mehrung der Illustrationen, endlich in einer kürzeren
Erscheinungsfrist der Lieferungen bestehen, deren in
Zukunft jeder Jahrgang sechs Nummern umfassen
wird. Wir begrüfsen mit aufrichtiger Freude diese Ent-
schliefsungen unserer älteren Kollegin im Nachbarlande,
mit der uns die Gleichartigkeit der Ziele, Bestrebungen
und Interessen so enge und freundschaftlich verbindet.
Auf 32 Jahre ihres Bestehens, auf eine Reihe von
39 stattlichen Bänden kann sie zurückschauen mit dem
erhebenden Bewufstsein, der Sache der christlichen
Kunst in Wissenschaft und Leben die gröfsten Dienste
geleistet zu haben, zunächst in Frankreich und Belgien,
aber auch in unserem Vaterlande. Die letzte Serie,
vor 7 Jahren unter der Leitung des so verdienst-
vollen Künstlers und Kunstforschers Jules Heibig
zu Lütt ich in neuem Verlage und neuem Formate
begonnen, reiht sich den vorhergehenden auf's wür-
digste an, und die bevorstehenden Erweiterungen sind
der beste Beweis auch für den äufseren Erfolg. Möge
er wachsen mit der Ausdehnung und möge es uns
vergönnt sein, Hand in Hand mit unserer Genossin zu
pflegen und zu fördern die Kunst im Dienste Gottes,
der Kirche, der Gesellschaft! Die Redaktion.

Die kirchliche Leinwand Stickerei. Muster-
blätter im romanischen und gothischen Stile von
Heinrich Anselm Versteyl, Pfarrer. 3 Liefe,
rungen. Preis M. 13,—.

Die heiligen Monogramme. Fünfzehn Blätter
nach älteren Mustern gezeichnet und erläutert von
Heinrich Anselm Versteyl. Preis M. 3,—.
Verlag von L. Schwann in Düsseldorf.

Wohl kein Gebiet der Kunstthätigkeit hat in den
letzten fünfzehn Jahren durch Vorlage guter alter Muster
eine so erfolgreiche Förderung, weil eine so glückliche
Umgestaltung, erfahren, als die Leinwandstickerei. Dank
den fleifsigen Händen, welche aus Deutschland, viel-
mehr noch aus dem weit ergiebigeren Italien, aus
Slavonien, von den griechischen Inseln u. s. w. die
vortrefflichen Muster, vornehmlich des XV. und XVI.

Jahrhunderts, gesammelt und durch korrekte Abbil-
dungen den weitesten Kreisen, vor Allem der Damen-
welt zugänglich und durch Beschreibungen wie An-
weisungen versländlich gemacht haben, erhält die Lein-
wand durchweg wieder den Schmuck, der ihr entspricht
und gebührt. Der engste Anschlufs an die zum gröfsten
Theile höchst nachahmenswerthen alten Vorbilder hat
diesen so glücklichen wie umfassenden Erfolg herbei-
geführt, der zunächst dem Hause, dann aber auch der
Kirche zugute gekommen ist, insofern sie aus dem
allgemeinen Formenschatze schöpfen durfte, der ja
eigentlich von ihr stammt. Aber auch auf spezifisch
kirchliche Muster konnte und wollte sie nicht verzichten.
Der Verfasser der vorstehenden Werke hat das grofse
Verdienst, den Kreis dieser Muster in sehr umfassender
Weise erweitert und durch erklärende Bemerkungen
verständlich gemacht zu haben, die nicht blofs eine
erhabene Auffassung der liturgischen Gebrauchsgegen-
stände, sondern auch ein tiefes Verständnifs des mittel-
alterlichen Ornamentes, wie der Nadeltechnik bekunden.
Man merkt dem Verfasser von Lieferung zu Lieferung den
Fortschritt in der Erkenntnifs wie in der Darstellung der
Formen an, und die zuletzt erschienenen „heiligen Mono-
gramme" bezeichnen den Höhepunkt seiner Leistung.
In ihr behauptet überall die Spitze, was am engsten
an alte Vorbilder sich anlehnt, sowohl in der Kom-
position wie in der Linienführung. Wenn letztere stellen-
weise etwas ängstlich und unbestimmt, nicht hinreichend
kräftig und die Unterschiede in der Linienstärke mar-
kirend erscheint, so wird die Ausführung von selbst
manche solcher Mängel ausgleichen. Für eine neue
Auflage würde sich eine noch viel gründlichere Aus-
beutung des bezüglichen alten Formenschatzes em-
pfehlen, als sie in den „Monogrammen" bereits erfolg'
ist, auch eine noch etwas eingehendere technische An-
leitung, wie sie namentlich den von der Redaktion der
„Modenwelt" besorgten Veröffentlichungen zum grofse"
Vorzuge gereicht. s.

Die „Geschichte der deutschen Kunst'
von W. Lübke hat mit der 20. Lieferung ihren Ab-
schlufs gefunden. Anschaulichkeit und Verständlichkeit
zeichnen das sehr inhaltreiche (965 Seiten Text und
675 Illustrationen umfassende) Buch aus, in welchem
man leider vereinzelten Vorurtheilen begegnet. Der bei-
gefügte Ueberblick über die gegenwärtige Kunstthätig-
keit in Deutschland dürfte, obwohl unvollständig,
manchem Leser willkommen sein.
 
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