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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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Merlo, Johann Jacob: Johann von Crane und seine Stiftungen in der St. Ursulakirche zu Köln
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Effmann, Wilhelm: Die Bildwerke auf dem Taufsteine in der Stiftskirche zu Freckenhorst
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https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0073

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109

1889. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

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Zeit des hl. Bischofs Cunibert, als dieser im
Jahre 640 in der Ursulakirche die hl. Messe las.
Während der Wandlung flatterte eine weifse
laube durch die Kirche und liefs sich auf das
Haupt des Bischofs nieder, dann flog sie zu
der Grabesstelle und verschwand. Beim Nach-
graben fand man hier nicht nur die Gebeine
der hl. Ursula, sondern auch die ihres Bräu-
tigams Aetherius, dabei ein Täfelchen mit der
Inschrift: Ursula Regina.

Das Haupt der hl. Ursula, von einem Diadem
von hohem Werth umkränzt, befindet sich in
der goldenen Kammer. Die übrigen Gebeine
verschliefst ein vergoldeter Metallschrein mit
emaillirten Pfeilern und Bogenstellungen von
kunstreicher Arbeit. Er wurde in einem Ver-
schlufs hinter dem Hochaltar aufbewahrt.1) V.er-
muthlich war er früher an der Begräbnifsstelle,
bevor hier die neue Einrichtung getroffen wor-
den, aufgestellt. Dafs dieser Theil der Kirche
fortdauernd die Besucher anzog, beweist eine
Stelle in dem Tagebuch Albrecht Dürer's über
Seine Reise in's Niederland. 1520 war er im
Herbst von Antwerpen nach Aachen gereist,
Urn Zeuge der Krönung Kaiser Karls V. zu
Sein. „Da hab ich gesehen alle herrlich Köst-
''ehkeit, desgleichen keiner der bey uns lebt

[') Die Art dieses Verschlufses findet sich be-
trieben im I. Jahrg. d. Z., S. 83/84. D. H.]

köstlicher Ding gesehen hat." Von da kam er
zum zweitenmal nach Köln und wohnte auf
dem Gürzenichsaale dem Fürstentanz zu Ehren
des Kaisers bei. Bei dieser zweiten Anwesenheit
in unserer Stadt gehörte zu dem, was er gesehen
und in sein Tagebuch aufgezeichnet hat: „Ich bin
zu Cöln zu St. Ursula in ihr Kirchen gewest und
bei ihrem Grab, und hab der heiligen Jung-
frauen und der andern grofs Hailigthum gesehen".
Von Köln kehrte er nach Antwerpen zurück.

Ueber Johann von Crane habe ich keine
ferneren Nachrichten aufgefunden. Das Mit-
getheilte stellt für seinen hiesigen Aufenthalt
den Zeitraum von 1641 bis 1659 fest. Von
Matthäus Borrekens hat man ein schön gesto-
chenes Bilcinifs des verehrungswürdigen, fromm-
sinnigen Mannes nach einem Gemälde von
Anselm van Hülle. Es hat die Unterschrift:
Joannes de Crane \ Sacrae Caesareae Maie-
statis | Consiliarius Imperialis Aulicus et ad
Tractains \ Pacis Universalis Lcgatus Pleni-
potentiarius, \ Conus Palatinus etc. Er war
also auch durch den Titel eines kaiserlichen
Pfalzgrafen ausgezeichnet worden. Ueber der
Schrift befindet sich das Wappen, einen Kranich
enthaltend, der ein Kleeblatt im Schnabel und
einen Stein in der linken Klaue hat. Aus den
Zügen des Abgebildeten scheint Freundlichkeit,
Güte und Klugheit zu sprechen.

Köln. J. J. Merlo.

Die Bildwerke auf dem Taufsteine in der Stiftskirche zu Freckenhorst.

Mit 2 Abbildungen.

jeithin bekannt und hochgeschätzt ist
das grofse Relief an den Exter-

steinen bei Hörn, vielleicht nicht
das älteste aber doch bedeutendste
Denkmal der mittelalterlichen Steinskulptur in
Westfalen. Wenn man die Jahreszahl 1115,
velche sich im Innern der Felsenkapelle be-
ider., an deren Aufsenseite das Relief in den
eisen eingehauen ist, als Zeitpunkt für die
tttstehung in Anspruch nehmen darf, so be-
.zen wir in dem Taufsteine zu Freckenhorst
lrien nahen Altersgenossen jenes Bildwerks.
A,lno ab incarnatione Domini MCXX Villi
ePacta XXVIII concurrente I. P. B. indktioru
J'- II nonas funii a venerabili tpiscopo Mi-
lgardevordensi Egeberto ordinationis anno II
nsecratum csl hoc emtplum, so lautet seine

Inschrift. Sie enthält sich zwar jeder Bemerkung
über den Taufstein selbst, die übliche Annahme
aber, dafs das hier genannte Weihejahr der
Kirche auch zugleich die Zeit bestimmt, in
welcher der Taufstein entstanden ist, findet in
Schrift- und Stilcharakter einen so sichern
Anhalt, dafs man das Werk mit Fug und Recht
der Zeit um 1129 zuschreiben darf.

Die ältesten Darstellungen des biblischen
Bilderkreises sind uns erhalten in den Malereien
der Katakomben; neutestamentliche Bilder aus
dem VI. Jahrhundert besitzen wir in dem codex
Rossancnsis und in den Evangelienbüchern aus
der Zeit um 1000; in Erz gegossen stehen sie
vor uns in den Schöpfungen des Bischofs
Bernward zu Hildesheim aus dem Beginn des
XI. Jahrhunderts. In Steinbildwerk aber ist der
 
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