Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

DOI Artikel:
Illert, Karl: Die fertige Thür des Kölner Domes
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0143

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Abhandlungen.

Die fertige Thür des Kölner Domes.

Mit Lichtdruck (Tafel XII).')

|on den acht Bronzethüren für den
Dom zu Köln, welche auf Grund
] des Ergebnisses des engeren Wett-
üül bewerbes im Jahre 1887 nach den
Entwürfen des Professors Hugo Schneider zu
Kassel ausgeführt werden sollen, ist nunmehr
eine (als Probethür) vollendet und seit einigen
Wochen dem Dome eingefügt. Es ist die im
nördlichen Thurme befindliche Seitenthür des
Westportales, die „Dreikönigenpforte". Die Aus-
führung und Konstruktion ist in der Weise er-
folgt, wie es das Programm vorgeschrieben hatte,
als Bronzegufstafel über Holzgerüst. Die Bronze-
bekleidimg wurde aus einzelnen Theilen, von
denen jeder für sich gegossen wurde, in der
Weise zusammengesetzt, dafs keine Fuge sicht-
bar geblieben ist, was theilweise durch Ueber-
einanderschieben der Profilirungen, theilweise
durch Aufsetzen der wirkungsvoll hervortreten-
den und nach zweierlei Motiven ausgebildeten
Rosetten erreicht wurde. Unter diesen Bronze-
rosetten befestigen Schraubenbolzen die Metall-
verkleidung auf einer starken Eichenholzthür,
welche aus einer Brettlage und einer hinteren,
nach konstruktiven wie dekorativen Gesichts-
Punkten gegliederten und angeordneten, krafti-
gen Verstrebung besteht und ausserdem die der
Schwere und Mächtigkeit der Flügel entsprechen-
den, aber ebenfalls zierlich und reich geschmück-
ten Tragbänder und Verschlufsvorrichtungen der
schmiedeeisernen, brünirten Beschläge erhalten
hat. Die Güte und Sorgfalt der Gufstechnik
betreffend sei noch erwähnt, dafs die Bronze-
Verkleidung überall die unverletzte Gufshaut,
w'e sie aus der Form kam, zeigt, nur abgesehen
davon, dafs die schmutzige Oxydschicht, welche
Jedem frischen Gufsstücke zuerst anhaftet, fort-
Seätzt ist. Eine Nachciselirung fand jedoch
n'cht statt, was dadurch ermöglicht wurde, dafs

) [Die Abbildung zeigt in der oberen Kcke links

■ft Mantelstück von einer Figur, die hier aufgestellt ist

Ve'ner der hl. drei Könige, welcher auf der durch den

^antekipfel verdeckten Hand ein Gefäfs trägt)." I). H.

die Metallmodelle, welche nach den Gipsmo-
dellen zunächst gegossen worden sind, eine
gründliche Ciselirung erfuhren, bevor nach ihnen
die Sandformen für den endgültigen Gufs ge-
fertigt wurden.

Für die nähere Besprechung dieser Thür
wird es hauptsächlich auf die ästhetische Wür-
digung ihrer Komposition ankommen. Während
es wohl in dem ursprünglichen Plane des Domes,
welcher die 5,36 m hohen Durchgangsöffnungen
der Portale schuf, gelegen haben dürfte, dafs
grofse, von unten bis oben hin ganz durch-
gehende Flügel die Oeffnungen einst schliefsen
sollten, verlangte das Programm eine Gesammt-
anordnung der Thüren in der Weise, dafs zwei
untere nur etwa 3!!/4 m hohe bewegliche Flügel
und ein noch 1,60 m hohes feststehendes
Obertheil hergestellt würden. Es galt daher
zunächst, bei der künstlerischen Lösung dieser
Zerlegung den richtigen Weg zu finden, welcher
dahin führen mufste, dafs die geschlossene Thür
doch eine einheitlich wirkende Tafel bildet, deren
Relief und theilende Gliederung sich derartig
beschränkt, dafs sie sich der umrahmenden Stein-
architektur unterordnet, nicht aber einen Wett-
streit mit derselben sucht und dafs besonders
nicht die auf rein praktischen Rücksichten be-
ruhende Zerlegung in den oberen festen Theil
und die unteren aufgehenden Flügel zu stark
betont wird. Ein mächtig vortretender Kämpfer,
wie ihn theilweise die übrigen Pläne zeigten,
ist vom ästhetischen Standpunkte .aus daher
weniger richtig als die bescheidene mit der senk-
rechten schmalen Schlagleiste übereinstimmende
Theilungsgliederung der fertigen Schneider'schen
Thür. Ferner durfte die Ausbildung des Ober-
theils aus denselben Rücksichten keine zu sehr
von der unteren verschiedene sein, aber auch
nicht derartig mit der letzteren übereinstimmen,
dafs bei geöffneten Unterrlügeln der Eindruck
erweckt würde, als sei ein Stück der Flügel zu-
fällig oben hängen geblieben. In zielbewufster
Weise hat Schneider diese Anforderungen an
seine Lösung gestellt und ist denselben in dem
vom Preisgericht voll anerkannten Mafse gerecht
geworden, sowohl durch die ganze Eintheilung
 
Annotationen