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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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Crull, Friedrich: Der Bëlt der Kirche zu Bützow
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Schnütgen, Alexander: Wallfahrts-Agraffe zu den heiligen drei Königen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0227

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395

1889.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

39G

Säulchen angebracht, deren rechtes S. Johannes
Ev., Patron des Domes zu Schwerin, und deren
linkes die hl. Elisabeth, Patronin der Bützower
Kirche, trägt, und zwischen denselben wird der
Raum gefüllt durch eine fensterartig durch-
brochene Platte, welche über einer profilirten
Leiste mit einer Laubwerkbekrönung abschliefst.
Die Wirkung der Arbe't wird durch theilweise
Vergoldung gehoben, mit welcher bedacht sind
die Krone und der Kreuz-Nimbus, die Haare,
die Gewandsäume, die Figürchen auf den Pfeilern,
das Blattwerk des Fufsgestells und die Röschen
auf diesem und auf der Plattenleiste. Auf der
Platte vorwärts und links ist eine kurze Hülse
von geringem Durchmesser befestigt, welche zur
Aufnahme einer Kerze bestimmt sein wird.

Unmittelbar vor dem Fufsgestell ist in die
Platte leicht eingeritzt: Ano xvQ iiij • vH xiij
lot iij quentyn. Die Arbeit ist also im ersten
Jahre des Bischofs Johann von Thun fertig ge-

worden und vermuthlich von seinem Vorgänger
Konrad Loste (f 24. Dezember 1503), noch in
Auftrag gegeben und aus dessen Nachlasse be-
zahlt worden; denn dieser, welcher auch ohne
Zweifel den 1503 ausgeführten Schrein des
Hochaltars gestiftet hat, war guten Vermögens
und soll für die Stiftskirche zu Bützow, wo
die Schweriner Bischöfe residirten, überall viel
gethan haben.

Zwischen Inschrift und Plattenrand ist das
Merk des Meisters eingeschlagen, aber wie so
häufig, nicht besonders scharf, so dafs ich irren
könnte, wenn ich darin ein E und ein H der-
artig verkoppelt sehe, dafs von dem oberen
Ende des E ein Stab über das H nach links
und abwärts sich streckt, mit dessen unterem
Ende ein kurzes Querstäbchen sich kreuzt. Der
Eigner des Merks ist unbekannt, und, da ein
Wardirungsstempel fehlt, auch dessen Heimath
nicht zu bestimmen. Dr. F. Crull.

Wallfahrts-Agraffe zu den heiligen drei Königen.

Mit Abbildung.

iie Franken bedienten sich mit Vor-
liebe der meistens rund, seltener ge-
zackt gestalteten Fibula, welche vor-
nehmlich als Mantelschliefse zum
Schmucke der Krieger und der Frauen gehörte.
In ihrer vornehmsten Erscheinung aus Gold-
blech gebildet, mit Filigran wie
mit buntem Stein- und Glas-
schmuck in reicher Anordnung
versehen, liefert sie jetzt noch
(neben den Ohrringen u. s. w.j aus
den Gräberfunden den Haupt-
beitrag zur Kenntnifs der frän-
kischen Goldschmiedekunst. Die
karolingische Periode scheint die
Pflege dieses Schmuckstückes
sehr vei nachläfsigt zu haben,
welches mit der romanischen
Periode wiederauflebte, um bis zur Renaissance-
zeit in den manigfaltigsten Formen das Gewand
des Soldaten wie des Bürgers, zumeist natürlich
das der Frauen, zu verzieren. Aus edlen wie
aus unedlen Metallen gebildet, bald gegossen,

Nadel versehen, bald Mantel-, bald Hut-Dekor,
galt diese Agraffe gewöhnlich als das Abzeichen
einzelner Stände, Korporationen, Festzüge. Des-
halb trugen auch die Pilger in der Regel diese
Erkennungszeichen, die uns das Mittelalter in
grofser Anzahl überliefert hat, als meistens durch
Darstellungen oder Inschriften
mit dem betr.Heiligthume in Ver-
bindung gebrachte Embleme. —
Die hier in nat. Gröfse abgebild.
gegossene Bronze-Agraffe (die
in Köln öfters gefunden wurde
und zwarauffallenderweise in der
Regel ohne die Nadel, die auch
hier auf der Zeichnung nach
einem anderen, derselben Zeit
angehörigen Vorbilde beigefügt
ist), zeigt in sehr edlen frühgothi-
schen Formen zweimal die Figur der hl. Katha-
rina und die gleichzeitige Majuskel-Umschrift
-:- IflSöHR • MSEtGIOR • B -, durch welche
sie sich zu erkennen gibt als Wallfahrts-Insignie
zu den heil, drei Königen in Köln aus dem

bald getrieben, bald gravirt, bald emaillirt öder i Schlüsse des XIII. Jahrh.; also gerade aus der
stein verziert, bald rund, bald polygon, bald auf Glanzepoche der Pilgerfahrten zu diesem hoch-
der Vorderseite bald auf der Rückseite mit der I verehrten Heiligthume. Schnitt gen.
 
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