Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

DOI Artikel:
Nachrichten und Bücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0209

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
363

1889. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

364

Nachrichten.

f Joh. Richter, Kgl. Bauinspektor a. D.,

ist zu Bonn am 31. Dezember 18S9 unerwartet an
einem Herzschlage gestorben, im Alter von ungefähr
49 Jahren. — Als Bauführer bezw. Bauinspektor im
Eisenbahndienste zu Bonn, Neufs, Köln, Dirschau be-
schäftigt, verstand er es, sein reiches Talent und seine
vielfachen kunstgeschichllichen wie kunsttechnischen
Kenntnisse auch in seinen Eisenbahnbauten, nament-
lich in dem höchst originell behandelten Neufser Sta-
tionsgebäude zu verwerthen. Aber auch weit über den
Kreis seines Berufes hinaus wufste er anzuregen und
zu schaffen Dank einer Genialität, die ihm Hoch-
achtung, und einer Liebenswürdigkeit, die ihm überall
Freunde erwarb. Leider gestattete seine Gesundheit
ihm nicht, seine Stellung als Stadtbaumeister in Aachen
zu behaupten und erst, nachdem er sich in Bonn
wieder erholt hatte, begann er dort eine neue erfolg-
reiche Thätigkeit, welche sich vornehmlich auf die
Wiederherstellung der St. Remigiuskirche, den Neubau
der Pfarrkirche zu Kessenich, die umfassenden Pläne
zu dem Bonner Konviktsbau erstreckte. — Unserer
Zeitschrift hat er von Anfang an grofse Sympathieen
entgegengebracht und an ihren Arbeilen regen Antheil

genommen. Wenige Tage vor seinem Tode über-
reichte er dem Herausgeber eine gröfsere Abhandlung
über die Restaurirung unserer Kirchen, die demnächst
zum Abdrucke gelangen wird als opus poitliwnum eines
wackeren Milarbeiters und unvergefslichen Freundes, s.

Zur Freilegung des Kölner Domes,

welche schon seit Jahren auf der Tagesordnung steht
und endgültig festgesetzt schien, macht in letzter Stunde
die neugebildete „Vereinigung von Privatarchi-
tekten in Köln" neue Vorschläge. Da sie die per-
spektivische Fassung des Thurmpaares und der Süd-
seite in einen Blick, also die Betrachtung des Domes
von seiner wirkungsvollsten Seite bezwecken und er-
möglichen, so verdienen sie um so mehr Beachtung,
als die Mehrkosten nicht unerschwinglich sein dürften.
Weil eine beschränktere Freilegung des Domes, wie sie
aus den Verhältnissen des Bauwerkes selbst (seinen
Ausladungen, Profilen, Ueberschneidungenetc.) so genau
wie sicher festzustellen ist, leider längst als überwun-
dener Standpunkt zu betrachten ist, so darf der Aus-
führung der neuesten Vorschläge angelegentlich das
Wort geredet werden. ,,

Bücherschau.

Die Bauführung des Mittelalters. Studien
über die Kirche des hl. Viktor zu Xanten.
Von Steph. Beissel S. J. Bau — Geldwerth
und Arbeitslohn — Ausstattung. Mit Ab-
bildungen. Zweite, vermehrte u. verbesserte Auflage.
Freiburg 1889, Herder'sche Verlagshandlung.
Drei sehr gründliche und wichtige Studien, welche
zuerst als Ergänzungshefte zu den „Stimmen aus Maria-
Laach" von 1883 bis 1887 erschienen und überall
freundlichst aufgenommen worden sind als ein höchst
werthvoller Beitrag zur Kunst- und Kulturgeschichte
des Mittelalters. Dank einem Urkundenschatze ohne
Gleichen, Dank einem eisernen ITeifse liegt eine der
bedeutendsten Stiftskirchen des Mittelalters in ihrer
baulichen Entstehung und Entwicklung wie in dem
ganzen Prozesse ihrer künstlerischen Ausstattung so
klar und detaillirt zu Tage, als ob es sich um eine
der reichen Kirchen-Anlagen unseres Jahrhunderts
handele, deren Wachsthum freilich ein schnelleres, aber
kein so solides zu sein pflegt. Ein wahres Füllhorn
historischer, kunstgeschichtlicher, archäologischer, litur-
gischer, technischer u. s. w. Bemerkungen, welche
durchweg auf genauester Sachkenntnifs und reichen
Erfahrungen beruhen, bekommt der Leser in den Kauf.
Ueber eine grofse Anzahl von Kunstgegenständen,
ihren Ursprung, Meister, Stifter, Kostenaufwand erhält

er Aufklärung und da die meisten von ihnen glück-
licherweise noch vorhanden sind, so mag ihn die Lust
anwandeln, sie im Bilde zu schauen. Diese hat das
Buch selbst, welches sich auf wenige und einfache
Linien-Erläuterungen beschränken mufste, nicht befrie-
digen können, aber die sehr umfassende Sammlung
vortrefflicher photographischer Aufnahmen, welche der
Hofphotograph Ans'elm Schmitz in Köln jüngst ver-
anstaltet hat, sind geeignet, auch diese Bedürfnisse in
weitgehendem Mafse zu befriedigen. s.

Von Münzenberger's überaus verdienstvollem
Altarwerk (vgl. I. Bd. dieser Zeitschrift Sp. 47/4S)
ist endlich die langersehnte 7. Lieferung erschienen.
Sie enthält zehn ganz vorzügliche photo-lithographische
Abbildungen, unter denen drei von der herrlichen
„Goldenen Tafel" im Museum zu Hannover, zwei vom
Göttinger Altar ebendaselbst, eine von dem berühmten
„Imhof'schen Altar" in der Lorenzkirche zu Nürnberg,
eine von einem sehr mustergültigen Seitenaltar mit
Baldachin-Bekrönung in der Johanneskirche zu Lüne-
burg, lauter Darstellungen von hohem, vorbildlichem
Werlhe. Der 24 Folio-Seiten umfassende Text voll-
endet die niederrheinische Schule (Kaikar, Kleve etc.,),
behandelt die Schulen Westfalens, Hannovers, der
Provinzen Hessen und Sachsen, enthält eine reiche
 
Annotationen