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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

DOI Artikel:
Reichensperger, August: Die Restaurirung von Kirchen betreffend, [1]
DOI Artikel:
Schnütgen, Alexander: Romanischer Altarleuchter
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https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0081

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125

1889.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 4.

126

Dombaumeister stellend, bei dem Neubau oder
der Umwandlung einer Kirche den romanischen
Stil dem gothischen vorzieht.*)

Wie wenig räthlich, ja wie verkehrt es auch
'st, im Renaissance- oder gar im Barockstil
heutzutage Kirchen zu bauen, so soll man
darum doch das, was in solcher Art die Vor-
fahren gutgläubig errichtet haben, weder zer-
stören, noch auch, mittels fremdartiger Zu-
thaten, mehr oder weniger umgestalten. Gothische
Motive dissoniren zudem auch allzu sehr mit
den antikisirenden Formen der Renaissance und
den kokettirenden des Barock- oder Zopfstils,
Um in Verbindung mit denselben eine wohl-
tuende Wirkung zuwege bringen zu können.
Etwas anderes ist es, wenn ein gewissennafsen
abgeschlossenes Ganzes, ein Chor, ein Thurm
angebaut werden soll. In diesem Falle hat das
Minderwerthige zurückzustehen. Es bedarf dies

[2) Da die vorstehende Aeulserung voraussichtlich
ai'f Widerspruch slofsen wird, so erkläre ich hiermit,
"als abweichenden Ansichten gerne die Spalten geöffnet
werden. D. H.]

indefs insofern einer Einschränkung, als nicht
bei dem Weiterbaue einer alten spätgothischen
Kirche derselbe in frühgothischer Weise, als
der an sich den Vorzug verdienenden, auszu-
führen sein würde; vielmehr ist in solchem
Falle der Ton auf die Einheitlichkeit der sti-
listischen Durchführung zu legen.

Wir müfsen uns, insoweit es sich um die
Restaurirung des Körpers alter Kirchen handelt,
hierorts auf die vorstehenden Andeutungen be-
schränken. Auch die ausführlichste Anleitung
würde übrigens in vielen Fällen nicht vor Fehl-
griffen behüten, wenn es den mafsgebenden
Persönlichkeiten an einem gewissen Takt fehlt,
welcher nur durch ein vergleichendes Studium
vieler alter Baudenkmale an Ort und Stelle
(Abbildungen reichen zu solchem Zweck nicht
aus) gewonnen werden kann.

Fragen schwierigerer Art noch ergeben sich
nicht selten aus Anlafs der Instandsetzung des
Innern alter Kirchen. Solche Fragen werden
den Gegenstand eines demnächst folgenden

Artikels bilden. A. Reichensperger.

Romanischer Altarleuchter.

Mit Abb

or Jahresfrist wurde
der hier abgebil-
dete Leuchter in
einer zur Pfarre von
Münstermaifeld ge-
hörigen Filialkirche
entdeckt. Er hat
ohne den eisernen
Dorn eine Höhe
°n 20 cm; er ist aus Bronze gegossen in zwei
tucken, dem Fufs und dem aus Knauf, Röhre
und Teller bestehenden Aufsatz desselben. Der
n,fs ist ziemlich roh und ohne Zweifel aus der
yerlorenen 'Wachsform erfolgt, auch die Ciseli-
1 Ung eine etwas mangelhafte. Gerade diese tech-

""schen Mängel sprechen mit dafür, dafs wir
es

Hab,

mit einem heimischen Produkte zu thun

en und nicht etwa mit einem auswärtigen,
°ar mit einem orientalischen Erzeugnisse, als
Welches man früher manches ähnliche Geräth

der

D:

•e vorstehende Initiale ist dem Kodex LXXXIV

Köln

er Dombibliothek entnommen, welcher dem

Xtr lllcr uoiiiDiDJioineK entnommen, welcner den
,, • Jahrh. angehört und vornehmlich die „Morali
Jregorii Papae" enthält.

ildung.

seiner phantastischen Ausstattung wegen hat
betrachten wollen. — Auch das vorliegende
zeichnet sich trotz einer gewissen Unbehiilflich-
keit in der Form durch einen grofsen Reich-
thum in der Verzierung aus. Der Fufs ruht
auf drei flachen Untersätzen in Gestalt von Drei-
pässen. Aus ihnen entwickeln sich die eidechsen-
artigen Bestien, die in dreifacher Zahl sich ver-
jüngend übereinanderkauern. Zwischen diesen
fast überladenen Ecklösungen entfalten sich die
durchbrochenen Füllungen, die unten wiederum
in zwei nach den Ecken sich entwickelnden
Bestien und darüber aus zwei einander zu-
gekehrten Thiergestalten ähnlicher Art bestehen,
die dreieckig eingefafst sind. Die Stilisirung
dieser Bestien, deren also nicht weniger als 21
in allerlei Verschlingungen den Fufs verzieren,
findet am meisten ihren Ausdruck in den blatt-
artigen Ausläufen der Schwänze; eine Art von
Palmettenfries schliefst den Fufs ab. An ihn
ist in etwas plumper und stumpfer Verbindung
der in Dreiblättern durchbrochene Knauf ge-
fügt, aus dem trichterförmig der Teller heraus-
wächst. Dieser ist von drei Adlern getragen,
 
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