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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0123

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203

1889.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

204

Hauptgruppe bildet die goldene Sonne, deren Rand mit
achtflügeligen rothen (vom Feuer der göttlichen Liebe
durchglühten) Engelköpfen verziert ist. Zu Häupten
des Heilandes sehen wir Lilie und Schwert, eine
symbolische Andeutung von Belohnung und Strafe im
Weltgerichte. Der Ausdruck des göttlichen Antlitzes
ist ein sehr würdiger, die ganze etwas hagere Figur
in strengen Linien künstlerisch vorzüglich gezeichnet,
nicht minder gut sind die in anbetender Stellung auf
stilisirten Wolken knienden Figuren von Maria und
Johannes. Die grofse Sonne schwebt auf dem ge-
stirnten Firmament, von dessen tiefblauem Grunde
sich zu beiden Seiten Posaunen blasende Engelchöre
in bunten Gewändern äufserst wirkungsvoll abheben.
Unter der Kuppel läuft ein breiter Fries, auf welchem
wir die 4 alttestamentalischen Vorbilder des hl. Mess-
opfers, Abel, Abraham, Melchisedech und Aaron dar-
gestellt finden. Da die Kirche eine moderne, so hat
sich Herr Guillery nicht streng an die in romanischer
Zeil übliche Darstellungsweise gehalten, sondern in
etwas freierer Art Pinsel und Palette geführt. Das,

was er hiermit geschaffen, verdient unsere volle An-
erkennung, denn durch sein ganzes Werk geht ein
monumentaler Zug, eine tiefe Empfindung, Schwung
in der Darstellung und im Kolorit. Franz Guillery hat
sich in der Canisiuskirche in Rom ein dauerndes Denk-
mal seines Talentes gesetzt, würdig der Steinle'schen
Schule, aus der er hervorgegangen. Zu bedauern ist,
dafs die beiden Ganzfigiiren an den Pfeilern zu Seiten
des Chores, welche die beiden Apostelfürsten Petrus
und Paulus darstellen, aus dem einheitlichen Gesammt-
rahmen herausfallen. Dieselben wurden während einer
Krankheit des Künstlers nach dessen Kartons von
anderer in monumentaler Malerei weniger geübter Hand
ausgeführt. Dafs die Bemalung der am Westeingange
befindlichen kleinen Marienkapelle sowie der letzten
Halbsäulen unter der Orgelempore in der Kirche selbst
nicht von Herrn Guillery herrühren, bedarf eigentlich
gar keiner Erwähnung. Diese Malereien, in Stil, Farbe
und Ausführung traurig ausgefallen, sind die Leistungen
eines italienischen Dekorationsmalers.

Rom. A. Menken, Regierungs-Baumeister.

Bücher schau.

Von dem im vorigen Bande dieser Zeitschrift Sp. 187
u. 1S8 besprochenen Werke: „Beschreibende Dar-
stellung der älteren Bau- und Kunstdenk-
mäler des Königreichs Sachsen", bearbeitet
von Prof. Dr. Steche, ist nunmehr das zwölfte, die
Amtshauptmannschaft Zwickau befassende Heft er-
schienen. Im Hinblick auf den so reichen Inhalt des
Heftes, insbesondere auf die Zahl der darin enthaltenen
Abbildungen verschiedenster Art, ist es zu verwundern,
dafs dasselbe nach so kurzem Zeitverlaufe den voran-
gegangenen Heften sich anreihen konnte. Die Be-
schreibung der Kunstwerke der Stadt Zwickau nimmt
ungefähr die Hälfte des 149 Seiten zählenden Heftes
ein; 57 Abbildungen illustriren dasselbe, darunter
mehrere gröfseren Formates, von welchen eine Ansicht
der Stadt und die Abbildung eines in derselben ge-
haltenen Festschiefsens aus dem XVI. Jahrh. besonders
hervorzuheben sind. Das erstgedachte, in Linienmanier
gezeichnete Blatt, hat eine Länge von nicht weniger
als einem Meter. Die bei weitem gröfsere Mehrzahl
der inventarisirten Werke, insbesondere der abge-
bildeten, fand während des späteren Mittelalters ihre
Entstehung, was sich dadurch erklärt, dafs in diese
Zeit die höchste Blüthe des dortigen Bergbaues fällt.
Von dieser Blüthe, zugleich aber auch von dem Kunst-
sinn und der Opferwilligkeit der Bürger Zwickau's in
Bethätigung desselben legen jene Werke glänzendes
Zeugnifs ab. Dieselben sind so recht geeignet, Die-
jenigen eines Besseren zu belehren, welche gering-
schätzig über die Kunst am Ausgang des Mittelalters,
insbesondere über die Spätgothik, urtheilen zu dürfen
glauben. Steht letztere auch in Bezug auf Klarheit
und edle Einfachheit hinter der Frühgothik zurück,
so übertrifft sie die Frühgothik dafür an malerischem
Reiz und dekorativer Wirkung, sowie in Bezug auf
Kunstfertigkeit. Auf dem Gebiete der Profanarchitektur
gebührt ihr unbedingt die Palme. Jedenfalls hält keine

der auf die Spätgothik gefolgten Kunstweisen auch
nur entfernt den Vergleich mit ihr aus. Auch eine
nicht geringe Zahl wahrhaft mustergültiger Erzeugnisse
des spätmittelalterlichen Kunsthandwerks, darunter 6
Kelche, ein prachtvoller Pokal und bemerkenswerthe
Tafelbilder, finden sich in dem vorliegenden Hefte
dargestellt, dessen Schlufs ein Verzeichnifs der in dem-
selben angeführten Künstler, Glockengiefser und Orgel-
bauer bildet. A. Reicliensperger.

Geschichte der deutschen Kunst. I. Die Bau-
kunst von R. Dohme. II. Die Plastik von
W. Bode. III. Die Malerei von H. Janitschek.
IV. Der Kupferstich und Holzschnitt von
C. von Lützow. V. Das Kunstgewerbe von
Jacob von Falke. Mit über 1000 Text-Illustrationen,
Tafeln und Farbendrucken. Verlag der G. Grote-
schen Verlagsbuchhandlung in Berlin. Lief. 1—28.
Im Tahr 1885 begonnen, geht dieses grofse, aber
wohlfeile Lieferungswerk, ein Denkmal deutschen
Fleifses und deutscher Wissenschaft, seinem Abschlüsse
entgegen. Die beiden ersten Abtheflungen: Bau-
kunst und Plastik sind längst vollendet, die letzte1
Kunstgewerbe, ist sehr schnell zu Ende geführt
worden, die Malerei ist bereits bis zur VIII. Liefe-
rung und zur Zeit Dürer's fortgeschritten; Kup'er'
stich und Holzschnitt endlich, zuletzt begonnen
und bisher auf eine Lieferung beschränkt, versprich
schnellen Fortgang..— Die Illustrationen, sowon
die in den Text aufgenommenen, als die in Extr!l'
tafeln bestehenden sind sehr zahlreich und duren-
weg nicht nur geschickt ausgewählt, sondern <alic
trefflich ausgeführt, mögen sie in Zinkographieen od
in Holzschnitten, in Lichtdrucktafeln oder Chron)
lithographieen bestehen. Sie beruhen zum grölst
Theile auf neuen Aufnahmen und erweitern in
umfassendsten, verdienstvollsten Weise den Kreis


 
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