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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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Ditges, A.: Stickerei aus dem Schreine der hl. Ewaldi in St. Kunibert zu Köln
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Effmann, Wilhelm: Die Krypta der Abteikirche zu Siegburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0186

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319

1889.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

320

I

Aufsenseite des Evangelienpultes gesehen werden
konnten, während der Diakon auf der Innenseite
das Exultet sang. liegt es nun nicht nahe, anzu-
nehmen, dafs man solche Bilder auf die Decke des
Evangelienpultes übertrug. Das Bild des Jahres
in seiner Beziehung auf Christus, das A und ii,
wie es unsere Stickerei zeigt, wäre demnach ein
ganz passender Gegenstand für eine solche Decke
gewesen, auf welcher dann in jedem Jahre die
Jahreszahl angebracht werden konnte. Der Ge-
brauch, von dem Durand erzählt, ist zudem auch
für unsere Gegend von Rupert von Deutz bezeugt.
Er schreibt in seiner Liturgik: De divinis officiis
/.Ffp.29 von der Osterkerze: Cum ergo rede
feereu s paschalis) huma Hitatis Christi simili/u-
dinem gerat, annus Uli ab incarnatione ejus dem
domini Christi consequentcr iuscribilur.

Wenn man annehmen wollte, die Stickerei
sei nicht nur den Reliquien als Schmuck bei-
gegeben, sondern auch bei ihrer Ausstellung
als Decke oder als Velum des zeigenden Priesters
gebraucht worden, so bietet vielleicht der Hym-
nus Exsultet orbis gaudiis aus dem Officium
der Apostel eine Erklärung. Die hl. Ewaldi
waren Apostel der Sachsen, und auf sie konnte
demnach der Hymnus Anwendung finden, dessen
erste Strophe lautet:

Exsultet orbis gaudiis :

Coelum resullet laudibus:

Apostolorum gloriam

Tellus et astra coitcinunt.
Tellus und astra sind ja in den beiden Zier-
stücken dargestellt.

Köln.

A. Ditges.

Die Krypta der Abteikirche zu Siegburg.

Mit 5 Abbildungen.

ie Stiftung der Abtei Siegburg ist
eng verknüpft mit den Streitig-
keiten zwischen dem Erzbischof
Anno IL von Köln und dem Pfalz-
grafen Heinrich, welcher damals im Auelgau,
herrschte. Als die kriegerischen Verwickelungen
im Jahre 10C1 mit der vollständigen Niederlage
des Pfalzgrafen geendet hatten, ging Anno sofort
daran, auf dem Siegberge, welcher ihm schon
früher vom Pfalzgrafen geschenkt, dann aber
wieder streitig gemacht worden war, ein Kloster
zu errichten, welches dereinst sein Grab auf-
nehmen sollte.1) Eifrig wurde an dem Werke
gearbeitet und am 22. Sept. 1066 die Kirche zu
Ehren des hl. Michael eingeweiht. Die ersten
Bewohner des neuen Klosters waren aus dem
italienischen Benediktinerkloster Fructuaria ge-
nommen. Es sind vier ähnlich lautende Stif-
tungsurkunden vorhanden, aber keine ist datirt.
Sie fallen jedoch nach Lacomblet sämmtlich in
die Zeit von 1064 bis 1066.2) Anno gibt darin
zunächst die Gründe an, welche ihn zum Kloster-
bau bewogen und zählt dann die Orte auf, welche
er der neuen Stiftung zum Unterhalt zugewiesen.3)

') Aeg. Muller „Siegburg und der Siegkreis",
I. Bd. (1858), S. 38 ff. — Ennen „Geschichte der
Stadt Köln", I. Bd. (1863), S. 310 ff.

2) Lacomblet „Urkundenbuch für die Geschichte
des Niederrheins", I. Bd. (18i0), Anm. zu Urkunde 202.

3) Lacomblet a. a. O. Urkunde 202 u. 203.

Dieselbe wurde am 15. Mai 1066 durch Papst
Alexander II. bestätigt.*) Die junge Stiftung
hatte sich der Gunst des Kaisers zu erfreuen;
schon am 8. Oktober 1069 wurde ihr das Markt-,
Zoll- und Münzrecht und am 4. Oktober 1071
die Strafgerichtsbarkeit verliehen.5) So war sie
nach jeder Richtung hin gefestigt, als ihr Stifter
und Gönner'am 4. Dezember 1075 zu Köln aus
dem Leben schied. Seine Leiche wurde der
von ihm getroffenen Bestimmung gemäfs nach
Siegburg überführt und dort in der Kloster-
kirche, an der Stelle, die er selbst gewählt
hatte, beigesetzt.

In dem Bestände der jetzigen, im XVII. und
XVIII. Jahrh. in edlen Verhältnissen errichteten
Kirche ist von den baulichen Schöpfungen Anno s
die Krypta in ihrem Haupttheile erhalten ge-
blieben. Die dem vorigen Jahrhundert ange-
hörigen Klostergebäude von Siegburg haben
bekanntlich nach der im Anfang unseres Jahr-
hunderts erfolgten Aufhebung der Abtei lange
Jahre hindurch als Irrenanstalt für die Rhein-
provinz gedient. Für diesen Zweck durch Er-
bauung der rheinischen Provinzial-Irrenanstalten
entbehrlich geworden, sind dieselben gegeI1'
wärtig zu Gefängnifszwecken nutzbar gemacht
Während die Abteikirche als Anstaltskiiche ihrer

*) Lacomblet a.a.O. Urkunde 20(5.

») Lacomblet a. a. O. Urkunde 213 u. 214.
 
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