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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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Beissel, Stephan: Ein illustrirtes Gebetbuch des XV. Jahrhunderts
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Schnütgen, Alexander: Neuentdeckte Wandmalerei des XIII. Jahrhunderts in einem Kölner Privathause
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Hermeling, Gabriel: Ueber die Behandlung alter reparaturbedürftiger Edelmetall-Gefäße
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https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0064

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1889. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 3.

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machten Angaben war es namentlich eine etwa
4 m über dem jetzigen Fufsboden in Lebens-
gröfse ausgeführte knieende Figur, vielleicht die
eines Engels. Sie scheint zur Umgebung des
Altars gehört zu haben, denn dieses Haus hat
sich aus der alten Mathias-Kapelle ent-
wickelt, welche nach Esser: „Geschichte der
Pfarre St. Johann Baptist in Köln" S. 122 ur-
kundlich nur bis in das XV. Jahrhundert zu ver-
folgen ist, gemäfs den örtlichen Befunde aber
mindestens bis in den Anfang des XIII. Jahr-
hunderts zurückreicht. Aus dieser Ursprungs-
zeit stammt ohne Zweifel noch die nördliche
und östliche sehr dicke Tuffsteinmauer, während
die südliche und westliche (an der Strafse ge-
legene) Mauer einen Umbau in der spätgothi-
schen Zeit erfahren haben mufs. Nur auf jenen
beiden Tuffsteinwänden finden sich noch Reste
von Malereien und zwar auf der Ostwand,
Welche auch der in dem städtischen Archive
vorhandene Stadtplan vom Jahre 1570 als gerad-
«Qig zeigt, in dem Erdgeschosse auf der Nord-
wand, wie bereits oben bemerkt, in der zweiten
Etage. Dieser letztere Umstand legt die Ver-
muthung nahe, dafs die Kapelle ein oberes Ge-
schofs oder eine Gallerie enthalten hat, in deren

Höhe die in kleinerem Mafsstabe ausgeführten
Malereien angebracht waren.

Die Kapelle, welche ursprünglich den Zweck
hatte, die Pfarrkirche von St. Johann zu entlasten,
zugleich dem zweiten Pfarrkaplane eine Wohnung
zu bieten, war dem heil. Mathias geweiht, der
später der Strafse den Namen gegeben hat. Dafs
die Kapelle einen schlanken Thurm hatte, ergibt
sich aus dem vorhin erwähnten Stadtplane, aber
auch noch aus der jetzigen Gestaltung des Dach-
stuhles. Dieser wird noch von mehreren ca. 30 cm
starken eichenen Balken durchschnitten, welche
ehedem die Glocken getragen haben. Im Jahre
1808 wurde nämlich diese Kapelle, obwohl ihre
Zugehörigkeit zu der Pfarrkirche von St. Johann
sie dagegen hätte schützen müssen, von der fran-
zösischen Regierung als Domänengut mit Be-
schlag belegt und trotz aller Reklamationen be-
hauptet, um im Jahre 1811 verkauft und bald in ein
Wohnhaus verwandelt zu werden. Dafs der jetzige
Besitzer desselben das merkwürdige Wandgemälde
mit besonderer Pietät behandelt, verdient alle An-
erkennung und für die Bereitwilligkeit, mit welcher
derselbe mir dessen Abbildung gestattet und er-
leichterthat, sprecheich auch an dieser Stelle mei-
nen verbindlichsten Dank aus. Schnitt gen.

Ueber die Behandlung alter reparaturbedürftiger Edelmetallgefäfse

fSH)

der Zeit, dafs man für alte
Formen und Techniken
wieder Verstähdnifs fand,
dieselben achtet und ehrt,
hat wohl manches mittel-
alterliche Kunstwerk nicht
•j mehr so leicht den Weg

■ V'^^'^^^f 7 zum Trödler> Althändler,
k\S'-^-'-'^if^./ Liebhaber oder gar in
\5§p >!^<itt,;>/ den Schmelztiegel gefun-
den, als wie vor den 40er
Jahren dieses Jahrhunderts. Aber auch manches
a«e schätzbare Stück hat seit jener Zeit die
Werkstätte des Goldschmiedes gefunden, vor
aer es besser bewahrt geblieben wäre. Vielleicht
am wenigsten sind die Goldschmiede dafür
erantwortlich zu machen, dafs eine Reparatur
°der Restauration einem guten oder gar kost-
aren Stücke so sehr zugesetzt hat, dafs es
einem Kenner oft wehe thut. Die Besteller der

Reparatur, welche ebenso wenig das Richtige
zu veranlassen wufsten, wie der Goldschmied
es zu machen verstand, trugen auch vielfach
die Schuld. Nach der einen wie nach der
anderen Richtung ist erhebliche Besserung ein-
getreten. Wohl die wenigsten Goldschmiede,
welche sich mit der Anfertigung kirchlicher
Geräthe befassen, würden heute noch Fehler
machen, wie sie früher leider auch von tüch-
tigen Meistern gemacht wurden, aber auch
heute noch von nicht Spezialfachmännern leider
gemacht werden. Das Stilverständnifs und die
Werthschätzung alter Arbeiten hat bei allen Ge-
bildeten, bei der Geistlichkeit nicht zum kleinsten
Theile, so zugenommen, dafs Anforderungen,
wie sie früher gestellt und so leicht dem Kunst-
werke zum Verderben wurden, nicht mehr so
oft erhoben werden. Trotzdem dürfte es nicht
überflüssig sein, wenn wir im Nachfolgenden
die Flickerei, Reparatur und Wieder-
herstellung alter Edelmetallgeräthe und -Ge-
fäfse einer Besprechung unterziehen. Eine lang-
 
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