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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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Beissel, Stephan: Ein illustrirtes Gebetbuch des XV. Jahrhunderts
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Hermeling, Gabriel: Ueber die Behandlung alter reparaturbedürftiger Edelmetall-Gefäße
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0068

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101

1889.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 3.

102

Es darf nicht unerwähnt bleiben, dafs uns alte
Arbeiten vorlagen, die eine so dicke Sudschicht
hatten, dafs der galvanische Strom gar keine
Wirkung erzielte und hier das allerelendeste
Hülfsmittel dienen mufste.

Die vorstehenden Zeilen dürften hinreichen-
des Material gebracht haben, um für die Zu-
kunft das leichtfertige Behandeln alter Kost-
barkeiten nach Möglichkeit zu verhüten. Es
würde freudigst zu begrüfsen sein, wenn ferner-
hin alte Werke nur erprobten Meistern, welche
mit der nothwendigen Kenntnifs, Gewissenhaftig-
keit und vor allem Uneigennützigkeit diese Ar-
beiten vornehmen, anvertraut würden, damit
kommenden Geschlechtern viel weniger als den
kaum vergangenen die Erfahrung erspart bleibe,
dafs mit dem Restauriren und Repariren mehr
verdorben als verbessert worden ist. Im all-
gemeinen soll dem alten Gegenstande seine alte
■1'orm belassen und nur in Ausnahmefällen eine
sogen. Wiederherstellung zugemuthet werden.
Alte Gefäfse mit schönen Formen und guter
Technik werden viel besser geflickt in den
Sakristeien, Schatzkammern, Museen aufbewahrt,
a's durch radikale Herstellungsarbeiten ihres
Charakters beraubt, zumal solche Aenderungen

doch in der Regel nur unpraktische Ge-
brauchsgegenstände zu schaffen vermögen. In
Diöcesan-Museen vereinigt, würden sie uns ein
besseres und lehrreicheres,' Bild der Kunstthä-
tigkeit unserer Vorfahren geben, als Gypsab-
güsse, Photographieen, Zeichnungen etc. es
vermögen. Diese Museen würden dann wohl
in den meisten deutschen Diöcesen eine solche
Wichtigkeit erhalten, dafs von dieser Stelle aus
nicht allein belehrend und anregend, sondern
auch unterstützend gewirkt werden könnte, und
dürfte wohl diese Unterstützung denen vornehm-
lich zu Gute kommen, die durch Herleihen
der meisten und besten alten Gegenstände
die Bedeutung des Museums gehoben hätten.
Wird nun diesen Angaben entsprechend eine
scheinbar oder wirklich nothwendig gewordene
Reparatur resp. Restauration alter Kunstwerke
vorgenommen, dann mag der Archäologe, Kunst-
kenner und Besitzer zufrieden sein, dafs eine
langjährige Praxis die Mittel und Wege anzu-
geben versucht hat, jene der Nachwelt so gut
zu erhalten, als es den Umständen nach mög-
lich ist; der Verfasser aber mag dann den Zweck
seiner Abhandlung für erreicht halten dürfen.

Köln.

Gabriel Hermelins;.

B ü c h e r s c h a u.

N

eerlandia Catholica sive Provinciae Ultrajectensis

Historia et Conditio Leoni XIII P. M. Quinqua-

gesimum ab inito Sacerdotio annum explenti a. D.

1887 in festo S. Sylvestri Catholici Neerlandi pietatis

c°usa d. d. — Utrecht 1888, P. W. van de Weyer.

Dieses glänzende Prachtwerk im gröfsten Folio-

'ormate ist ein neuer Beweis für das warme und

reiche kirchliche Leben, welches in unseren Tagen

"n'er den Katholiken Hollands herrscht. Es ist eine

Weihegabe an den heiligen Vater zu seiner Sekun-

zi um demselben über den gegenwärtigen Stand

er kirchlichen Angelegenheiten in der holländischen

""chenprovinz Bericht zu erstatten. Daher werden

m I. Buch die einzelnen Diöcesen Utrecht, Haar-

*m> Herzogenbusch, Breda, Roermond behandelt in

rer historischen Entwicklung, mit ihren Anstalten,

ekanaten, Pfarreien etc., im II. Buch die Klöster etc.,

HI. die Bruderschaften, die charitativen, wissen-

,. "Etlichen u. s. w. Einrichtungen, zuletzt das „katho-

Ne Amsterdam", eine Zusammenstellung seiner Ge-
richte und seines heutigen Zustandes. Auf G60 Seiten
lallet sich diese mit der gröfsten Sorgfalt zusammen-
heilte Uebersicht in zweispaltigem Text, der links
Antiqua lateinisch, rechts in gothischen Buch-
en holländisch ist. Die typographische Ausstattung,
111 scharfen und schönen Lettern, in überaus zahl-

reichen kleinen und grofsen, schwarzen und rothen
gothischen Initialen, in sehr vielen und mannigfaltigen
gothischen Zierstreifen, Vignetten u. s. w. besteht,
genügt den höchsten Ansprüchen. Dazu kommen
mehrere Farbendruckblätter, die sehr figurenreichen
Weihetafeln der einzelnen Diöcesen und einiger Ge-
nossenschaften, sowie Abbildungen von Kirchen und
kirchlichen Anstalten. Diese reiche Ausstattung ist ge-
mäfs der am Schlüsse beigefügten „Geschichte dieses
Werkes" vornehmlich dem Typographen P. W. van
Weyer, der auch den buchhändlerischen Vertrieb be-
sorgt, und dem Bildhauer Wilhelm Mengelberg in Ut-
recht zu danken. Uebrigens haben viele kirchliche
Künstler Hollands dazu mitgewirkt. Dafs trotzdem das
Werk eine durchaus einheitliche Leistung, ist der beste
Beweis für die Einmüfhigkeit, mit der die bezüglichen
Kräfte des Landes in technischer und stilistischer Be-
ziehung arbeiten. Gerade diesem Umstände mögen die
schönen Erfolge, welche das kleine Holland besonders
im letzten Jahrzehnte auf dem Gebiete des kirchlichen
Kunstschaffens errungen hat, zuzuschreiben sein. So ist
denn dieses wahrhaft monumentale Werk, um dessen Zu-
standekommen der Professor im Seminar zu Rijsenburg,
Dr. Joannes Jansen, sich besondere Verdienste erworben
hat, ein Denkmal wie des Glaubens so des Lebens in
dieser gesegneten Kirchenprovinz. S.
 
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