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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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Reichensperger, August: Die Restaurirung von Kirchen betreffend, [2]
DOI Artikel:
Schnütgen, Alexander: Gothische Monstranz
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https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0095

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15t

1889. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

152

Nicht ohne ein gewisses Bedenken berühren
wir noch eine heikle Materie; wir meinen das
Verhältnifs der Geschenkgeber zu den
Kirchen, welchen wohlzuthun sie beabsichtigen.
Gar viele Erfahrungen thun dar, dafs deren
Opferwilligkeit sich leicht als schädlich erweist.
Durchweg verlangen die, nur höchst ausnahms-
weise mit gediegener Kunstkenntnifs versehenen
„Wohlthäter", dafs ihrem Geschmack Rechnung
getragen wird. Es gibt nun aber zwei Haupt-
sorten von Geschmack, einen guten und einen
schlechten; letztere Sorte ist in der Regel da
vorhanden, wo es an tieferer Einsicht fehlt.
Ueberdies wird nicht selten, lediglich auf Grund
persönlichen Beliebens, die Bevorzugung irgend
eines Künstlers oder einer gewissen Kunstanstalt
ausbedungen. Wie viele Farbendrucke und
sonstige fabrikmäfsig angefertigte Dutzendwaare
aus irgend welcher „Masse", ja wie viele mifs-
rathene Farbenfenster haben nicht solcher Ge-
stalt in Kirchen Platz genommen! Sogar Ein-
brüche in wesentliche Konstruktionstheile, um,
beispielsweise, Standbilder an Orten aufzustellen,
wohin solche nicht gehören, könnten wir be-
zeichnen. Gewifs würde vorkommenden Falles
durch Zuspruch von sachkundiger Seite her
nicht schwer zu erwirken sein, dafs statt des
einer Kirche zugedachten Gegenstandes dessen
Geldwerth dargebracht wird.

Zum Schlufs sei noch einer, mit dem eben
Gesagten in einem gewissen Zusammenhang
stehenden Betrachtung Ausdruck gegeben. Nur
dann erfüllt die Kunst ihren Beruf, wenn die-

selbe auf die Gesammtheit des Volkes bildend
einwirkt. Dazu kann die Tagespresse mächtig
fördernde Beihülfe leisten, was dieselbe denn
auch in der Art anstrebt, dafs sie reichlich, ja
überreichlich Theater- und Concertberichte er-
stattet, auf Ausstellungen figurirende Erzeugnisse
der Profankunst bespricht, — ob oder in wie weit
im rechten Sinne, mag hier dahin gestellt bleiben.
Nur die kirchliche Kunst geht im grofsen
Ganzen genommen, leer aus. Und doch ist gerade
sie es, welche jenem Beruf am wirksamsten zu
entsprechen sich eignet. Während aller wahrhaft
schöpferischen, aus der Geschichte hervorleuch-
tenden Kunstperioden war die religiöse Kunst
denn auch tonangebend. Mit der mittelalter-
lichen, vom Volksbewufstsein getragenen, aus
demselben genährten Kunstherrlichkeit ging es
zu Ende, als zufolge des Hereinbrechens der
Renaissance die Kunstübung nicht mehr nach
dem Altare hin gravitirte. Abermals finden wir
uns vor einen Wendepunkt gestellt. Auch auf
dem Kunstgebiete ist der Kampf zwischen dem
christlichen Idealismus und dem Materialismus
oder Sensualismus entbrannt. Die letzterem nicht
huldigenden Zeitungen sollten dies auch dadurch
bethätigen, dafs sie für die Sache der kirchlichen
Kunst eintreten. Eines sonderlichen Opfers
bedarf es zu diesem Zwecke nicht. Mögen sie
etwa nur den, bisheran den, nur die wenigen
Sportsleute interessirenden Pferderennen gewid-
meten Raum jener Kunst zuwenden, im Uebrigen
fortfahren, den Interessen aller sonstigen Art
zu dienen. A. Reichenspefger.

Gothische Monstranz.

Mit Lichtdruck

ie hier abgebildete der Münsterkirche
in Bonn gehörige Monstranz hatte
so viele Beschädigungen, Verstüm-
melungen und Umbildungen (unter
letzteren Ersatz des Cylii.ders durch einen vier-
eckigen Glasbehälter) erfahren, dafs ihr fernerer
Gebrauch eine gründliche Restauration unbedingt
erforderte, bei der leider auch die alte ohnehin
stark verletzte Feuervergoldung nicht erhalten
werden konnte. Diese Restauration hat Gold-
schmied Wüsten in Köln auf's Beste besorgt im
unmittelbaren Anschlüsse an die früher von ihm
hergestellte Bopparder Monstranz, die offenbar
aus derselben Werkstätte hervorgegangen ist. Dafs

(Tafel IX).

diese in Mainz sich befunden habe, läfst folgende
ohne Rücksicht auf die punzirten Laubwerk-
ornamente auf dem Fufse der Bonner Monstranz
eingravirte Inschrift vermuthen: VENBLIS •
CLERo • ZDARIVS • MOGVNTINVS • BIS •
DEPR^EDAT^E • ECCL,E • S™ • CASSII •
BONNEN • EX • COMPASSIÖE • DONO • DT-
A° ■ 1589. Von einem Mainzer Kleriker der
in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrh. ihrer
nothwendigsten Utensilien zweimal vollständig
beraubten Bonner Kirche aus Mitleid geschenkt,
wird sie wohl auch in Mainz entstanden sein,
wo die Goldschmiedekunst in der gothischen
Periode in grofser Blüte stand. Die weitere


 
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