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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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239

1889.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

240

Nachrichten.

Die diesjährige Generalversammlung der
Katholiken Deutschlands zu Bochum hat
zwar keine feierliche Rede über christliche Kunst ge-
bracht wie die vorigjährige zu Freiburg, wohl aber in
der „Sektion für christliche Kunst" unter dem
Vorsitze des Freiherrn Clemens von Heereman zu
aufsergewöhnlich eingehenden und interessanten Ver-
handlungen Gelegenheit geboten. In der ersten schon
sehr stark auch von ausübenden Künstlern besuchten
Sitzung bildete die „Zeitschrift für christliche
Kunst" den einzigen Gegenstand der Unterhaltung.
Die Freude über ihr Bestehen und ihren rüstigen Fort-
gang fand lebhaften Ausdruck. Der Herausgeber, der
ihre Ziele, Mittel, Erfolge ausführlich darlegen, seine
Grundsätze entwickeln, seine Wünsche und Pläne kund-
geben durfte, wurde ermuntert, auf dem betretenen
Wege fortzuschreiten. Die Wichtigkeit ihrer weiteren
Entfaltung und Ausbreitung wurde betont, die Notwen-
digkeit der Erweiterung des Abonnentenkreises hervor-
gehoben. Die langen Berathungen gipfelten in dem Be-
schlusse: „Die Sektion für christliche Kunst spricht ihr
Einverständnifs aus mit der Haltung der „Zeitschrift für
christliche Kunst" sowohl nach der wissenschaftlichen als
praktischen Seite und stellt den Antrag, die Generalver-
sammlung möge beschliefsen: „Die Generalver-
sammlung empfiehlt den Katholiken Deutsch-
lands angelegentlich, die „Zeitschrift für
christliche Kunst", welche auf Anregung der
Generalversammlungen ins Leben getreten
ist, sowohl durch Abonnement, als auch durch
Mitarbeit zu unterstützen." Diese von Herrn
Religionslehrer Prill als Referenten in längerer Aus-
einandersetzung begründete Resolution gelangte am
28. August in der geschlossenen Generalversammlung
zur einstimmigen Annahme.

Noch stärker wurden die beiden folgenden Sektions-
Sitzungen besucht, die zu einem sehr anregenden und
fruchtbaren Gedankenaustausch führten. Zunächst wurde
von Herrn Baumeister Hertel die Frage des Altar-
Baues resp. Aufsatzes angeregt, besonders in Bezug auf
die Gestaltung des Tabernakels und Expositoriums. Die
eingehende Debatte lieferte manche beachtenswerthe
Gesichtspunkte und mehrfache Beiträge zur Lösung
dieser so wichtigen wie schwierigen Frage. Dem viel-
fach geäufserten Wunsche, dafs die „Zeitschrift für christ-
liche Kunst" ihr ganz besondere Aufmerksamkeit widmen
möge, erklärte der Herausgeber nach besten Kräften
entsprechen zu wollen. Da das Bedürfnifs nach guten
Vorbildern für Altaraufsätze im romanischen Stile, für
die es bekanntlich an alten Mustern fast gänzlich fehlt,
als ein äufserst dringliches gewifs nicht ohne Grund
bezeichnet wurde, so werden zunächst für diese die
leitenden Grundsätze zu entwickeln, die geeigneten For-
men zu erforschen, unter Beihülfe tüchtiger Bildhauer
und, insoweit Metall-Altäre in Frage kommen sollten,
erprobter Goldschmiede gute Zeichnungen zu entwerfen
sein. — Von mehreren Seiten wurde Klage erhoben
über mancherlei Mifsslände, unter denen namentlich
auch die im Dienste der Kirche arbeitenden Künstler
zu leiden hätten. Als solche wurden unter Anderem
zu starke Beeinflussung der Künstler durch nicht hin-

reichend urtheilsfähige geistliche und weltliche Herren,
sowie die unwürdige Konkurrenz mit der Fabrikwaare
und die ungesunde Bevorzugung der Mindestfordernden
bezeichnet. Die Berechtigimg dieser Klagen, mithin der
Anspruch der Künstler auf bezüglichen Schutz, wurde
von der Versammlung vollauf anerkannt, aber auch die
Notwendigkeit hervorgehoben, dafs diese durch eifriges
Studium der mittelalterlichen Kunstdenkmäler eine ge-
nauere Kenntnifs der für die kirchliche Kunst gebotenen
Formen und eine gröfsere Sicherheit in deren Hand-
habung sich anzueignen hätten. Zur Erreichung dieses
Zweckes wurde die Schaffung eigener Kunstschulen, die
aber mit den Werkstätten in engster Verbindung stehen
müfsten, als ein besonders geeignetes Mittel bezeichnet,
deswegen als ein in's Auge zu fassendes und wohl auch
von den späteren Generalversammlungen in Erwägung
zu nehmendes Ziel.

Uebrigens schien die Anschauung, dafs die kirch-
liche Kunstthätigkeit in aufsteigender Linie begriffen,
den Anwesenden gemeinsam zu sein, und die Aus-
stellung für christliche Kunst, die wie ge-
wöhnlich so auch diesmal mit der Generalversammlung
verbunden war, durfte als eine Bestätigung dieser
Anschauung bezeichnet werden. Auf verschiedenen
Gebieten des kirchlichen Kunstschaffens, besonders
auf demjenigen der Paramentik und der metallischen
Künste, auch der Plastik in Holz und Stein waren die
Fortschritte ganz unverkennbar und gerade die Werk-
stätten, also die ausübenden Künstler, zeigten hier ihre
Ueberlegenheit den Geschäftsbetrieben gegenüber, zumal
denjenigen, die nicht in der Beschränkung ihre Meisler-
schaft suchen, sondern in der Ausdehnung auf die ver-
schiedensten Gebiete und Erzeugnisse auf Kosten des
Geschmackes, der Solidität und vor allem einer gesunden
Entwickelung. r>. H.

f Johannes Schulz, Pfarrer am Arresthause zu
Aachen, Vorstandsmitglied der „Vereinig"'1?
zur Förderung der Zeitschrift für christ-
liche Kunst", ist am 17. August d. J. unerwartet
schnell gestorben im Alter von nahezu 48 Jahren. Von
Jugend auf der Kunst, namentlich der kirchlichen des
Mittelalters, zugethan, suchte er sie nicht nur the0"
retisch zu erlernen, sondern auch praktisch zu ergrün-
den, besonders durch vielfachen Verkehr in den Werk-
stätten. Aus ihnen entwickelte sich vornehmlich sei»e
Neigung, bei Restaurations- und Ausstattungsarbeit«11
sogar als leitende Kraft thätig zu sein. Auch seü'e
schriftstellerischen Leistungen, als welche besonder-''
sein Katalog zu der „ersten Ausstellung des Muse"»lS'
Vereins in der Stadt Aachen im Februar 1878", d'e
Beschreibung der „byzantinischen Zellen-Emails de
Sammlung Swenigorodskoi, ausgestellt im städtische
Sürmondt-Museum in Aachen" 1884 (jetzt im Muse"1"
zu Petersburg), sowie seine Vorschläge zur „dekorativ
Ausschmückung der Münsterkirche zu Bonn" JO
hervorzuheben, sind zumeist aus diesen praktiscn
Bestrebungen herausgewachsen. Auch um die t<i'
düng unserer Zeitschrift hat er sich grofse Verdie"s
erworben, so dafs auch diese ihm ein dankbares
denken bewahrt. S.
 
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