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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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Effmann, Wilhelm: Grabsteinplatte in der Abteikirche zu Werden a. d. Ruhr
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Schnütgen, Alexander: Romanische Metallrosette
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https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0027

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23

L88'.). — ZEITSCHRIFT KÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 1.

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den Körper. Die Füfse stemmen sich gegen
ein Wappenschild, welches ein künstlerisches
Gegengewicht bildet gegen dieMitra, mit welcher
das Haupt geschmückt ist. Diese zeigt ebenso
wie die Mantelagraffe eine bis auf die Einzel-
heiten sich erstreckende minutiöse Ausführung;
die schön gezeichnete Krücke des Abtsstabes ist
daneben verhältnifsmäfsig einfach behandelt.

Wenn vielleicht auf den ersten Blick die
Figur als zu breit und deshalb unproportionirt
erscheinen möchte, so ist dabei im Auge zu
behalten, dafs dieselbe liegend zur Darstellung
gebracht ist. Eine Hauptschwierigkeit bei der
Ausführung liegender Figuren bietet die An-
ordnung der Gewandung; bei einer stehenden
Figur legt sich dieselbe in andere Falten als bei
einer liegenden. Die romanische Kunst, welche
die Figuren lebend darzustellen pflegte, bevor-
zugte in der Gewandung solche Linien, welche
es unentschieden liefsen, ob die Figur stehend

oder liegend gedacht; war. In der gothischen
Kunst verliefs man diesen Weg; die Figuren
wurden, je nachdem die Grabsteine an der Wand
oder auf dem Boden angebracht werden sollten,
in ausgesprochener Weise als stehend oder liegend
dargestellt. Während man denselben im letzteren
Falle Anfangs noch einen Schein des Lebens in
den geöffneten ruhig blickenden Augen liefs,
wurden sie später vielfach auch in ganz natür-
licher Weise als Todte gebildet.

In dieser Art ist auch der Grabstein des
Abtes Anton behandelt. Dadurch, dafs der Mantel,
welcher die Figur umhüllt, sich um diese aus-
breitet, wird die genaue Lage der Umrifslinien
verdeckt; es genügt aber der Vergleich des Kopfes
mit den übrigen Abmessungen des Körpers, um
erkennen zu lassen, dafs sich auch in den wohl
abgewogenen Verhältnissen der Figur der feine
Sinn des Künstlers nicht verleugnet.

Münster. W. Effmann.

Romanische Metallrosette.

Mit Abbildung.

Dieselbe verziert die Rückseite des Evangelien-
Kodex, der sich im Kunstgewerbe-Museum zu
Köln befindet und in Bezug auf den reichen
Schmuck seinerVor-
derseite von Bock
„Das heilige Köln"
eingehend beschrie-
ben ist. Diese Ro-
sette, welche einen

Durchmesser von
12 cm hat, ist ganz
aus Kupfer gebildet
und vergoldet, der
Mittelsternemaillirt.
Die vier Dreipässe

liegen flach auf.
Die Evangelisten-
Medaillons, die jene

verbinden, sind
gestanzt, in guter
Zeichnung und vor-
trefflicher Prägung.
Das Band, welches
unter ihnen hergeht,
bezeichnet die erste Erhöhung, die zweite der
aufgenietete Stern, dessen acht Ausschnitte die
aus dem Grunde gehobenen Rosettchen beleben.
Bei dem Stern bezeichnen die Linienführungen

die stehen gebliebenen Metallstege, die von
ihnen eingeschlossenen Theile sind mit Gruben-
schmelz ausgefüllt, der hier in 3 Farben erscheint:

in Türkisblau (wel-
ches hier an den
Rändern weifslich
ausläuft) für die acht
Innenblätter a, in
Mitteldunkelblau,
welches dazu in den
Zwickeln b den Hin-
tergrund bildet, in
Weifs, welches das
diesen einschliefsen-
de Streifchen c füllt.
—■ Die Wirkung
dieser ohne Zweifel
gegen Schliffs des
XII. Jahrhunderts in
Köln entstandenen
Rosette, welche in
dieser Ausbildung
eine grofse Selten-
heit ist, da die Rück-
seiten der Kodizes meistens unverziert blie-
ben, ist eine so vorzügliche, dafs ihre einfache
und leichte Nachahmung alle Empfehlung ver-
dient. Schniitgen.
 
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