Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

DOI Artikel:
Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0049

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1880. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

Nachrichten.

Aus St. Gereon in Köln.

In der St. Gereonskirche zu Köln ist die dekorative
Ausstattung des Dekagons, nach den Entwürfen des
Direktors von Essenwein durch Kaplan Göbbels aus-
geführt, längst vollendet bis auf den Kapellenkranz.
Aus diesem hat auch bereits eine vor ungefähr drei
Jahren, gelegentlich eines Priesterjubiläums, ihren
Schmuck erhalten, der in mehrfarbiger Marmorbeklei-
"U11g, bunter Verglasung und Wandmalerei besteht.
111 ähnlicher Weise sollen auch die anderen sieben
vapellen behandelt werden, indem die Wandmalereien
üle acht Seligkeiten vorstellen, jedes Fensler eine
rleiligenfigur aufnehmen soll (unter Beibehaltung der
g°lhischen Form in den sechs Kapellen, welche diese
lrn XIV. Jahrhundert erhalten haben,) und die Marmor-
elung in derselben streifenförmigen Anordnung ihnen
zu Theil werden soll. Letztere ist bereits in zwei
weiteren Kapellen ausgeführt und die bezüglichen Vor-
arbeiten in der folgenden, der dritten (dem hl. Andreas
Ulld den hl. drei Königen gewidmeten) auf der Evan-
gelienseite, haben jüngst aus einer Tiefe von 30 cm unter
aem jetzigen Niveau zahlreiche Reste von gelblichen
^armortafeln und vereinzelte von Schieferplättchen zu
age gefördert. Dieselben haben eine Stärke von
bis 8 mm und sind glatt geschliffen, ihre gröfste
reite beträgt 29,5 cm (welche genau mit den Maafs-
erhältnissen der zur neuen Bekleidung verwendeten
'atten übereinstimmt). Es kann kaum einem Zweifel
unterliegen, dafs diese Marmor- und Schieferplatten
~ (die vielleicht auch in den anderen Kapellen sich
getunden hätten, wenn die Untersuchung bis zu dieser
*'efe ausgedehnt worden wäre) — Ueberreste der ur-
Prünglichen Vertäfelung sind, also bis in die spät-
°rnische resp. fränkische Zeit zurückreichen, welche
Uese Plattenmosaik liebte und auch in Kirchen zur
ekleidung der Wände und Pfeiler (wie in der Sophien-
t"'che zu Konstantinopel und in St. Vitale zu Ravenna)
ni't Vorliebe zur Anwendung brachte.

Dafs nämlich die Kapellen ihren wesentlichen Be-

standtheilen nach, die Gewölbe nicht ausgenommen,

lfiser Zeit angehören, hat sich vor einigen Jahren als

ganz gewifs herausgestellt. Als dieselben nämlich zum

vecke einer stilgemäfsen Ausstattung von den Sluck-

erzierungen, die ihnen vor circa 200 Jahren auf-

&enöthigt worden sind, befreit wurden, gab sich das

wölbe in seiner Zusammensetzung von zwei Lagen

S Oz flacher nur 2 cm starker, circa 27 cm im Quadrat

' 'ender spätrömischer Ziegel als ursprüngliche An-

§e zu erkennen, und die starken Risse, welche es

g'e, führten zu einer fast noch überraschenderen

ntdeckung. Ueber dem Gewölbe nämlich (also unter

1 Belag der Emporen) wurden mehrere grofse Krüge

e'«erkbar, fünf derselben, je 40 bis 50 cm hoch,

mittelbar hinter dem zum Mittelraum überleitenden

schlufsbogen (der gleichfalls von einer doppelten

egelschicht nach unten geblendet ist) aufrecht stehend,

w ob resp. 70 cm hoch, 36 resp. 45 cm breit, etwas

"er zurück auf der Seite liegend. Ganz dünn und

r sporadisch eingestreuter Mörtel erschien als deren

nz'ge ganz lose Verbindung. Die beiden letzten

Krüge wurden herausgenommen und in der Krypta
aufgestellt. Es ist wohl als zweifellos zu betrachten,
dafs sie der spätrömischen Periode angehören und,
mit zwei Henkeln versehen, unten in eine Spitze aus-
laufend, ursprünglich zur Aufbewahrung von Wein
dienten. Bei der Frage nach ihrer Bestimmung an
dieser so eigenthümlicheu Stelle, drängte sich zunächst
die Vermuthung auf, sie könnte eine akustische, also
auf die Verstärkung des Tones abzielende, gewesen
sein. Dafs solche Schallgefäfse in mittelalterlichen
Kirchen vereinzelt vorkommen, hat unter Anderem der
Fund in der St. Severinskirche zu Köln bewiesen, der
im I. Jahrgange dieser Zeitschrift Sp. 247 ff. unter Bei-
gabe einer Abbildung behandelt ist. Dafs aber die
vorliegenden Gefäfse nicht in diese Kategorie gehören,
ergibt sich aus ihrer Gestalt und Lage, namentlich
aus der Stelle, an der sie sich befinden resp. befanden,
mit aller Bestimmtheit. Es dürfte daher nur die An-
nahme übrig bleiben, dafs sie das sehr dünne und
leichte Gewölbe gegen zu starke Belastung schützen
sollten. Diesen Zweck sollen auf den ersten Blick
die Gefäfse verrathen, die in den Thermen des
Caracalla zu Rom über den Gewölben sich befinden,
dicht nebeneinander gestellt, wie „die Honigzellen in
einem Bienenkörbe"; und dafs Justitian für die Ueber-
wölbung der Kuppel von der Sophienkirche in Kon-
stantinopel ganz besonders leichte Ziegel auf der Insel
Rhodus hat anfertigen lassen, ist bekannt. Dafs in
einigen dieser Hohlziegel unter den Gebeten der Priester
Reli juien untergebracht wurden, verdient als besondere
Merkwürdigkeit erwähnt zu werden, die auch ander-
weitig begegnen könnte. In den vorliegenden Krügen
finden sich deren nicht. Die Art ihrer Verwendung
ist schon merkwürdig genug, und dieser Fall wohl
der erste, der in den Rheinlanden, vielleicht in ganz
Deutschland, ist beobachtet worden. S.

Der künftige Hochaltar
der neuen Marienkirche zu Hannover.

Bekanntlich hat unser hl. Vater den hochherzigen
Gedanken gefafst, für die in Hannover neuerbaute
Marienkirche einen würdigen und schönen Hochaltar
zu stiften und zu diesem Zwecke die bedeutende
Summe von 50000 Frcs. gespendet. Die Höhe dieses
grofsmüthigen Geschenkes zeigt so recht, was in
Deutschland noch immer in vielen Kreisen nicht zur
praktischen Ueberzeugung durchgedrungen ist, dafs
nach der Meinung des Oberhauptes der Kirche der
Hochaltar dasjenige im Gotteshause ist, was in mög-
lichster Schönheit und Vollendung hergestellt werden
mufs und woran am allerwenigsten gespart werden darf.

Im vorliegenden Falle handelt es sich also um einen
Altarbau, der in hervorragender Weise alle Freunde
der christlichen Kunst interessirt.

Eine leichte Skizze des Entwurfs zu diesem Hoch-
altar liegt nun nebst den Bedingungen für die zur Aus-
führimg in's Leben gerufene Konkurrenz vor und ge-
wifs durfte es angezeigt sein, Näheres über diesen
Altarbaii mitzutheilen.
 
Annotationen