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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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Münzenberger, Ernst F. A.: Die mittelalterlichen Altäre in der Mark Brandenburg
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Effmann, Wilhelm: Grabsteinplatte in der Abteikirche zu Werden a. d. Ruhr
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https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0025

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19

1889. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

20

dortige Kirchen noch gegen Ende des XVI. und
zu Anfang des XVII. Jahrhunderts angefertigt
und Mefsgewänder sogar noch im XVIII., wie
z. B. in Alt-Üoebem.

Wie reich an mittelalterlichen Kunstschätzen
würden unsere Kirchen jetzt nicht sein, wenn
man allenthalben in den Zeiten, in denen ein
neuer Geschmack neuen Schmuck der Gottes-
häuser begehrte, den alten, dadurch verdrängten
Altären, Bildern und Statuen, nachdem sie Jahr-
hunderte hindurch zur Erbauung der Gläubigen
gedient, wenigstens noch irgendwo ein Plätzchen
in den Kirchen vergönnt hätte, statt sie unbarm-
herzig und unduldsam auf den Speicher zu ver-
weisen oder hintereinander für wenige Thaler
dem Meistbietenden zu verkaufen oder sie gar
dem Küster als Brandholz zu überlassen.

Zum Schlüsse können wir den dringenden
Wunsch nicht unterdrücken, dafs doch den für
die lokale Kunstgeschichte so überaus wich-
tigen mittelalterlichen Flügelaltären mehr Auf-

merksamkeit geschenkt werde, als bis jetzt leider
der Fall gewesen ist. Sollte es denn so schwer
sein, die uns-noch erhaltenen hervorragendsten
Schnitzereien und Gemälde einer Provinz in
guten Nachbildungen zusammenzustellen und
so der Kunstforschung zugänglich zu machen?
Das National-Museum in Berlin birgt ungeheuere
Schätze von Bildwerken aller Art; dort kann
man aber ungleich leichter die italienische
Malerei studiren, als die Kunst der alten Mär-
kischen Malerschulen. Will man diese kennen
lernen, so mufs man sich eben den alten Branden-
burgischen Flügelaltären zuwenden. Auch das
Märkische Museum in Berlin hat bisher keinen
Ersatz hier geleistet; es hat wohl einige alte
Flügelaltäre aufzuweisen, aber dieselben gehören
durchschnittlich zu den geringeren Werken und
sind meist verstümmelt, so dafs sie die Herrlich-
keit und den Reichthum der alten Kunst dieser
Gegenden durchaus nicht erkennen lassen.

Frankfurt. M U n z e n b e r g e r.

Grabsteinplatte in der Abteikirche zu Werden a. d. Ruhr

Mit Abbildung.

I

nter den Grab-
steinen, welche sich
besonders zahlreich in den
Stifts- und Klosterkirchen
erhalten haben, überwiegen
weitaus solche Werke, die
in ihrer steifen, handwerks-
mäfsigen Herstellung jedes
weitergehenden Interesses entbehren. Verhält-
nifsmäfsig gering dagegen ist die Zahl jener
Grabsteinplatten, welche ein künstlerisches Ge-
präge tragen.

Dies ist auch der Fall zu Werden a. d. Ruhr.
Als die dortige Benediktiner-Abtei durch den
Reichsdeputations-Hauptschlufs vom 25. Februar
1803 nach mehr denn lOOOjährigem Bestände
der Säkularisation verfiel, war Beda Savels der
69. Abt, mit dem die lange Reihe der Prälaten
von Werden und Helmstedt schlofs. Von den
Grabsteinen, welche dem Andenken dieser Wür-
denträger gewidmet waren, sind gegenwärtig
noch 11 erhalten und in die Wände der Abtei-

Obige Initiale aus dem Jahrg. I Sp. 175 besproche-
nen Psalterium. Mafsstab '/< der natürlichen Gröfse.

kirche eingelassen, aber nur ein einziger kann
Anspruch auf Kunstwerth erheben. Derselbe ist
in nebenstehender Abbildung zur Darstellung ge-
bracht. Die zu einem Theil durch das anstofsende
Chorgestühl verdeckte Inschrift hat folgenden
Wortlaut: Reverendissimo patri Antonio Gry-

molt omnis virtutis elpietatis sancto cultori.......

hujus monasterii Abbati secundo religiosissimo
successor et fratres pii M. L.v) Anno domini
1517: 13. mensis Jtinij.

Anton Gr im hold stammte aus der Graf-
schaft Lippe; er war der 53. Abt in Werden
und Helmstedt und der zweite Abt nach der
Klosterreformation.2) Er" regierte von 1484 bis

') Für die Abbreviatur M. L. gibt vielleicht einer
der gelehrten Leser dieser Zeitschrift die richtige
Lösung. Unter den verschiedenen möglichen Lesarten
habe ich mich für eine bestimmte nicht entscheiden
können.

Zugleich sei hier bemerkt, dafs in der Inschrift
des Grabsteines von Doberan (I. Jahrg. Sp. 232) die
beiden letzten Wortzeichen der linken Seite mit „pater
et" aufgelöst werden müssen.

2) Die Reformation des Werdener Klosters wurde
durch Adam Villicus (Meier), Abt zu Grofs-Martin
in Köln und Generalpräsident der Bursfelder Union,
 
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