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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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205

1889.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

206

durch gute Abbildung in die Kunstgeschichte auf-
genommenen Denkmäler. — Der Text beschränUl
sich durchaus nicht auf eine geschickte Zusammen-
setzung und Bearbeitung des bis dahin bereits be-
kannten Materials, sondern bietet eine grofse Anzahl
neuer Gesichtspunkte und Resultate, so dafs er als
eine sehr erhebliche Bereicherung der kunstgeschicht-
lichen Wissenschaft erscheint. Dieses gilt auch in
Bezug auf die Baukunst, das bislang am erfolg,
reichsten bearbeitete kunstgeschichtliche Feld; in viel
höherem Mafse aber von der Plastik, die noch so
viele Lücken bot, nicht blofs in Bezug auf die älteste
Periode, sondern auch auf die Uebergangszeit und
die Späthgothik. Die Kenntnifs beider Perioden ist sehr
wesentlich gefördert, zumal durch den Nachweis der
fränkischen und schwäbischen Schulen. Auch in die
noch sehr dunkle frühgothische Zeit ist einiges Licht
hineingetragen, sehr vieles aber in die Entwickelung
der Renaissance und in die bezüglichen Einflüsse. —
Bei dem Kunstgewerbe, der Kunstwissenschaft un-
serer Tage, handelte es sich um eine neue, grund-
legende Arbeit. Da sie den bewährtesten Händen an-
vertraut war, so entspricht sie allen Anfordungen, viel-
leicht die der Ausführlichkeit allein ausgenommen.
Anlage, Richtung, Grundsätze, Darlegung vortrefflich,
nicht minder die Auswahl, die aber wohl Mancher
m einer minderen Beschränkung gewünscht hätte. — Die
Malerei gibt sich überall als eine sehr gründliche,
streng wissenschaftliche Leistung zu erkennen, welche
nicht nur in Bezug auf die karolingische Periode, des
Verfassers eigenste Spezialität, sehr viel Neues bietet.
■— Kupferstich und Holzschnitt werden in ihren
Anfängen behandelt und in der Schongauer'schen
"lüthezeit unter Verwerthung der neuesten Forschungen
und in so ansprechender Schilderung, dafs der Fort-
setzung gewifs mit allgemeiner Spannung entgegen-
gesehen wird. H.

Der Vorstand des Metzer Dom bau Vereins hat
Jüngsi in dem von ihm veröffentlichten „Dombau-
blatte", einem stattlichen Hefte von 22 Quartseiten u.
10 Bildtafeln, den vierten Bericht über den Fortgang
seines Unternehmens erstattet. Im Anschlufs an das im
L Bande Sp. 115 u. 116 dieser Zeitschrift über den dritten
Bericht Angeführte nachfolgend einige Bemerkungen in
"ezug auf den vorliegenden. Der Verein hatte während
"es abgelaufenen Jahres einer Mehrung der Zahl seiner
Mitglieder und seiner Einnahme sich zu erfreuen; von
SM« besonderer Wichtigkeit für ihn aber ist die dem-
selben inmittelst gewordene Bewilligung einer Lotterie,
deren Ergebnifs sich zu 102000 Mark veranschlagt
"ndet. — Auf den Baubericht des Dombaumeisters
i°rnow folgt eine eingehende, sehr interessante Ab-
handlung desselben über die Geschichte des Metzer
uomes und über den Fortgang seiner Restaurirung.
v°n den Bildtafeln bringen drei dem Bau entnommene
-"lzelheiten, beziehlich eine Gegenüberstellung von
Abbildungen des Domes vor dessen Restaurirung und
'ach Bewerkstelligung derselben. Drei Tafeln bezwecken
nrUiptsächlich die Veranschaulichung des projektirten
aehreiters und eine Vergleichung desselben mit denen
er Kathedralen von Paris und Amiens. Hervorzuheben
"' noch die auf der dritten Tafel gegebene Abbildung
Uier Reiterstatuette aus Bronze, betreffs welcher die

gewichtigsten Gründe dafür sprechen, dafs sie Karl
den Grofsen darstellt und während dessen Regierungs-
zeit angefertigt worden ist. Bis zur französischen
Revolution befand sie sich im Metzer Dom auf einer
Art von Altartisch. Leider ist dieselbe nach Paris
gekommen und von dort nicht wieder zurückgekehrt.
Gewifs begleiten die besten Wünsche aller Freunde
der christlichen Kunst das Bestreben des Metzer Dom-
bauvereins, ein durch die Gestaltung und die Wirkung
seines Innern unter den mittelalterlichen Domen hoch
hervorragendes Baudenkmal zu kunstgerechter Voll-
endung zu bringen. a. R.

Kunststudien von C. Hasse, o. ö. Prof. der
Anatomie an der Universität Breslau, so lautet der
Titel von bei C. T. Wiskott erscheinenden fortlaufenden
Veröffentlichungen, deren III. Heft die Verklärung
Christi von Raffael behandelt und die Einheitlich-
keit dieses vielbesprochenen Gemäldes darzulegen sucht,
nach kurzer Erwähnung der hauptsächlichsten früheren
Deutungen. Die geistvollen Kombinationen des Ver-
fassers werden gewifs dem Interesse begegnen, welches
sie verdienen. n.

Muster-Blätter für künstlerische Hand-
arbeiten, herausg. von Frieda Lipperheide.
V. Sammlung. Berlin 1889, Franz Lipperheide.

Die unermüdliche Verfasserin, welche um die Reform
und Hebung der weiblichen Handarbeiten in Deutsch-
land und darüber hinaus die allergröfsten Verdienste
hat, bietet wieder eine neue Sammlung, den Anfang
einer neuen Serie. Sie enthält 12 meisterhaft aus-
geführte Farbendrucktafeln, unter denen einige, nament-
lich die Flachstickerei Nr. 5, die Plattstickerei Nr. 7,
die Mossul-Stickerei Nr. 9 von geradezu verblüffender
Echtheit. Der 16 Seilen umfassende, mit 48 Illu-
strationen durchwirkte Text erläutert die Tafeln und
ihre Anwendung. Wie alte Muster den neuen Formen
angepafst, die allen Techniken den neuen Bedürfnissen
dienstbar gemacht werden können, wird hier in sehr
instruktiver, stets auf die Ausführung abzielender Weise
gezeigt. Also wiederum ein sehr praktisches Heft,
welches den kunstfertigen Damen und die es weiden
wollen, angelegentlichst empfohlen werden darf.

S.

Von „Seemanns Kunsthandbüchern" ist
der IV. Band erschienen: „Die Tracht der Kultur-
völker Europas vom Zeitalter Homers bis zum
Beginn des XIX. Jahrh. von A. von Heyden". Mit
222 Abbildungen. — Eine wohlfeile aber doch zuver-
läfsige und durch viele Illustrationen erläuterte Trachten-
kunde war ein grofses Bedürfnifs und trotz der vor-
züglichen Werke von Weifs, von Falke und Anderen
keine leichte Aufgabe. Der Verfasser hat sie recht gut
gelöst durch geschickte Benutzung des vorhandenen
Materials und durch ausgedehnte eigene Forschungen,
die sich namentlich auf das Kostüm im Alterthum
beziehen. Dem Mittelalter sind 110 Seiten Text ge-
widmet und ein eigener Abschnitt der kriegerischen
Ausrüstung während desselben. Ungefähr 100 Seiten
nimmt die Neuzeit in Anspruch und in einem be-
sonderen Anhange (dem nur eine etwas gröfsere
Ausdehnung zu wünschen wäre) wird das geistliche
und weltliche Ornat behandelt. Die Illustrationen,
 
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