Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

DOI Artikel:
Merlo, Johann Jacob: Kunstwerke, gestiftet von der Kölner Patrizier-Familie von Wasserfaß
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0057

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
79

1889.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

80

14:95 erscheint wiederum ein Gerard von
Wasserfafs, der bis 1519 neunmal regierender
Bürgermeister seiner Vaterstadt wurde. Er starb
am 7. Juni 1520 und erhielt in der Columba-
kirche sein Grab. Sein gleichnamiger Sohn er-
langte dieselbe Würde und führte von 1533 bis
1539 dreimal den Regierungsstab. Auch von
ihm ist eine werthvolle Kunstgabe zu ver-
zeichnen. An der Stiftung der vortrefflichen
Glasmalereien aus dem Jahre 1528 über dem
Hochaltar in der Pfarrkirche zum heil. Petrus
haben sich Gerard von Wasserfafs und seine
Gattin Agnes van der Bies, einzige Tochter des
reichen kölnischen Kaufherrn Johann van der
Bies, betheiligt. Das mittlere Fenster ist eine
Schenkung der Äbtissin des St. Cäcilienstiftes,
Gräfin Elisabeth von Manderscheid, welche, be-
gleitet von der heil. Cäcilia, unter dem gekreu-
zigten Heiland kniet. Von gleicher Schönheit
sind die beiden Seitenfenster, die Kreuztragung
und die Grablegung Christi enthaltend. Auf
diesen Fenstern befinden sich die knieenden
Bildnisse der Stifter mit ihren Wappen, worunter
Gerard von Wasserfafs und seine Gemahlin die
erste Stelle einnehmen. Aufserdem gewahrt man
die Wappen der Familien v. Siegen, v. Wesel,
v. Erkelenz und anderer, (v. Mering „Die Bischöfe
und Kirchen von Köln", I, 196.) Dieser Gerard
von Wasserfafs starb 1541 und in demselben
Jahre schieden auch die Bürgermeister Adolph
Rinck und Jacob von Rottkirchen aus dem Leben.
Sie erhielten alle drei ihre Grabstätte in der Co-
lumbakirche, wo ihnen ein gemeinsames Epi-
taphium gewidmet wurde, von dem damaligen
Stadtsekretär Johann Helmann in lateinischen
Versen verfafst. v. Hüpsch theilt dasselbe in
seiner Epigrammatographie II, 39—40 mit.

Die Tauf- oder Kreuzkapelle in der Peters-
kirche bewahrt einen prachtvollen, figurenreichen
und kunstvoll geschnitzten Altar aus der ersten
Hälfte des XVI.Jahrhunderts, mit Scenen aus der
Leidensgeschichte Christi. An demselben sind
der Donator und seine Gemahlin in knieender
Stellung angebracht.2) Gemäfs den beigegebenen

2) [Sie bilden über Mafswerk-Blendarkaden die
Ausstattung der Predella dieses Altars, der sich in
Bock „Das heilige Köln" abgebildet und beschrieben
findet. D. IL]

Wappen gehörte der erstere der Familie von
Lyskirchen an, das andere Wappen ist, nach
v. Mering (a. a. O. S. 198), auf Katharina von
Wasserfafs zu deuten. In dem Altare ist die
Tumba mit den Gebeinen des heil. Evergislus,
Erzbischofs von Köln, aufgestellt.

Durch ihren hohen amtlichen Rang und
ihren Reichthum durften die Herren von Wasser-
fafs sich jenen vornehmsten Kölner Geschlechtern
anschliefsen, welche im gesellschaftlichen Verkehr
einen grofsen Luxus entfalteten. Dem mufste
die ganze häusliche Einrichtung entsprechen.
Besonders suchte die Silberkammer zu glänzen;
hier war der Schatz, der für des Hauses erste
Zier gehalten wurde, hier die Stelle, wo die
Ebenbürtigen sich gegenseitig zu überbieten
suchten. Einen Bericht in der Zimmerischen
Chronik (III, 237—238) über ein Banket im
Wasserfafs'schen Hause wird man hier mit
Interesse lesen. Das Banket fand in der ersten
Hälfte des XVI. Jahrhunderts statt. Man führte
die Gäste in eine Nebenkammer, wo sie den
reichen Vorrath von Silbergeräth anstaunen
mufsten. Es war zu der Zeit „als die beiden
Gebrüder Freiherren von Zimbern zu Köln ge-
wesen." Im weitern Verfolg meldet der Bericht:
„Und aber in derselben Nacht war gerade zur
Fastnachtsfeier ein grofses Banket in eines
reichen Bürgers Haus; hab' ich's recht behalten,
so hat er der Wasserfafs geheifsen, einer der
reichsten aus der ganzen Bürgerschaft. Unter
anderm führte man die Gäste in die Garderobe,
die sich am Saale befand, und liefs sie das
Silbergeschirr sehen. Das war des Silbers
viel allda, wie bei etlichen, und nicht den
geringsten, Fürsten nicht gefunden wird, w i e
denn die Kölner sonderlich mit
dem Silbergeschirr prangen, das
auch Manches gröfstes Vermögen ist. Ich
habe dieses Wasserfafs Silbergeschirr damals
auf dreifsigtausend (Gold-) Gulden schätzen
hören, denn es waren in der Garderobe zwei
Seiten vom Boden bis zur Decke hinauf mit
lauter Silbergeschirr in Gefächein überstellt.
Danach safs man an einer langen Tafel zu-
sammen, die Herren und das Frauenzimmer,
und das Banket fing an."

Köln. J.J. Merlo.
 
Annotationen