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Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

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Münzenberger, Ernst F. A.: Der neue Hochaltar in der Minoritenkirche zu Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0110

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179

1889. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. (i.

180

chromirung in der alten Weise unter ausschliefs-
licher Anwendung von Glanzgold und spar-
samster Anwendung weniger Farben ausgeführt.

Es ergab sich nun gleich die Frage, wo der
Altar in Zukunft seine Verwendung finden werde.
Für mehrere bedeutende Kirchen wünschte man
denselben, aber der Vorzug unter ihnen, ge-
bührte doch wohl der durch ihr Alter wie ihre
kunstgeschichtliche Bedeutung so hervorragen-
den Minoritenkirche in Köln, für die der hoch-
würdigste Herr Weihbischof Dr. Baudri aus
den zu seinem Jubiläum ihm für einen kirch-
lichen Zweck übergebenen Mitteln einen neuen
Hochaltar zu stiften wünschte.1)

Inzwischen hatte das Kultusministerium in Be-
zug auf die Bestätigung für den Verkauf des Altars
Schwierigkeiten erhoben. Sobald aber der Herr
Minister vernahm, dafs der Altar wieder in kirch-
lichen Gebrauch zurückgeführt und zudem in einer
der hervorragenderen Kirchen Kölns seine Ver-
wendung finden solle, wurde in entgegenkom-
mendster Weise dazu die Genehmigung ertheilt.

Was dem Altar besondern kunstgeschicht-
lichen Werth verleiht, ist der Umstand, dafs
wir mit Bestimmtheit den Ort und die Zeit
seines Entstehens und den Meister, von dem er
herrührt, angeben können.

Es befindet sich nämlich im städtischen
Museum zu Braunschweig ein sehr beachtens-
werthes Altarwerk, von dem die zweite Lieferung
des Werkes des Unterzeichneten über die mittel-
alterlichen Altäre Deutschlands eine Abbildung
bringt. Die Vergleichung beider Altarwerke zeigt,
dafs sie unzweifelhaft aus derselben Werkstätte
hervorgegangen sind. Der Braunschweiger Altar
nennt uns nun glücklicher Weise in einer In-
schrift die Zeit seiner Entstehung und den Namen
des Meisters: Completutn est opus illud in
Brunswik per nie Conradum Borgentrik 14.83
in vigilia Lauretui! Lübke führt in seiner
„Geschichte der Plastik" I. S. 714 diesen Altar
als Eigenthum der Kirche zu Hemmerde bei
Unna auf; in jener Kirche ist er auch wirk-
lich früher gewesen, aber schon längst aus
ihr entfernt worden, und zwar bei Gelegenheit

!) [Für die Ueberlassung dieses hervorragenden
Werkes verdient der Herr Verfasser, der bereits über
zwanzig mittelalterliche Altäre dem kirchlichen Ge-
brauche in der uneigennützigsten Weise und unter
grofsen Opfern zurückgegeben hat um so mehr An-
erkennung und Dank, als er sogar auf die Rück-
erstattung mancher Nebenauslagen in grofsnuithigster
Weise verzichtet hat.] D. H.

ihres Umbaues, wobei er in den Besitz des
Bildhauers Herrn Allard in Münster überging.
Von diesem kaufte ihn Herr Kommerzienrath
v. Voigtländer 1868, um den Sammlungen der
Stadt Braunschweig damit ein hochwillkommenes
Geschenk zu machen. Auch bei diesem Altar
besteht der Kasten wie bei dem Alfelder aus
Eichenholz, während die Figuren und Gruppen
beider aus Lindenholz verfertigt sind. In Folge
dessen war auch der Altar von Hemmerde sehr
stark vom W'urme angefressen, so dafs z. B. von
den achtzehn Heiligenbildern nicht weniger als
zehn neu angefertigt werden mufsten. Der Alfelder
Altar war auch sehr restaurationsbedürftig, aber
es gelang doch, fast Alles bei dem Figurenwerke
zu erhalten, so dafs nur hie und da einige feh-
lende Theile ergänzt wurden. Die Bilder auf
den (doppelten) Flügeln sind bei beiden Altären
leider fast verschwunden; bei ersterem stellte
ein grofser Theil der Gemälde Szenen aus der
Leidensgeschichte dar, beim Alfelder Altar ist
das zweite Flügelpaar ganz verloren gegangen
und die Aufsenseite des ersten weist nur Reste
der alten Malerei auf, aus denen sich ergibt,
dafs hier in acht Feldern Szenen aus dem Leben
einiger Heiligen dargestellt gewesen sind.2)

Was den Meister der beiden Altäre betrifft,
so findet sich der Name desselben zuerst in
dem Bürgerregister von Braunschweig im Jahre
1457 genannt; er heirathete damals die Wittwe
eines Malers Kord, der auch als Kort von Hagen
bezeichnet wird und leistete den Schofseid für
sich und „seines wyves kindern".

Borgentrik, dessen Name auf das Städtchen
Borgentreich bei Hofgeismar hinweist, blieb in
Braunschweig, wo sein Name in den städtischen
Büchern zuletzt gegen 1501 genannt wird. Aus
verschiedenen Nachrichten derselben Bücher geht
hervor, dafs es ihm nicht besonders gegangen
sein mufs; er scheint kein guter Haushalter ge-
wesen zu sein. Im Jahre 1472 trennte sich seine
Frau Ilsebe von ihm, wobei ausdrücklich ihm die
gerichtliche Verpflichtung auferlegt wurde, allein
für die vorhandenen Schulden aufzukommen,
während seine Frau, der er das in die Ehe
Mitgebrachte zurückgeben mufste, sich in den
St. Johanneskonvent zurückzog, wo damals gegen
zwanzig Frauen nach Beginenart zusammenlebten.

2) [Immerhin wird der Versuch gemacht werde"
müssen, diese Szenen wiederherzustellen bezw. zu re'
konslruiren, und in Bezug auf einige wenigstens ist tl"
dem Erfolge nicht zu zweifeln.] D. H-
 
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