Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 2.1889

DOI Artikel:
Kremer, Th.: Die Klosterkirche zu Hoven bei Zülpich
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3570#0152

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
257

1889. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

258

diesen die in der Diöcese Köln belegenen Be-
sitzungen zugetheilt worden seien.4) Dieser Ort
apud Tulpetum ist Hoven.

Der neuen Klosterniederlassung, welche Papst
Cölestinll. unter dem 11. Nov. 1191 bestätigte,5)
wurden alsbald so reiche Zuwendungen zu Theil,
dafs sofort zum Bau von Kirche und Kloster
geschritten werden konnte.

Während das letztere im Laufe der Jahr-
hunderte eine vollständige Umgestaltung erfahren
hat, ist die erstere, wenn auch nicht unversehrt,
so doch im Wesentlichen wohlerhalten auf
unsere Zeit gekommen.

Die Kirche ist, wie aus den beigefügten Zeich-
nungen hervorgeht, ein einschiffiger Bau mit
einem langgestreckten, in einer halbkreisförmigen
Apside schliefsenden Chore im Osten und einem
Thurme im Westen. Das Schiff mifst in der
Länge 16,20 m, in der Breite 8,10 m und in
der Höhe 10,70 m. Das Chor hat bis zur Ap-
side eine Länge von 7,40 in bei einer Breite
von 5,60 m. Nur die Apside ist überwölbt und
zwar mit einer einfachen Halbkuppel; Chor und
Schiff haben flache Stuckdecke mit grofsem
Stuckwappen. In dem Langhause haben sich
noch die ursprünglichen — sehr hoch liegen-
den — Fenster erhalten. Dafs die jetzt vorhan-
denen gröfseren Chorfenster aus einer späteren
Zeit stammen, ist schon deshalb anzunehmen,
weil sie vollständig abweichen von allen übrigen,
dem alten Baubestande ersichtlich angehörigen
Fenstern der Kirche. Dafs sie erst nachträglich
an Stelle der hier früher vorhandenen kleineren
Fenster getreten sind, darauf deuten aber auch die
Ziegelsteine in den Laibungen dieser Fenster hin.
Letztere sind wahrscheinlich ebenso wie die jetzt
vorhandene Decke nach einem Brande hergestellt
worden, welcher die Kirche im Jahre 1727 be-
troffen hatte.6) Eine Wiederherstellung des alten
Zustandes ist indessen bei der jetzigen Restau-
ration nicht beabsichtigt; die grofsen Fenster
sollen belassen und später mit figuralen Glas-
gemälden geschmückt werden, während die
übrigen mit ornamentaler Verglasung versehen
werden sollen. Denn auch die Fenster der Chor-
apside sind in kleinen Abmessungen gehalten;
sie zeichnen sich aber vor den Langhausfenstern,
welche nur einfache Laibungen haben, dadurch

*) Lacomblet a. a. O. Urk. 512.
™) Abdruck der Urkunde bei Nagelsch m itt
a- a. O. S. 17.

G) Nagelschmitt a. a. O. 82. Hefi S. 7.

aus, dafs sie von Säulen eingefafst sind. Die
Kapitelle und Basen derselben zeigen die Formen
des guten romanischen Stiles, ebenso die Sockel
und Kapitelle der Säulen und Wandpfeiler,
welche das Chor von Langhaus und Apside
scheiden.7)

Die jetzt vorhandene Westempore kennzeich-
net sich als ein Werk der spätgothischen Zeit.
Dieselbe erstreckte sich, wie die Abbruchspuren
zeigen, früher noch weiter nach Osten; es sollen
jedoch bei der jetzt im Gange befindlichen Re-
stauration nur die beiden noch bestehenden West-
joche beibehalten werden. Da die Westemporen
mit Vorliebe zum Aufenthalte der Nonnen ge-
wählt wurden, so ist anzunehmen, dafs die jetzt
vorhandene Empore an Stelle einer anderen ge-
treten ist. Von dieser rührt vielleicht eine mit
Eckblättern versehene Basis her, welche mit
einer Säulentrommel gegenwärtig im Kloster-
garten als Fufs eines steinernen Tisches dient.
Der Bogen, in welchem sich früher das Erd-
geschofs des Thurmes nach der Kirche hin
öffnete, ist gegenwärtig vermauert, seine Offen-
legung mit Rücksicht auf die Benutzungsart der
Thurmhalle aber nicht beabsichtigt.

Die zeichnerischen Darstellungen, welche der
äufseren Gestaltung des Bauwerkes gewidmet
sind, gestatten es, die Beschreibung desselben
im engsten Rahmen zu halten. Die Thür in
der Mitte des Langhauses war vermauert und
ist erst jüngst wieder aufgedeckt worden. Die
Kapitelle der Säulen stimmen mit denen im
Innern überein. Die neben der Thür sich zeigende
Rundbogenöffnung ist gegenwärtig noch offen,
soll aber demnächst geschlossen werden. Die-
selbe weist darauf hin, dafs sich hier ehedem
ein niedriger Kapellenanbau anschlofs, der sich
auf der Südseite wiederholte und der Kirche den
Charakter einer Kreuzkirche verlieh. Auf der
Südseite ist in dem sich hier der Kirche vor-
legenden Kreuzgange8) die Ostwand des Kreuz-
flügels noch jetzt erhalten; auf der Nordseite war



") Auf der Südseite des Chores findet sich an der
Ecke ein dein Jahre 239 n. Chr. angehöriger Stein ein-
gemauert, der seiner Inschrift nach der Göttin Sunucsalis
gewidmet ist. Vergl. darüber: Klinkenberg „YVeih-
inschrift aus Hoven bei Zülpich". (Jahrbücher des Ver-
eins von Alterthuinsfreunden im Rheinlande, 87. lieft
(1889) S. 193 ff.)

8) In dem Kreuzgange hat der sei. Hermann Joseph,
welcher am 7. April 1241 zu Hoven starb, seine erste
Ruhestätte gefunden. Nagelschmitt a. a. O. 32. Heft
S. 11.
 
Annotationen