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Schönermark, Gustav [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0020
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Freis Delitzsch.

Er ist von Backsteinen erbaut und zwar so, dass nur die Ecken von der eigent-
liche)! Wandstärke sind, während die Wandflächen im Inneren geschossweise von
Llachbögen überdeckte Nischen bilden. Wahrscheinlich gehört auch das etwas
breitere, ebenfalls aus Backsteinmaueiwerk bestehende Schiff noch dem 16. Jahr-
hundert an. Der Zugang zu ihm führt von Westen her durch den Thurm. Der
jetzige dreiseitige Chor in Bruchsteinen mit Backsteinen vermischt dürfte erst
später ausgeführt sein zu einer Zeit, in welcher alle mittelalterliche Ueberlieferung
bereits vergessen war. Denn man findet in ihm ein Sacramentshäuschen von
spätgothischen Formen, welches der Südostwand eingefügt ist. Dieser Schrein
hat die gewöhnliche Ausbildung durch zwei Fialen, deren Riesen ein abschliessendes
Gesims tragen und zwischen denen sich die hier rechteckige Thür befindet. Den
Flügel dieser bildet ein Fisengitter. Ueber ihr und zwar unter einem Kleeblatt-
bogen, der oben als Eselrücken ausläuft, ist ein Christuskopf mit Kreuznimbus
thu-h relietirt. Jeden Bogenzwickel füllt ein Wappen aus.
Dem Chore ist an Stelle einer Sacristei nördlich eine Gutsherrenstube
an gebaut.
Im Thurme hinter einem Verschlage an der Nordwand stehen die gut ge-
schnitzten Holzreliet's des ehemaligen Altarschreins. Erhalten haben sich die
h. Apollonia mit der Zange, die h. Magdalena mit der Salbbüchse, Maria mit dem
Finde, welches sich abwendet, und eine Heilige, deren Attribut jetzt fehlt. Sie
alle sind etwa von halber Febensgrüsse. Ferner findet sich eine Reliefcomposition
in Holz, welche die Anbetung des Christkindes durch die drei Könige darstellt:
links sieht man Maria mit dem Kinde, welches das Kästchen fasst, in dem ihm
Balthasar, ein bartloser Mann im Mantel, Gold darreicht. AVeiter rechts steht der
Mohrenkönig Melchior mit einem Schwerte, Weihrauch in seinem ITorngefässs
haltend, und hinter ihm hält seine Myrrhengabe der alte bärtige Caspar. Aus
einem Fenster der Architektur des Hintergrundes sieht Joseph hervor und aus
einem anderen Ochs und Esel.
Alte diese Holzsculpturen sind von demselben Meister gefertigt in realistischer
Weise, aber ganz vorzüglicher Composition und Behandlung der Einzelheiten, z. B.
des Gewandes sowie der Gesichter.
Die Glocke von 1,01 m im Durchmesser hat oben am Halse zwischen Or-
namenten diese Umschrift:
MICH GOSS ANDREAS GEORG IAVCK IN LEIPZIG ANNO ISO!.
An der Glocke ist zum Schmuck ausser Münzen und Namen auch natürliches
Laubwerk abgeformt.
Eine andere Glocke hat 0,79 m im Durchmesser mul oben die Inschrift:
Gegossen von Gebrüder Ulrich zu Apolda und Laucha 1854,
ferner an der Glocke einerseits :
SOPHIA GOTT SCHVITZE VND ERHALTE DIE GEMEINDE BRODAV!
andererseits:
EHRE SEI GOTT IN DER HOEHE FRIEDE AVF ERDEN VND DEM
MENSCHEN EIN WOHLGEFALLEN.
 
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