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Schönermark, Gustav [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0094
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Kreis Delitzsch.

bogige'Thür vom Chore aus zugäugig ist. Zwei einfache diagonal gerippte Kreuz-
gewölbe überdecken ihren Raum.
Der Altar ist im Crossen und Ganzen ein noch streng gehaltenes Werk
des 17. Jahrhunderts. Vier freie Säulen, von denen die mittleren beiden vortreten,
theilen den Aufbau. Inmitten ganz unten ist das Abendmahl gemalt. An dem
Postamente links sehen wir den Matthäus mit dem Engel, rechts den Marcus mit
dem Löwen. Das Hauptbild stellt Christum am Kreuze dar. Sein Blut spritzt
aus der Seite auf einen betenden Mann (Longius?) den Moses auf die Gesetzes-
tafeln verweist, ihm entspricht auf der anderen Seite der herzutretende Johannes
der Täufer, vor dem das Gotteslamm mit der Fahne liegt; er berührt, die Hand
erhebend, den Fuss des Gekreuzigten; diese Zusammenstellung des ersten und
letzten Propheten zu den Seiten des Kreuzes ist im 17. Jahrhundert beliebt.
Rechts neben diesem Hauptbilde ist oben die Verkündigung der Geburt des Christ-
kindes an die Hirten durch Engel mit Spruchbändern, unten die Taufe Christi
im Jordan. An der linken Seite oben ist Christus als guter Hirt mit dem Schafe
auf der Schulter dargestellt, unten Luther (?) mit Reisenden!?) unterwegs (?)
Feber einem jederseitigen Ausbaue ist eine weibliche Halbfigur gut geschnitzt.
Jn dem Ausbaue rechts ist gemalt der Evangelist Johannes mit dem Adler, links
Lucas mit dem Opferrinde, im Auf baue ist gemalt Christus am Oelborge; auf
dem Kropfe über der Säule links steht eine allegorische Figur, muthmaassJich den
Glauben bedeutend, ihre Beigabe (Kreuz?) fehlt jetzt, rechts eine andere mit
einem Anker, also die Hoffnung darstellend. In der Kartuschenbekrönung ist das
Bildniss Maria's(?), als Spitze des Ganzen eine allegorische Figur mit zwei Kindern,
Charitas. Die Architektur und Sculptur an diesem Altaraufbaue ist noch
ziemlich gut, dasselbe kann nicht von allen Bildern gesagt werden.
Der Taufstein, welcher erneuert ist und einen neuen Fuss bekommen hat,
gehört dem 17. Jahrhundert an. Fr ist achtseitig und mit Widderköpfen, Kartuschen
um ovale Inschriftfelder, Wappen und derartigen Zierrathen ausgestattet. Bezüglich
der Inschriften verweisen wir auf S. 148 der Simon'sehen Chronik, hinsichtlich der
Wappen, die den Schenkgebern gehören, bemerken wir jedoch, dass die Siglen derselben
aufzulösen sind einerseits: P - E - G - U - H - Z - M - E -HZ H = Philip])
Ernst Graf Und Herr Zu Mansfeld Edler Herr Zu Heldrungon, andererseits:
E - G Z - M - G - R - V P = Elisabeth Grätin Zu Mansfeld Geborene Reussin
Von Plauen.
Im Kircheninneren sind den Wänden eine Anzahl Epithaph ion eingelassen.
An der Nordostwand des Chores trägt ein Stein noch die Formen der Erüh-
renaissance. Ein Ritter in seiner Rüstung ist dargestellt mit vier erhabenen
Wappen zwischen zwei langen Dreiviei'telsäulcn vor Pilastern. Darüber hat der
Aufbau, dessen Architektur durch tiefen Zahnschnitt und dergleichen stark markirt
wird, eine Iuschrifttafel, auf welcher steht, dass allda der 1554 gestorbene 10HANN
BAPONIS AD HAIDECH ruht.
Ein anderer Stein im Chor an der Nordwand stellt eiue Frau vor, die vor
einem Crucihxus betend kniet. Zwei Pilaster mit sehr schön gezeichneten Füllungen
und ein von ihnen getragenes Gebälk mit einem Giebel, in welchem ein Engel-
köpfchen und auf dessen First ein Fuge! mit einem Kreuze (?) befindlich, um-
rahmen die Reliefhgur, welche die 1591 gestorbene Christiane von Ponikau dar-
 
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