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Schönermark, Gustav [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0104
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Kreis Delitzsch.

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Er ist nur von einem Schurze bekleidet und fasst sich mit der Rechten an die
Stichwunde in seiner Seite. Links kniet ein Geistlicher in der Casel und mit dem
Manipel, rechts kniet die h. Dorothea mit einem Korbe und mit einem Rosen-
kränze auf dem Haupte, ln den Bogenzwickeln befindet sich links ein Enget mit
einem Figürchen (wer?), rechts ein Engel mit einer Lanzenspitze. Stellt das Ganze
ein Epitaphium vor, wie man annehmen möchte, so ist hier eine von der Regel
stark abweichende Darstellung ausgeführt, die sich nicht wohl erklären lässt.


Der westliche Theil der Kirche ist in Hinsicht auf das schlechte Mauerwerk
nicht romanisch, sondern wie seine in der Westwand gelegene Thür mit einer
cassettirten Archivolte und der Jahreszahl 1584 erst in der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts erbaut. Ein vierseitiger Dachreiter im Westen dient als Thurm.
Im Kircheninneren ist die Chorpartie mit einem Netzgewölbe überspannt.
An der Nordseite bemerkt man ein spätgothisches Sacramentshäuschen von ge-
wöhnlicher Anordnung, also seitliche Fialen mit einem Eselsrücken zwischen den-
selben, der in einer Kreuzblume endet und wie die Fialen mit Krabben besetzt
ist. Ein Sims, unter welchem diese Theile endigen, fehlt hier. Die Sacrisfei wird
von einem spitzbogigen Kreuzgewölbe überdeckt.
Auf dem Kirchenboden ist an einem Stiele des Gespärres das Halseisen eines
Prangers befestigt, an welchem eingeritzt ist: AD 1668. Es ist daselbst wahr-
scheinlich angekettet, als die Prangerstrafe abgeschafft wurde.
Eine Glocke, welche 0,36 m im Durchmesser hat und jetzt gesprungen ist,
hat keine Inschrift und keinen Schmuck; sie gehört muthmaasslich in das 13.
Jahrhundert.
Eine andere Glocke hat 0,79 m im Durchmesser; sie ist von schöner,
schlanker Form. Oben steht zwischen vier Riemen in Majuskeln, welche wohl
durch allerdings ganz flache Wachsmodelle entstanden sind, Folgendes:
+ VOX GQ1 PAX DOmiKI
(für das D in DEI ist fälschlich G genommen).
Die Entstehungszeit wird etwa von 1325—13Ö0 zu setzen sein.
Die dritte Glocke misst im Durchmesser 0,73 m. Unter Schnüren, die um
den Hals gehen und von denen noch die Knotenpunkte im Guss gut erkennbar
 
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