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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0195
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Klein-Wölkau.

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ander zwei Emporen mit einer Balustrade des 17. Jahrhunderts angebracht. Die
Decken der Orgelempore im Westen sind reicher durchgebildet. Vor die oberen
Stuben des nördlichen Ausbaues, zu denen man auf einer Wendeltreppe durch
eine sehr kräftig von Schlagleiste und Rahmenwerk geschmückte Thür kommt,
tritt ein Erkner vor, der auf zwei Säulen und zwei hermenartigen Consolen ruht
Drei Büsten dienen als Bekrönung. Die Einzelheiten an diesem Stücke sind
schlecht. Der Altaraufbau hat zwei von Weinranken umwundene je einen
Gebälkkropf tragende Säulen auf Postamenten. Zu unterst ist das Abendmahl,
darüber ein Crucifixus mit Maria und Johannes in Marmor sculptirt. Neben der
Säule links steht vor einer Nische Petrus mit einem Buche (Schlüssel fehlen ihm
jetzt), rechts Paulus mit einem Schwerte, unter jenem sieht man einen Engel mit
einem Kelche, unter diesem einen solchen mit drei Würfeln. Hinter diesen
Apostelfiguren bauen sich seitlich Hermen aus. Ein knieender posaunender Engel
ist über jeder Säule, auf einem aufgerollten Giebelstücke sieht man links einen
Engel mit der Lanze (Passionswerkzeng), rechts einen solchen mit Schwamm und
Geissei. Dazwischen befindet sich im Aufbau Christus mit der Siegesfahne vor
einer Mandorla in Wolken. Endlich ganz oben auf einem gebogenen Giebel sitzt
Christus mit der Weltkugel, von einer Glorie umstrahlt. Die Einzelheiten dieser Arbeit
sind geradezu abscheulich, der Totateindruck jedoch ist nicht übel. Den Tauf-
stein bildet ein von zwei knieenden Engeln emporgehaltenes Becken. Die
Kanzel, von der Sacristei aus zugängig, hängt an der Südwand und zeigt in
Nischen die Figuren Christi und der vier Evangelisten. Den Schalldeckel halten
zwei Engel und verschiedene andere Engel bekrönen ihn.
Anmerkenswerth ist eine Altarbekleidung von rothem Sammet mit einem
goldenen, reliefgestickten Crucifixus von guten Verhältnissen und guter Aus-
führung. Am Kreuzfusse sieht man Todtenkopf und Schlange.
Erwälmenswerth dürften auch noch einige Stücke der gräflichen Kirchstube oben
an der Nordseite sein. Zunächst ein Altar des 17. Jahrhunderts, der unten das Abend-
mahl und darüber einen Crucifixus mit Maria, Magdalena (oder die beiden Marien?)
und Johannes zeigt; fernerein kleines Gelbild des 15. Jahrhunderts, die Verkündigung
Mariae darstellend; links kniet Maria im Gebete vor einem Pulte, ohne nachdem
Erzengel Gabriel aufzusehen, der sich von rechts her mit einem Scepter ehrfurchts-
voll naht. Auf einem Spruchbande steht der engelische Gruss: AVE GRACIA
PLENA DNS TECVM. Der Charakter der spätesten Gothik verräth sich in Hal-
tung und Faltenwurf; die Technik ist nicht übel.
Die Glocke von 0,77 m Durchmesser hat oben zwischen Zierformen zwei
inschriftreihen, welche ein Chronostichon bilden, die obere lautet:
iOHANNE GEORGlo SECVNDo ARXISTA iNSTAVRATAlNslGNlTER TVRR (diese
beiden R sind eingravirt) Is, An ELECTORE
die andere:
NoL^ QVE uzE sVsPENszE DVLCES VIVAT RVvA SA Xo (eingravirt) NlA
FACTA ALTlOR
Einerseits liest man die Siglen 1-GII-HZSICIIB C darunter
sind zwei gekreuzte Schwerter in einem Eichenkranze und mit Krone und darunter
 
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