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Schönermark, Gustav [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0213
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Zschortau.

207

Auf dem linken Flügel im oberen Bilde ist der h. Moritz mit Fnlme und
der h. Georg' auf einem Drachen stehend gemalt, unten der h. Christoph mit
einem Baumstamme und auf der Schulter das Christkind tragend, welches die
Weltkugel hält, und der h. Sebastian, der nackt an einen Baum gebunden und
von Pfeilen durchbohrt ist. Im folgenden Flügel befindet sich oben der Pilger
Jacobus der Aeltere mit Stab und offenen! Buche, sowie ein h. Bischof, der die
Hand segnend auf ein Find (oder einen Krüppel) senkt; unten ein Heiliger mit
einem Kelche, der, da vor ihm ein Rabe sitzt, vielleicht nicht Johannes sondern
der h. Benedict ist, und der h. Paulus mit einem Schwerte. Rn dritten Flügel
erblickt man oben einen h. Bischof, der Geld in das Becken eines krüppeligen
Bettlers tliut und den h. Bartholomäus mit einem Messer; unten den Evangelisten
Marcus mit einer Schriftrolle und seinem Symbole, dem Löwen, ferner mit dem
Opferstiere den Evangelisten Lucas, der das Bild der Madonna hält. Endlich ent-
hält der letzte Flügel oben den h. Papst Gregor mit einer Taube auf einem Buche
und einen h. Diacon, der in einem Buche liest, während sich ein Teufel an die
herabhängende Kette hängt; unten die h. Apollonia mit der Xahnzange und mit
Kornähren, sowie die h. Ottilia (oder Lucia) mit zwei Augen auf einem Buehe.
Auch die Predella befindet sich an der Westwand des Thurmes und enthält
die geschnitzten Darstellungen links der Geburt Christi: Maria kniet vor dem
Kinde in der Krippe. Joseph beugt sich von der anderen Seite mit einem Lichte
herzu. Hinter der Madonna sind auch Ochs und Esel zu sehen; rechts die An-
betung der Könige: Maria mit dem Kinde sitzt links, Caspar kniet vor ihr mit
einem Kästchen, hinter ihr steht Melchior der Mohrenkönig, und dann Balthasar.
Der Hintergrund zeigt Architekturen.
Zur Beurtheilung der Schnitzereien schicken wir voraus, dass die noch am
Altäre befindlichen 1870 neu bemalt und vergoldet sind, sich übrigens aber gut
erhalten haben. Die spätgothische S-Linienhaltung ist noch bemerklich,der Falten-
wurf ist etwas reichlich, die Auffassung realistisch (z. B. der König Caspar). Die
Gemälde sind nicht ganz gleichwerthig, sie stehen an Kunstwerth auch auf der
Höhe der Sculpturen. Wenn der Altar, wie an einem Bilde steht, 1517 gemacht
ist, so hat ihn jedenfalls kein besonders hervorragender Meister gefertigt.
Auf dem Kirchenboden liegt ein lebensgrosser Körper eines Cruciffxus, der
wohl nicht gerade schlecht ist, und eine barocke Engelsfigur.
Die Glocke von 1,25 m Durchmesser hat einerseits Namen und:
Anno 1859 gegossen von Gebrüder Ulrich zu Apolda und Laucha;
andererseits über dem Relief eines Kreuzes, Kelches und Ankers:
EHRE SEI GOTT IN DER HÖHE!
Die Glocke von 0,82 m Durchmesser hat ausser Namen einerseits dieselbe
Inschrift wie die genannte, andererseits über dem Relief eines Christuskopfes:
LASSET DIE KINDLEIN ZV MIR KOMMEN.
Die Glocke von 0,75 m hat einerseits wie die anderen Namen und Schrift,
andererseits über dem Christuskopfe:

FRIEDE AVF ERDEN!
 
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