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Allgemeines über Eingeweide.
Drüsen im Besondere Bedeutung gewinnen die aus Epithelien hervorgehenden Drüsen,
aligemeinen Glandulae. Sie sondern Flüssigkeiten ab, Sekrete, welche mechanisch
das Gleiten der Nahrung erleichtern und Verletzungen durch schädliche, der
Nahrung oder Atemluft beigemischte Partikel verhindern, oder chemisch
durch Fermente den Aufschluß der Bestandteile der Nahrung und ihre Um-
wandlung in leichter resorbierbare Stoffe besorgen. Es gibt einzellige Drüsen,
sogenannte „Becherzellen" (Abb. 7g). Sie liegen innerhalb der Epithel -
haut selbst, liefern Schleim und kommen in den luftzuführenden Wegen
(Nasenhöhle, Luftröhre, Bronchien) und im eigentlichen Darm zahlreich vor.
Gruppen von Drüsenzellen pflegen der unmittelbaren Berührung mit dem Inhalt
des Verdauungs- oder Atemkanals dadurch entrückt zu sein, daß sie sich in
buchtenförmige Ausweitungen und Adnexe der Sehleimhaut zurückziehen. Be-
sonders am Darm von Fischen ist eine ganze Stufenleiter von rinnen- und gruben-
förmigen Vertiefungen zu beobachten, welche mit Drüsenepithelien ausgekleidet
sind. In der Harnröhre des Mannes werden wir ein entsprechendes Beispiel beim
Menschen kennen lernen (Abb. 236). Aus solchen spezifisch organisierten Buchten
müssen wir uns die mehrzelligen Drüsen hervorgegangen denken. Sie liegen
außerhalb der Epitheltapete, sind aber mit der Stelle, von welcher sie ausgegangen
sind, sehr häufig noch durch einen Kanal verbunden, den sie wie einen Ariadne-
faden hinter sich herziehen, wenn sie sich vom Ort ihrer Entstehung entfernen, um
geschütztere und ihrer Ausdehnung dienlichere Orte aufzusuchen. Zu den Drüsen,
welche weit ab von ihrem Entstehungsort liegen, aber annäl ernd an der Stelle
münden, von welcher sie ausgegangen sind, gehört z. B. die Ohrspeicheldrüse.
Verlieren die Drüsen ihre Verbindung mit der Stelle, von welcher sie ausgegangen
sind (Abb. 8b, c), so können sie sich ganz besonders weit von dem Ort ihrer Ent-
stehung entfernen. So rückt z. B. die innere Brustdrüse, Thymus, von den Kiemen-
anlagen des Kopfes durch einen Deszensus ähnlich dem des Herzens und des Zwerch-
felles in das Innere des Brustkorbes hinein (Abb. 6, rot).
Die Entstehung der Drüsen in der individuellen Entwicklung geht einen sehr
vereinfachten Etappengang. Das epitheliale Material wird in Form von soliden
Knötchen gesammelt, welche der Basis der Epitheltapete aufsitzen (Abb. 8a). Die
aussprossenden Drüsenschläuche erhalten erst nachträglich ein Lumen. Die Zwischen-
stufen der oben geschilderten Rinnen und Buchten, die sich allmählich abschnüren,
sind ganz ausgefallen. — Über ,,intra- oder endoepitheliale" Drüsen siehe S. 419.
md0okr\ne m enr z ei1 ig e 11 Drüsen werden eingeteilt in Drüsen ohne und mit
Drüsen, Ausführgang. Die ersteren geben ihr Sekret nicht an die freie Oberfläche der
und Hoi- Schleimhaut, sondern in das Innere des Körpers mittels der sie umspinnenden
Blut- oder Lymphgefäße ab. Sie heißen Drüsen mit innerer Sekretion,
endokrine Drüsen (weniger gut: „.geschlossene'' Drüsen; für die Abgabe des
Sekretes muß ein Weg offen sein, eben der genannte in den Blutkreislauf); ihr
Sekret wird Botenstoff, Hormon, genannt (auch Inkret, inkretorische
Drüsen). Sie haben zum Teil noch die Form von zusammenhängenden
Schläuchen mit einzelnen dickeren Stellen, die ein erweitertes Lumen haben;
oder das Lumen fehlt, und statt hohler Schläuche gibt es nur solide Epithel-
stränge und -nester (Abb. 8b). Anderseits können die kugelförmigen Auftrei-
bungen besonders groß werden, nur mit schmalen Brücken verbunden oder
ganz gegeneinander isoliert sein (Abb. 8c).
Die Drüsen mit Ausführgang entleeren ihr Sekret auf die freie Oberfläche
der Schleimhaut, also in das Lumen des Verdauungs- oder Atemtraktus. Sie
heißen exokrine Drüsen oder Drüsen mit äußerer Sekretion („offene"
Drüsen). Es kommt auch beides gemeinsam in einer Drüse vor. So gibt die
Leberzelle die einen Produkte als Sekret exokrin an den Darm ab (Galle),
die anderen Produkte nach Art e'ner endokrinen Drüse an die Blutbahn.
Alle Hormone sind in winzigsten Mengen spezifisch wirksam. Die meisten
konnten deshalb bisher nicht als reine Substanzen isoliert werden; nur das
Hormon der Schilddrüse ist neuerdings rein gewonnen worden. Die anderen
sind nur an ihren spezifischen Wirkungen erkennbar. Dazu gehören ähnlich
mone
Allgemeines über Eingeweide.
Drüsen im Besondere Bedeutung gewinnen die aus Epithelien hervorgehenden Drüsen,
aligemeinen Glandulae. Sie sondern Flüssigkeiten ab, Sekrete, welche mechanisch
das Gleiten der Nahrung erleichtern und Verletzungen durch schädliche, der
Nahrung oder Atemluft beigemischte Partikel verhindern, oder chemisch
durch Fermente den Aufschluß der Bestandteile der Nahrung und ihre Um-
wandlung in leichter resorbierbare Stoffe besorgen. Es gibt einzellige Drüsen,
sogenannte „Becherzellen" (Abb. 7g). Sie liegen innerhalb der Epithel -
haut selbst, liefern Schleim und kommen in den luftzuführenden Wegen
(Nasenhöhle, Luftröhre, Bronchien) und im eigentlichen Darm zahlreich vor.
Gruppen von Drüsenzellen pflegen der unmittelbaren Berührung mit dem Inhalt
des Verdauungs- oder Atemkanals dadurch entrückt zu sein, daß sie sich in
buchtenförmige Ausweitungen und Adnexe der Sehleimhaut zurückziehen. Be-
sonders am Darm von Fischen ist eine ganze Stufenleiter von rinnen- und gruben-
förmigen Vertiefungen zu beobachten, welche mit Drüsenepithelien ausgekleidet
sind. In der Harnröhre des Mannes werden wir ein entsprechendes Beispiel beim
Menschen kennen lernen (Abb. 236). Aus solchen spezifisch organisierten Buchten
müssen wir uns die mehrzelligen Drüsen hervorgegangen denken. Sie liegen
außerhalb der Epitheltapete, sind aber mit der Stelle, von welcher sie ausgegangen
sind, sehr häufig noch durch einen Kanal verbunden, den sie wie einen Ariadne-
faden hinter sich herziehen, wenn sie sich vom Ort ihrer Entstehung entfernen, um
geschütztere und ihrer Ausdehnung dienlichere Orte aufzusuchen. Zu den Drüsen,
welche weit ab von ihrem Entstehungsort liegen, aber annäl ernd an der Stelle
münden, von welcher sie ausgegangen sind, gehört z. B. die Ohrspeicheldrüse.
Verlieren die Drüsen ihre Verbindung mit der Stelle, von welcher sie ausgegangen
sind (Abb. 8b, c), so können sie sich ganz besonders weit von dem Ort ihrer Ent-
stehung entfernen. So rückt z. B. die innere Brustdrüse, Thymus, von den Kiemen-
anlagen des Kopfes durch einen Deszensus ähnlich dem des Herzens und des Zwerch-
felles in das Innere des Brustkorbes hinein (Abb. 6, rot).
Die Entstehung der Drüsen in der individuellen Entwicklung geht einen sehr
vereinfachten Etappengang. Das epitheliale Material wird in Form von soliden
Knötchen gesammelt, welche der Basis der Epitheltapete aufsitzen (Abb. 8a). Die
aussprossenden Drüsenschläuche erhalten erst nachträglich ein Lumen. Die Zwischen-
stufen der oben geschilderten Rinnen und Buchten, die sich allmählich abschnüren,
sind ganz ausgefallen. — Über ,,intra- oder endoepitheliale" Drüsen siehe S. 419.
md0okr\ne m enr z ei1 ig e 11 Drüsen werden eingeteilt in Drüsen ohne und mit
Drüsen, Ausführgang. Die ersteren geben ihr Sekret nicht an die freie Oberfläche der
und Hoi- Schleimhaut, sondern in das Innere des Körpers mittels der sie umspinnenden
Blut- oder Lymphgefäße ab. Sie heißen Drüsen mit innerer Sekretion,
endokrine Drüsen (weniger gut: „.geschlossene'' Drüsen; für die Abgabe des
Sekretes muß ein Weg offen sein, eben der genannte in den Blutkreislauf); ihr
Sekret wird Botenstoff, Hormon, genannt (auch Inkret, inkretorische
Drüsen). Sie haben zum Teil noch die Form von zusammenhängenden
Schläuchen mit einzelnen dickeren Stellen, die ein erweitertes Lumen haben;
oder das Lumen fehlt, und statt hohler Schläuche gibt es nur solide Epithel-
stränge und -nester (Abb. 8b). Anderseits können die kugelförmigen Auftrei-
bungen besonders groß werden, nur mit schmalen Brücken verbunden oder
ganz gegeneinander isoliert sein (Abb. 8c).
Die Drüsen mit Ausführgang entleeren ihr Sekret auf die freie Oberfläche
der Schleimhaut, also in das Lumen des Verdauungs- oder Atemtraktus. Sie
heißen exokrine Drüsen oder Drüsen mit äußerer Sekretion („offene"
Drüsen). Es kommt auch beides gemeinsam in einer Drüse vor. So gibt die
Leberzelle die einen Produkte als Sekret exokrin an den Darm ab (Galle),
die anderen Produkte nach Art e'ner endokrinen Drüse an die Blutbahn.
Alle Hormone sind in winzigsten Mengen spezifisch wirksam. Die meisten
konnten deshalb bisher nicht als reine Substanzen isoliert werden; nur das
Hormon der Schilddrüse ist neuerdings rein gewonnen worden. Die anderen
sind nur an ihren spezifischen Wirkungen erkennbar. Dazu gehören ähnlich
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