Allgemeine Histologie und mikroskopische Anatomie der Darmwand.
IT
Die Trage des Zusammenhanges der glatten Muskelzellen untereinander ist Verbreitung
selir strittig. Es werden Verbindungen der fertigen Zellen untereinander angegeben, ^/^g^11
welche von anderen für Faltungen der zwischengelagerten Bindegewebshäutchen gestreiften
gehalten werden; sicher sind Bündel von Fibrillen der einen Zelle in die der Längs- Muskulatur
richtung nach folgenden Nachbarzellen fortgesetzt. Ja es sind in der Frühentwick- im Darm
lung der undifferenzierten glatten Muskelzellen synzytiale Zusammenhänge viel-
fach beobachtet. Da die quergestreifte Faser eine deutlich begrenzte höhere
Einheit (Syncytium) ist, die aus vielen niederen Einheiten (Zellen) entstanden
ist, so könnte man ein ganzes Stück glatter Muskulatur mit einer einzigen quer-
gestreiften Muskelfaser vergleichen; dagegen spricht aber die Umhüllung der glatten
Muskelzellen durch Bindegewebshäutchen gegenüber dem bindegewebsfreien, rein
sarkoplasmatischen Aufbau der Muskelfaser. Auf keinen Fall ist die einzelne glatte
Muskelz eile mit der quergestreiften Muskelfaser zu vergleichen. — Distiukte
Züge von glatten Muskelzellen, welche mit bloßem Auge sichtbar sind, werden
ihres Aussehens wegen als glatte Muskelfasern bezeichnet.
Die glatte Muskulatur hat im gastropulmonalen Apparat eine außerordent-
liche Verbreitung. Sie dient teils zur Beförderung der Speisen (peristaltische
Bewegung), teils zur Entleerung von Auswurfstoffen des Darms und der Atmungs-
wege. Ihr übriges Vorkommen wird bei den Harn- und Geschlechtsorganen,
bei den Gefäßen, auch bei der Haut und den Sinnesorganen festzustellen sein.
Der Anteil der glatten Muskulatur am Gesamtbestand dieser Organe und des
Körpers im ganzen ist außerordentlich viel geringer als bei den Skelettmuskeln,
bei welchen er die Hälfte des Körpergewichts überschreiten kann (Bd. I, S. 64);
genauere Ermittlungen sind mir nicht bekannt. Doch mag das Überwiegen im
Aufbau des Magens und Darmes gegenüber anderen Organen bei Tieren daraus
entnommen werden, daß sie wegen ihres Muskelreichtums zur menschlichen
Nahrung dienen („Kutteln", „Flecke").
Von beiden Enden her dringt die quergestreifte Muskulatur in den
gastropulmonalen Apparat ein. Quergestreifte Muskelfasern sind beim Menschen
in der Mundhöhle (Zunge, Gaumen), im Schlünde, im Kehlkopf und im oberen
Teil der Speiseröhre, ferner am analen Ende des Mastdarms (Sphincter am
externus) die Regel. Auch im Urogenitalapparat werden wir ihnen begegnen.
Der Aufbau der quergestreiften Muskelfasern ist bei den Eingeweiden genau
gleich dem bei den Skelettmuskeln. Nur ist die Anordnung zu höheren
Systemen durch zwischen geschaltetes Bindegewebe (Perimysium externum und
internum, Bd. I, Abb. 42) nirgends so hoch entwickelt wie bei letzteren. Dies
ist nur ein gradueller Unterschied, der durch mannigfache Zwischenstufen bei
den Skelettmuskeln selbst weniger deutlich hervortritt als bei den extremen
Graden.
Die Verbreitungsweise der beiden verschiedenen Muskelarten ist außer durch Wirkungs-
andere, hier nicht zu erörternde Unterschiede hauptsächlich dadurch bedingt, glatten
daß die glatte Muskulatur viel träger auf Reize reagiert als die quergestreifte. M«skulatlir
Bei der Muskelwand des Froschmagens vergehen beispielsweise zwischen Reiz
und Kontraktion V-j2—10 Sekunden; die Zuckung erreicht langsam ihren Höhe-
punkt und sinkt noch langsamer ab (Dauer bis zu 120 Sekunden). Beim Waden-
muskel des Frosches erfolgt die Zuckung dagegen blitzschnell und die Dauer
der Zusammenziehung ist gering (0,1 Sekunde). Deshalb sind beim quer-
gestreiften Muskel, falls er länger in Kontraktion verharren soll, zahlreiche kurz
aufeinander folgende Reize erforderlich. Begreiflicherweise werden schnelle und
kurze Bewegungen, wie sie zur Aufnahme und Bewältigung der Nahrung und
zur Erzeugung der Stimme erforderlich sind, von quergestreifter Muskulatur
ausgeführt, während das relativ lange Verweilen der Nahrung im Magendarm-
kanal, das langsame Durchkneten und Weiterschieben der Ingesta in diesem
Rührwerk durch glatte Muskulatur vollzogen wird, zumal zur Unterstützung
dieser Vorgänge in der Bauchpresse und in den Atemmuskeln des Brustkorbes und
Gesamtkörpers genug quergestreifte Muskeln für schnellere Tätigkeit zur Verfügung
Braus, Lehrbuch der Anatomie. II. 2
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Die Trage des Zusammenhanges der glatten Muskelzellen untereinander ist Verbreitung
selir strittig. Es werden Verbindungen der fertigen Zellen untereinander angegeben, ^/^g^11
welche von anderen für Faltungen der zwischengelagerten Bindegewebshäutchen gestreiften
gehalten werden; sicher sind Bündel von Fibrillen der einen Zelle in die der Längs- Muskulatur
richtung nach folgenden Nachbarzellen fortgesetzt. Ja es sind in der Frühentwick- im Darm
lung der undifferenzierten glatten Muskelzellen synzytiale Zusammenhänge viel-
fach beobachtet. Da die quergestreifte Faser eine deutlich begrenzte höhere
Einheit (Syncytium) ist, die aus vielen niederen Einheiten (Zellen) entstanden
ist, so könnte man ein ganzes Stück glatter Muskulatur mit einer einzigen quer-
gestreiften Muskelfaser vergleichen; dagegen spricht aber die Umhüllung der glatten
Muskelzellen durch Bindegewebshäutchen gegenüber dem bindegewebsfreien, rein
sarkoplasmatischen Aufbau der Muskelfaser. Auf keinen Fall ist die einzelne glatte
Muskelz eile mit der quergestreiften Muskelfaser zu vergleichen. — Distiukte
Züge von glatten Muskelzellen, welche mit bloßem Auge sichtbar sind, werden
ihres Aussehens wegen als glatte Muskelfasern bezeichnet.
Die glatte Muskulatur hat im gastropulmonalen Apparat eine außerordent-
liche Verbreitung. Sie dient teils zur Beförderung der Speisen (peristaltische
Bewegung), teils zur Entleerung von Auswurfstoffen des Darms und der Atmungs-
wege. Ihr übriges Vorkommen wird bei den Harn- und Geschlechtsorganen,
bei den Gefäßen, auch bei der Haut und den Sinnesorganen festzustellen sein.
Der Anteil der glatten Muskulatur am Gesamtbestand dieser Organe und des
Körpers im ganzen ist außerordentlich viel geringer als bei den Skelettmuskeln,
bei welchen er die Hälfte des Körpergewichts überschreiten kann (Bd. I, S. 64);
genauere Ermittlungen sind mir nicht bekannt. Doch mag das Überwiegen im
Aufbau des Magens und Darmes gegenüber anderen Organen bei Tieren daraus
entnommen werden, daß sie wegen ihres Muskelreichtums zur menschlichen
Nahrung dienen („Kutteln", „Flecke").
Von beiden Enden her dringt die quergestreifte Muskulatur in den
gastropulmonalen Apparat ein. Quergestreifte Muskelfasern sind beim Menschen
in der Mundhöhle (Zunge, Gaumen), im Schlünde, im Kehlkopf und im oberen
Teil der Speiseröhre, ferner am analen Ende des Mastdarms (Sphincter am
externus) die Regel. Auch im Urogenitalapparat werden wir ihnen begegnen.
Der Aufbau der quergestreiften Muskelfasern ist bei den Eingeweiden genau
gleich dem bei den Skelettmuskeln. Nur ist die Anordnung zu höheren
Systemen durch zwischen geschaltetes Bindegewebe (Perimysium externum und
internum, Bd. I, Abb. 42) nirgends so hoch entwickelt wie bei letzteren. Dies
ist nur ein gradueller Unterschied, der durch mannigfache Zwischenstufen bei
den Skelettmuskeln selbst weniger deutlich hervortritt als bei den extremen
Graden.
Die Verbreitungsweise der beiden verschiedenen Muskelarten ist außer durch Wirkungs-
andere, hier nicht zu erörternde Unterschiede hauptsächlich dadurch bedingt, glatten
daß die glatte Muskulatur viel träger auf Reize reagiert als die quergestreifte. M«skulatlir
Bei der Muskelwand des Froschmagens vergehen beispielsweise zwischen Reiz
und Kontraktion V-j2—10 Sekunden; die Zuckung erreicht langsam ihren Höhe-
punkt und sinkt noch langsamer ab (Dauer bis zu 120 Sekunden). Beim Waden-
muskel des Frosches erfolgt die Zuckung dagegen blitzschnell und die Dauer
der Zusammenziehung ist gering (0,1 Sekunde). Deshalb sind beim quer-
gestreiften Muskel, falls er länger in Kontraktion verharren soll, zahlreiche kurz
aufeinander folgende Reize erforderlich. Begreiflicherweise werden schnelle und
kurze Bewegungen, wie sie zur Aufnahme und Bewältigung der Nahrung und
zur Erzeugung der Stimme erforderlich sind, von quergestreifter Muskulatur
ausgeführt, während das relativ lange Verweilen der Nahrung im Magendarm-
kanal, das langsame Durchkneten und Weiterschieben der Ingesta in diesem
Rührwerk durch glatte Muskulatur vollzogen wird, zumal zur Unterstützung
dieser Vorgänge in der Bauchpresse und in den Atemmuskeln des Brustkorbes und
Gesamtkörpers genug quergestreifte Muskeln für schnellere Tätigkeit zur Verfügung
Braus, Lehrbuch der Anatomie. II. 2