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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 2): Eingeweide (Einschliesslich periphere Leitungsbahnen, I. Teil) — Berlin, Heidelberg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.15150#0050

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Zähne und Gebiß.

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4. Hintere Backenzähne, Mahlzähne, Molares (M1( M.„ MQ): Die Molarzähne,
Krone ist am stärksten von allen Zähnen entwickelt und trägt mindestens bis 23. 25;
drei, meistens vier oder fünf, selten mehr Kauhügel. Sie treten hier besonders 355'3703u5a
hervor und werden Kronenhöckerchen, •Tuberculä coronae, genannt.
Sie sind bei den oberen und unteren Molaren verschieden verteilt, und zwar
so, daß die einen in die Täler zwischen den anderen passen (Bd. I, Abb. 372).
Auf ihnen beruht die mahlende und reibende Tätigkeit dieser Zähne, welche
unter besonders starkem Druck der Kaumuskeln stehen; denn die Muskeln
inserieren ihnen zunächst. Der stark muskularisierte Jochbogen, ein relativ
später Erwerb der Säugetiere, steht zu der spezifischen Ausbildung der Kau-
hügel in korrelativer Beziehung. Mitbeteiligt an der Mahltätigkeit ist die Stärke
und Zahl ihrer Wurzeln, durch welche die Molaren sehr fest verankert sind
und Widerstand leisten. Während die Prämolaren nur selten zwei (oder mehr)
äußerlich getrennte Wurzeln haben, sind bei den Molaren immer zwei oder
drei vorhanden, gelegentlich mehr. Bei den oberen Molaren pflegt die Zahl der
Kauhügel (4) geringer als bei den unteren (5), aber die Zahl der Wurzeln (3)
größer als bei letzteren zu sein (2). Sind bei
den Prämolaren 2 Wurzeln vorhanden oder an-
gedeutet, so stehen diese doch ganz anders als "~"T~f <PJ~'i 1 f
die typischen beiden Wurzeln der unteren Mo-
laren; erstere sind bukkal und lingual (Abb. 18,
oben bei Px und P2), letztere mesial und distal

orientiert (Abb. 18 unten bei M^j. Bei den ^afzahn^6Ä'1 Ansicht6 der
dreiwurzeligen Zähnen entsprechen analog den Kauflächp. Äesiale Mäche nach rechts,

_ . ° . „T1 , ° distale Flache nach links vom Beschauer.

Kaumverhaltnissen zwei Wurzeln dem größeren a) Ein Exemplar mit vier, t>) mit fünf
Außenkontur, einer dem kleineren Innenkontur Kauhüseln ^gi^JJ^J b; dies" ""'
des Zahnbogens.

Bei den Mahlzähnen ist stets der erste am größten, der letzte am kleinsten;
er ist oft verkümmert und bricht verspätet oder manchmal gar nicht durch (Weis-
heitszahn).

Bei den oberen Molaren hat der Kontur der Krone die Form einer Raute;
das Furchenbild gleicht einem schräg stehenden H (Abb. 21; Bd. I, Abb. 335). Von
den 4 (oder 3) Kauhügeln ist der mesiale Wangenhöcker der größte, der distale
Zungenhöcker der kleinste, die beiden übrigen sind ungefähr gleichgroß. Die Furche
zwischen letzteren läuft meistens nicht durch, sondern pflegt durch eine gratförmige
Brücke zwischen beiden Kuppen unterbrochen zu sein. Bei M1 ist der Typus der Krone
am reinsten ausgebildet; bei ihm kommt jedoch am häufigsten ein Tuberculum
anomale (Carabelli, Abb. 22 bei x) vor, welches seitlich am mesialen Zungen-
höcker sitzt, meist die Kaufläche nicht erreicht, jedoch in seltenen Fällen zu einem
typischen (5.) Kauhügel heranwächst. Bei M2 ist der rhombische Kontur viel spitz-
winkliger als bei M.v Bei M3 ist die Form der Krone sehr wechselnd, oft dreihöckerig,
manchmal aber auch vielhöckerig. Von den drei Wurzeln der oberen Molaren stehen
zwei bukkal nebeneinander, die dritte steht palatinal gegenüber dem Trema zwischen
den beiden bukkalen (Abb. 21). Die beiden Wangenwurzeln sind seitlich abgeplattet
und längs gefurcht. Die drei Wurzeln divergieren mit ihren Spitzen so stark, daß
der von ihnen umgrenzte Raum größer als der Umfang der Krone ist. Bei der Zahn-
extraktion ist das sehr hinderlich. Die Wurzeln von M2 divergieren weniger; M3 kann
durch Spaltung der vorderen Wangen- oder der Gaumenwurzel 4, sehr selten auch
5 Wurzeln haben, oder aber alle Wurzeln sind bei ihm durch Verschmelzung zu einer
einzigen mehr oder minder vollkommen vereinigt. Die Pulpahöhle liegt im Zahn-
hals. Sie sendet in jeden Kronenhöcker ein Divertikel und in jede Wurzel einen
Wurzelkanal; letzterer ist je nach der Form der betreffenden Wurzel verschieden
stark abgeplattet (Abb. 21).

Bei den unteren Molaren kommen zwei Haupttypen der Krone etwa gleich
häufig vor. Der eine ist wie bei den oberen Molaren vierhöckerig, das Furchenbild
ist ein + (Abb. 21a, 25a). Der andere ist fünfhöckerig; das Furchenbild kann bei
ihm mit einem unregelmäßigen Kreuz auf einem kleinen Sockel verglichen werden
(in Abb. 25b steht das Kreuz auf dem Kopf, der Sockel nach oben; in Abb. 21
liegt der Sockel nach links vom Beschauer, unterer Molar, Möglichkeit b).
 
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