Leber.
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in einem modernen Großbetrieb für den einzelnen Arbeiter ein besonderer
Anschluß der Wasser- und Elektrizitätsleitung, des Fernsprechers, der Rohrpost
usw. eingerichtet werden kann, so hat die einzelne Leberzelle in den mehrfachen
Berührungen mit Gefäß- und Gallenbahnen alles zur Hand, was sie zu ihrer
Arbeit braucht und was zum Abtransport ihrer Produkte nötig ist . Dabei bleiben
die Hauptleitungen — Blut und Galle — völlig getrennt. Die Abstände sind
trotz der kleinen Dimensionen maximal bemessen. Denn nie nähert sich ein
Gallenkanälchen einem Ast des Wundernetzes, sondern stets bleibt es in der
Mitte oder annähernd in der Mitte zwischen den nächst benachbarten Gefäßen.
So ist bei reichster Ausstattung der Beziehungen der einzelnen Leberzellen zu
den Leitungsbahnen doch eine Vermengung der Sekrete vermieden. Das äußere
Sekret, die Galle, bleibt von vornherein geschieden von den Stoffen, welche
vom Blut aufgenommen und in das Blut abgegeben werden. Wird die Galle
gestaut, z. B. bei künstlicher Unterbindung des Ductus choledochus im Tier-
c d e 1
Abb. 171. Einzelne Leberzellen, Kaninchen, a—d) isolierte Leberzeilen, natürliche Form im fixierten
Organ (im Leben isolierte Zellen würden kugelig werden), e) die obere Fläche ist eine künstliche Schnitt-
fläche, f) Schema einer Leberzelle, a—e) Rekonstruktionen aus Schnittserien von Löwenhjelm. Upsala 1921,
Festschrift für Hammar. f) schematisches Modell nach Hering, Wiener Ak. d. Wissensch. 1866.
versuch, durch eine Schwellung der Schleimhaut an der Papilla duodeni major
oder durch einen festgeklemmten Gallenstein beim Menschen, so kann freilich
das System von ineinander gesteckten Kanälchen verwirrt werden: die Gallen-
kanälchen werden durch die gestaute Galle ausgebuchtet, erreichen die Nähe
der Blutgefäße doch und die Galle erscheint im Blut (Stauungsikterus, eine
besondere Form der Gelbsucht). Dies ist gleichsam der experimentelle Beweis
dafür, daß die Gallenkanälchen deshalb möglichst großen Abstand von den Blut-
gefäßen halten, weil sonst die Galle nicht unabhängig vom Blutweg abfließen
könnte. Inwieweit der Lymphweg beteiligt ist, wird im nächsten Abschnitt
behandelt werden. Jedenfalls steht fest, daß der Intimbau der Leber unter
normalen Umständen den ungehemmten und von vornherein getrennten Abfluß
der inneren und äußeren Sekrete ,,ab Zelle" garantiert. Dies ist das Geheimnis
der ganzen feineren Histologie des Organs. Die Zelle erhält alles, was sie zur
Arbeit nötig hat, von dem Blut (und der Lymphe) und gibt ihre Produkte
entweder an das Blut (und die Lymphe) oder an die Galle ab. In der Voll-
endung, die wir vor uns sehen, leistet dies nur die „Labyrinthdrüse", keine
andere Drüse.
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in einem modernen Großbetrieb für den einzelnen Arbeiter ein besonderer
Anschluß der Wasser- und Elektrizitätsleitung, des Fernsprechers, der Rohrpost
usw. eingerichtet werden kann, so hat die einzelne Leberzelle in den mehrfachen
Berührungen mit Gefäß- und Gallenbahnen alles zur Hand, was sie zu ihrer
Arbeit braucht und was zum Abtransport ihrer Produkte nötig ist . Dabei bleiben
die Hauptleitungen — Blut und Galle — völlig getrennt. Die Abstände sind
trotz der kleinen Dimensionen maximal bemessen. Denn nie nähert sich ein
Gallenkanälchen einem Ast des Wundernetzes, sondern stets bleibt es in der
Mitte oder annähernd in der Mitte zwischen den nächst benachbarten Gefäßen.
So ist bei reichster Ausstattung der Beziehungen der einzelnen Leberzellen zu
den Leitungsbahnen doch eine Vermengung der Sekrete vermieden. Das äußere
Sekret, die Galle, bleibt von vornherein geschieden von den Stoffen, welche
vom Blut aufgenommen und in das Blut abgegeben werden. Wird die Galle
gestaut, z. B. bei künstlicher Unterbindung des Ductus choledochus im Tier-
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Abb. 171. Einzelne Leberzellen, Kaninchen, a—d) isolierte Leberzeilen, natürliche Form im fixierten
Organ (im Leben isolierte Zellen würden kugelig werden), e) die obere Fläche ist eine künstliche Schnitt-
fläche, f) Schema einer Leberzelle, a—e) Rekonstruktionen aus Schnittserien von Löwenhjelm. Upsala 1921,
Festschrift für Hammar. f) schematisches Modell nach Hering, Wiener Ak. d. Wissensch. 1866.
versuch, durch eine Schwellung der Schleimhaut an der Papilla duodeni major
oder durch einen festgeklemmten Gallenstein beim Menschen, so kann freilich
das System von ineinander gesteckten Kanälchen verwirrt werden: die Gallen-
kanälchen werden durch die gestaute Galle ausgebuchtet, erreichen die Nähe
der Blutgefäße doch und die Galle erscheint im Blut (Stauungsikterus, eine
besondere Form der Gelbsucht). Dies ist gleichsam der experimentelle Beweis
dafür, daß die Gallenkanälchen deshalb möglichst großen Abstand von den Blut-
gefäßen halten, weil sonst die Galle nicht unabhängig vom Blutweg abfließen
könnte. Inwieweit der Lymphweg beteiligt ist, wird im nächsten Abschnitt
behandelt werden. Jedenfalls steht fest, daß der Intimbau der Leber unter
normalen Umständen den ungehemmten und von vornherein getrennten Abfluß
der inneren und äußeren Sekrete ,,ab Zelle" garantiert. Dies ist das Geheimnis
der ganzen feineren Histologie des Organs. Die Zelle erhält alles, was sie zur
Arbeit nötig hat, von dem Blut (und der Lymphe) und gibt ihre Produkte
entweder an das Blut (und die Lymphe) oder an die Galle ab. In der Voll-
endung, die wir vor uns sehen, leistet dies nur die „Labyrinthdrüse", keine
andere Drüse.