Reizleitungssystem, Nerven und Gefäße.
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(Arhythmie des Herzens). Bei der oben erwähnten Zerstörung des Hisschen Bündels
schlagen die Vorkammern im gewöhnlichen Tempo, die Kammern schlagen auf
Anregung ihrer eigenen Zentren, die als Ersatz eintreten, viel langsamer oder
setzen ganz aus (Adams-Stokessehe Krankheit).
Der rechte Kammerschenkel ist etwas kürzer als der linke. Infolge- ^e beiden
dessen gelangt der Reiz in die rechte Kammer um 0,01" früher als in die linke, schenke!
ein so minimaler Zeitunterschied, daß die beiden Ventrikel praktisch gleichzeitig
kontrahiert werden. Der Schenkel ist dünn und rund, er läuft über die Scheide-
wand und teilt sich in zwei Bündel, von denen das schwächere, mediale, zum
septalen Papillarmuskel, das stärkere, laterale, unter Benutzung der Trabecula
septomarginalis durch die Lichtung des rechten Herzens hindurch zu dem großen
vorderen Papillarmuskel verläuft (Abb. 322). Von den Enden der beiden Bündel
gehen feine Stränge des Reizlejtungssystems zu allen Teilen der rechten
Kammer, auch zum hinteren Papillarmuskel.
Der linke Kammerschenkel ist platt und erheblich breiter als der rechte
(Abb. 323). Man kann zwei Randzüge und einen mittleren Zug, der gegen die
Herzspitze ausstrahlt, unterscheiden. Sind die drei Bündel schmal, so sind sie
deutlich getrennt, sonst hängen sie in einem breiten Schleier zusammen. Von
den beiden Randbündeln geht jeder zu einem der beiden Papillarmuskeln, zum
Teil unter Benutzung von Muskel- oder Sehnenfäden, welche frei durch das
Kammerinnere hindurchziehen. Von dem oberen Rand der muskulösen Kammer-
scheidewand aus strahlt das Gesamtsystem der linken Kammer mit seinen
letzten Verzweigungen wie ein auf dem Kopf stehender Baum aus, der sich
reich verzweigt und dessen Äste wie bei einer Trauerweide rückläufig zum
Stamm verlaufen; sie gelangen zu allen Teilen des linken Ventrikels. Daher
ist bei vielen der feinsten Verästelungen des Reizleitungssystems strittig, ob
sie spezifisch oder ob es gewöhnliche Myokardfäden sind (in Abb. 323 sind
sie nicht dargestellt).
Wird einer der beiden Kammerschenkel im Tierversuch gequetscht oder durch-
schnitten, so kommt der Reiz viel später in dem betreffenden Ventrikel an als im
anderen oder erreicht ihn gar nicht. Eine Arhythmie zwischen den beiden Ven-
trikeln, die auftritt, ist der Beweis für die geschädigte oder unterbrochene Leitung;
sie ist weit erheblicher als die normale geringe Schlagdifferenz und mit ihr nicht
zu verwechseln. Die Eigenzentren des abgesonderten Ventrikels ersetzen die sonst
vom intakten Schenkel zugeleiteten Reize.
Die Lage des Atrioventrikularbündels wird verständlich, wenn wir das Herz
der Amphibien und Reptilien oder das embryonale Säugetierherz in Betracht ziehen.
Die Kammerscheidewand in ihren Anfängen ist der Träger zahlreicher zentraler
Trabekel, welche gegen die Atrioventrikularöffnung emporragen und mit der Mus-
kulatur der Vorhöfe zusammenhängen. Bei dem Wachstum des Herzens bleibt die
obere Kante der muskulösen Kammerscheidewand stehen (Abb. 302), während die
beiden Kammern distalwärts sich immer mehr ausbuchten (ähnlich wie beim Vor-
hof die Herzohren sich beiderseits vergrößern). Das Atrioventrikularbündel geht
aus einem stehenbleibenden zentralen Trabekel hervor und läuft jetzt noch wie in
jenen primitiven Zuständen vom Atrium kontinuierlich bis zur Kammerscheidewand,
indem es das ehemalige Foramen interventriculare (das jetzige Septum membrana-
ceum) überbrückt. Aus Herzmuskelgewebe, welches schon bei den Amphibien
heller und fibrillenärmer ist als die übrige Muskulatur des Herzens, ist das spezifische
Reizleitungsgewebe geworden. Die Zusammenhänge mit den Papillarmuskeln sind
die alten geblieben. Der Weg Sinus—Atrium—Ventrikel und die gabelförmige
Teilung in den rechten und linken Kammerschenkel entsprechen ganz dem Verlauf
des primitiven Herzschlauches.
Der linke Vorhof bekommt nur indirekt vom rechten Vorhof aus Bündel, ist
aber sehr arm an solchen. Aus klinischen und experimentellen Erfahrungen wird
geschlossen, daß aus der rechten in die linke Kammer Bündel übergehen und um-
gekehrt, indem sie die Kammerscheidewand durchsetzen.
Das Herz hat sein eigenes Nervensystem, das marklose Nervenfasern besitzt Die Nerven
und dessen Ganglienzellen im Herzen selbst liegen. Außerdem treten sympathi- giienzeiien
sehe und zerebrale Nervenfasern von außen an das Herz heran. Die beidendes Herzen&
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(Arhythmie des Herzens). Bei der oben erwähnten Zerstörung des Hisschen Bündels
schlagen die Vorkammern im gewöhnlichen Tempo, die Kammern schlagen auf
Anregung ihrer eigenen Zentren, die als Ersatz eintreten, viel langsamer oder
setzen ganz aus (Adams-Stokessehe Krankheit).
Der rechte Kammerschenkel ist etwas kürzer als der linke. Infolge- ^e beiden
dessen gelangt der Reiz in die rechte Kammer um 0,01" früher als in die linke, schenke!
ein so minimaler Zeitunterschied, daß die beiden Ventrikel praktisch gleichzeitig
kontrahiert werden. Der Schenkel ist dünn und rund, er läuft über die Scheide-
wand und teilt sich in zwei Bündel, von denen das schwächere, mediale, zum
septalen Papillarmuskel, das stärkere, laterale, unter Benutzung der Trabecula
septomarginalis durch die Lichtung des rechten Herzens hindurch zu dem großen
vorderen Papillarmuskel verläuft (Abb. 322). Von den Enden der beiden Bündel
gehen feine Stränge des Reizlejtungssystems zu allen Teilen der rechten
Kammer, auch zum hinteren Papillarmuskel.
Der linke Kammerschenkel ist platt und erheblich breiter als der rechte
(Abb. 323). Man kann zwei Randzüge und einen mittleren Zug, der gegen die
Herzspitze ausstrahlt, unterscheiden. Sind die drei Bündel schmal, so sind sie
deutlich getrennt, sonst hängen sie in einem breiten Schleier zusammen. Von
den beiden Randbündeln geht jeder zu einem der beiden Papillarmuskeln, zum
Teil unter Benutzung von Muskel- oder Sehnenfäden, welche frei durch das
Kammerinnere hindurchziehen. Von dem oberen Rand der muskulösen Kammer-
scheidewand aus strahlt das Gesamtsystem der linken Kammer mit seinen
letzten Verzweigungen wie ein auf dem Kopf stehender Baum aus, der sich
reich verzweigt und dessen Äste wie bei einer Trauerweide rückläufig zum
Stamm verlaufen; sie gelangen zu allen Teilen des linken Ventrikels. Daher
ist bei vielen der feinsten Verästelungen des Reizleitungssystems strittig, ob
sie spezifisch oder ob es gewöhnliche Myokardfäden sind (in Abb. 323 sind
sie nicht dargestellt).
Wird einer der beiden Kammerschenkel im Tierversuch gequetscht oder durch-
schnitten, so kommt der Reiz viel später in dem betreffenden Ventrikel an als im
anderen oder erreicht ihn gar nicht. Eine Arhythmie zwischen den beiden Ven-
trikeln, die auftritt, ist der Beweis für die geschädigte oder unterbrochene Leitung;
sie ist weit erheblicher als die normale geringe Schlagdifferenz und mit ihr nicht
zu verwechseln. Die Eigenzentren des abgesonderten Ventrikels ersetzen die sonst
vom intakten Schenkel zugeleiteten Reize.
Die Lage des Atrioventrikularbündels wird verständlich, wenn wir das Herz
der Amphibien und Reptilien oder das embryonale Säugetierherz in Betracht ziehen.
Die Kammerscheidewand in ihren Anfängen ist der Träger zahlreicher zentraler
Trabekel, welche gegen die Atrioventrikularöffnung emporragen und mit der Mus-
kulatur der Vorhöfe zusammenhängen. Bei dem Wachstum des Herzens bleibt die
obere Kante der muskulösen Kammerscheidewand stehen (Abb. 302), während die
beiden Kammern distalwärts sich immer mehr ausbuchten (ähnlich wie beim Vor-
hof die Herzohren sich beiderseits vergrößern). Das Atrioventrikularbündel geht
aus einem stehenbleibenden zentralen Trabekel hervor und läuft jetzt noch wie in
jenen primitiven Zuständen vom Atrium kontinuierlich bis zur Kammerscheidewand,
indem es das ehemalige Foramen interventriculare (das jetzige Septum membrana-
ceum) überbrückt. Aus Herzmuskelgewebe, welches schon bei den Amphibien
heller und fibrillenärmer ist als die übrige Muskulatur des Herzens, ist das spezifische
Reizleitungsgewebe geworden. Die Zusammenhänge mit den Papillarmuskeln sind
die alten geblieben. Der Weg Sinus—Atrium—Ventrikel und die gabelförmige
Teilung in den rechten und linken Kammerschenkel entsprechen ganz dem Verlauf
des primitiven Herzschlauches.
Der linke Vorhof bekommt nur indirekt vom rechten Vorhof aus Bündel, ist
aber sehr arm an solchen. Aus klinischen und experimentellen Erfahrungen wird
geschlossen, daß aus der rechten in die linke Kammer Bündel übergehen und um-
gekehrt, indem sie die Kammerscheidewand durchsetzen.
Das Herz hat sein eigenes Nervensystem, das marklose Nervenfasern besitzt Die Nerven
und dessen Ganglienzellen im Herzen selbst liegen. Außerdem treten sympathi- giienzeiien
sehe und zerebrale Nervenfasern von außen an das Herz heran. Die beidendes Herzen&