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Herz und Herzbeutel.
geschieden sind, in der Richtung stromabwärts von dem venösen auf das
arterielle Ende zu:
(1. Sinus),
2. Atrium,
3. Ventrikel,
(4. Truncus arteriosus).
Im Ventrikel (Kammer) liegt die Hauptbiegungsstelle der Schleife, daher
hat er einen absteigenden und aufsteigenden Schenkel. Kontrahiert er sich,
so wird das Blut in den folgenden Abschnitt, Truncus, hineingetrieben, der
infolgedessen weiter ist als die anschließende Gefäßbahn (Aorta ascendens,
Abb. 300); man nennt den Truncus arteriosus deshalb auch Bulbus. Noch
deutlicher ist die Aufblähung des dem Ventrikel vorausgehenden Abschnittes,
in welchem das Blut gestaut wird, solange die Kontraktion des Ventrikels
dauert (Systole). Dieser erweiterte Abschnitt ist das Atrium (Vorhof, Vor-
kammer). Der Sinus venosus ist ihm stromaufwärts vorgelagert als ein Sammel-
becken für das gesamte Venenblut des Körpers und seiner Anhänge, welches
hier gemischt wird und aus welchem der Herzschlauch bei seiner Pumparbeit
schöpft.
Von den vier obengenannten Abteilen pulsiert jeder für sich; sie sind aber
nicht identisch mit den vier Abteilen des fertigen Herzens. Vielmehr werden
die eingeklammerten Abschnitte 1 und 4 nachträglich von den an sie angrenzen-
den Teilen verschluckt, so daß sie eins mit ihnen sind. Dagegen gliedern
sich die beiden nicht eingeklammerten Abteile neu in je zwei nebeneinander
liegende Abschnitte, so daß wir im fertigen Herzen zwei Atrien und zwei
Ventrikel haben nach folgendem. Schreibschema:
2 a. Rechtes Atrium
3a. Rechter Ventrikel
2b. Linkes Atrium
3b. Linker Ventrikel.
Die nebeneinander liegenden Teile sind durch Zwischenwände vollkommen
voneinander geschieden (Doppelstrich), die hintereinander liegenden Teile sind
zeitweise durch Klappen gegeneinander abgeschlossen, zeitweise durch Öff-
nungen verbunden (einfacher Strich). Das endgültige vierteilige Herz der
Vögel und Säugetiere ist also etwas ganz anderes als der provisorische
vierteilige Herzschlauch, von welchem es noch jetzt in der individuellen
Entwicklung seinen Ausgang nimmt. Wir finden in der Tierreihe bei den
Fischen, Amphibien und Reptilien noch alle Vorstufen in Gebrauch, welche zu
dem höchsten Typus des Herzens geführt haben; ebenso in der individuellen
Entwicklung der Vögel und Säuger. Wir sind daher über den historischen
Gang des jetzigen Aufbaues unseres Herzens gut unterrichtet. Manche Ein-
richtungen, beispielsweise das Reizleitungssystem des menschlichen Herzens,
folgen noch jetzt der ersten Urform des Herzschlauches, so daß die Betrachtung
der Herzentstehung für das Verständnis der Form des fertigen Herzens große
Vorteile bietet.
Auf eine fortlaufende Beschreibung der ganzen Herzentwicklung, die recht
viele Komplikationen bietet, kann jedoch hier nicht eingegangen werden (siehe die
Lehrbücher der Entwicklungsgeschichte); wir greifen kapitelweise die für das fertige
Herz wichtigen Tatsachen der Entwicklung und vergleichenden Anatomie heraus.
GetundlteS Beim menschlichen Embryo fließt das Blut, welches aus dem Herzen kommt,
gemischtes zunächst durch die Kiemenbögen an den Kiemenspalten, vorbei (Abb. 298, 300).
Wechsel- .Bei den wasserlebenden Tieren wird hier der Sauerstoff erneuert; das Heiz
WTieren ^ re*n venös- das venöse Blut wird in den Kiemen arterialisiert und kommt
dann in den Körperkreislauf, von dort kehrt es als venöses Blut in das Herz
und in die Kiemen zurück. Arterielles und venöses Blut sind also scharf
Herz und Herzbeutel.
geschieden sind, in der Richtung stromabwärts von dem venösen auf das
arterielle Ende zu:
(1. Sinus),
2. Atrium,
3. Ventrikel,
(4. Truncus arteriosus).
Im Ventrikel (Kammer) liegt die Hauptbiegungsstelle der Schleife, daher
hat er einen absteigenden und aufsteigenden Schenkel. Kontrahiert er sich,
so wird das Blut in den folgenden Abschnitt, Truncus, hineingetrieben, der
infolgedessen weiter ist als die anschließende Gefäßbahn (Aorta ascendens,
Abb. 300); man nennt den Truncus arteriosus deshalb auch Bulbus. Noch
deutlicher ist die Aufblähung des dem Ventrikel vorausgehenden Abschnittes,
in welchem das Blut gestaut wird, solange die Kontraktion des Ventrikels
dauert (Systole). Dieser erweiterte Abschnitt ist das Atrium (Vorhof, Vor-
kammer). Der Sinus venosus ist ihm stromaufwärts vorgelagert als ein Sammel-
becken für das gesamte Venenblut des Körpers und seiner Anhänge, welches
hier gemischt wird und aus welchem der Herzschlauch bei seiner Pumparbeit
schöpft.
Von den vier obengenannten Abteilen pulsiert jeder für sich; sie sind aber
nicht identisch mit den vier Abteilen des fertigen Herzens. Vielmehr werden
die eingeklammerten Abschnitte 1 und 4 nachträglich von den an sie angrenzen-
den Teilen verschluckt, so daß sie eins mit ihnen sind. Dagegen gliedern
sich die beiden nicht eingeklammerten Abteile neu in je zwei nebeneinander
liegende Abschnitte, so daß wir im fertigen Herzen zwei Atrien und zwei
Ventrikel haben nach folgendem. Schreibschema:
2 a. Rechtes Atrium
3a. Rechter Ventrikel
2b. Linkes Atrium
3b. Linker Ventrikel.
Die nebeneinander liegenden Teile sind durch Zwischenwände vollkommen
voneinander geschieden (Doppelstrich), die hintereinander liegenden Teile sind
zeitweise durch Klappen gegeneinander abgeschlossen, zeitweise durch Öff-
nungen verbunden (einfacher Strich). Das endgültige vierteilige Herz der
Vögel und Säugetiere ist also etwas ganz anderes als der provisorische
vierteilige Herzschlauch, von welchem es noch jetzt in der individuellen
Entwicklung seinen Ausgang nimmt. Wir finden in der Tierreihe bei den
Fischen, Amphibien und Reptilien noch alle Vorstufen in Gebrauch, welche zu
dem höchsten Typus des Herzens geführt haben; ebenso in der individuellen
Entwicklung der Vögel und Säuger. Wir sind daher über den historischen
Gang des jetzigen Aufbaues unseres Herzens gut unterrichtet. Manche Ein-
richtungen, beispielsweise das Reizleitungssystem des menschlichen Herzens,
folgen noch jetzt der ersten Urform des Herzschlauches, so daß die Betrachtung
der Herzentstehung für das Verständnis der Form des fertigen Herzens große
Vorteile bietet.
Auf eine fortlaufende Beschreibung der ganzen Herzentwicklung, die recht
viele Komplikationen bietet, kann jedoch hier nicht eingegangen werden (siehe die
Lehrbücher der Entwicklungsgeschichte); wir greifen kapitelweise die für das fertige
Herz wichtigen Tatsachen der Entwicklung und vergleichenden Anatomie heraus.
GetundlteS Beim menschlichen Embryo fließt das Blut, welches aus dem Herzen kommt,
gemischtes zunächst durch die Kiemenbögen an den Kiemenspalten, vorbei (Abb. 298, 300).
Wechsel- .Bei den wasserlebenden Tieren wird hier der Sauerstoff erneuert; das Heiz
WTieren ^ re*n venös- das venöse Blut wird in den Kiemen arterialisiert und kommt
dann in den Körperkreislauf, von dort kehrt es als venöses Blut in das Herz
und in die Kiemen zurück. Arterielles und venöses Blut sind also scharf