No. 7
IkLr.äl'lonxz ÜvLISSA,
Die Stichelhaffte Comödie.
S ist bekannt/ daß die Comedianten / als
die man etlicher massen vor s^ricos
muß passiren lassen / mit Stichel,Reden grosse
Macht haben / lasterhafften Personen tapfer auf
Die Haube greiffen / und derselben Untugenden
zleichsam lachend zu straffen/doch müssen sie bil-
lich auch hierin Masse halten. Eine vornehme
Compagnie Engelländische Comsdianten spie»
kete einsmahls in einer sehr grossen Volckrei-
chen Stadt in Italien / weil aber eben zu dero-
selben Zeit ein gewisser fürnehmer Potentat/mit
welchem solche Stadt nicht gar wohl stund/eine
stattliche Armee auff den Beinen hatte / die er
nahe zu der Stadt rücken lassen/ da begab sichs/
daß täglich viel Kriegs-Häupter aus derselben
(dann es ward eben nichts würckliches vorge-
«ommen ) in die Stadt giengen/ritten und fuh-
ren/ allerhand nöthige Sachen einzukauffen/ da
sie sich dann auch häuffig bey dieser Comödie
einfinden liessen / und grosse Belustigung daran
Hakten. Eines Tags/als das Comodien-Hauß
Von den Soldaten/ Officiercrn und Burgern
ziemlich angefüllet war / fpieleten die Comedi-
anten von einem Könige / der seinen Sohn mit
eines andern Königs Tochter wolte verheura-
ten. Unter andern Handlungen geschähe es/
daß/wie derBräutigam mit etlichen fürnehmen
Edelleuthen auffdem ibearro von seinem herr-
lichen bevorstehendenBeylager sich unterredete/
etliche mahl gar starck ward geschossen / dabey
Man auch Paucken und Trompeten hörete. Der
Printz fragte seine Edclleutbe/ was das zu be-
deuten hette; Er möchte es wohl wissen/ weil
er schier vermuthet/ daß es auff dem Königl.
Schloß wäre / wer sich doch daselbst so lustig
machte? Der Stallmeister antwortete: Mich
wundert/ daß Ihre Durchl. noch darnach fra-
gen/es ist ja eben derselbe / der alle Tage also zu
Mrnieren pfleget/lustig herum trinckt/ bey den
Damen sitzt: bey welchen angenehmen Übun-
gen dann frisch muß geschossen/ gepaucketund
Heblasen werden. Dieses Handwerck treibt
man täglich: Wunder/ wie man es noch auß-
halten kan. Der Printz sähe den Stallmeister
über die Seite an / und sagte: Oho! ichver?
stehe euch wohl / ihr meinet unfern Herrn Vat-
ter/den König/und damit schwieg er stille. Die
Qfficierer / welche der Comödien zusahen / ver-
droß dieser Stich überaus hefftig / die Burger
aber und Stadt-Lenthe lacheten ins Fäusige»/
und lobten die Comödianten / daß sie den Kö-
nig so artig beschrieben hatten. Aber diese
Freude währete mcht lang / dann bald hernach/
wie der König mit dem Printzcn und fernen für-
nehmsten Rächen auff dem ikeatro sich befun-
den/ ward gefraget/ woher man doch den Sam-
met/ Seiden/gülden Stück/ güldene und silber-
ne Spitzen/ Tuch/Hüte/seidene Strümpfe/und
was sonst mehr auff das Beylager vonnöthen/
nicht nur vor den König und Printzen / sondern
auchLiberey-Kleider daraus machen zu lassen/
verschreiben solte ? Worauffder eine Venedig/
der dritte Hamburg/ der vierdte Leipzig / der
fünffte Augspurg/ der sechste Franckfurt/ andere
aber noch andere Städte fürschlugen. Biß end-
lich einer heraus fuhr/ und sagte: was habe«
wir vonnöthen/ so grosse Unkonsten zu thun/ und
die Sachen so weit her hohlen zu lassen / da wie
ja die Stadt / bey welcher unser Lager jetzo ge-
schlagen / gleichsam vor der Thüre haben / und
aus dieser Stadt können wir ja alles dasjenige
bekommen / was wir zum Beylager nöthig ha-
ben. Was/ sagte der König / solten wir dieser
Stadt dasGeld gönne? wisset ihr nicht/daß die
Einwohner grosse Betrieger und die Kauffleute
dieserStadt von vielIahren herSchinder seyn/
ich habe es mehr als einmahl erfahren / daß sie
nirgendswo mehr nach dichten un trachten / als
wie sie redlicheLeute umb das Ihrige bringe/die
Maaren steygern/ oder vor doppeltes Geld ver-
kaufst« / und sich nur selber durch Geitzen/ Wu-
chern und Lrnqverot spielen mögen bereichern/
ehe wir von ihnen etwas wollen kauffen / solte»
die Sachen / und wann sie auch noch so viel ko-
G Keu/
IkLr.äl'lonxz ÜvLISSA,
Die Stichelhaffte Comödie.
S ist bekannt/ daß die Comedianten / als
die man etlicher massen vor s^ricos
muß passiren lassen / mit Stichel,Reden grosse
Macht haben / lasterhafften Personen tapfer auf
Die Haube greiffen / und derselben Untugenden
zleichsam lachend zu straffen/doch müssen sie bil-
lich auch hierin Masse halten. Eine vornehme
Compagnie Engelländische Comsdianten spie»
kete einsmahls in einer sehr grossen Volckrei-
chen Stadt in Italien / weil aber eben zu dero-
selben Zeit ein gewisser fürnehmer Potentat/mit
welchem solche Stadt nicht gar wohl stund/eine
stattliche Armee auff den Beinen hatte / die er
nahe zu der Stadt rücken lassen/ da begab sichs/
daß täglich viel Kriegs-Häupter aus derselben
(dann es ward eben nichts würckliches vorge-
«ommen ) in die Stadt giengen/ritten und fuh-
ren/ allerhand nöthige Sachen einzukauffen/ da
sie sich dann auch häuffig bey dieser Comödie
einfinden liessen / und grosse Belustigung daran
Hakten. Eines Tags/als das Comodien-Hauß
Von den Soldaten/ Officiercrn und Burgern
ziemlich angefüllet war / fpieleten die Comedi-
anten von einem Könige / der seinen Sohn mit
eines andern Königs Tochter wolte verheura-
ten. Unter andern Handlungen geschähe es/
daß/wie derBräutigam mit etlichen fürnehmen
Edelleuthen auffdem ibearro von seinem herr-
lichen bevorstehendenBeylager sich unterredete/
etliche mahl gar starck ward geschossen / dabey
Man auch Paucken und Trompeten hörete. Der
Printz fragte seine Edclleutbe/ was das zu be-
deuten hette; Er möchte es wohl wissen/ weil
er schier vermuthet/ daß es auff dem Königl.
Schloß wäre / wer sich doch daselbst so lustig
machte? Der Stallmeister antwortete: Mich
wundert/ daß Ihre Durchl. noch darnach fra-
gen/es ist ja eben derselbe / der alle Tage also zu
Mrnieren pfleget/lustig herum trinckt/ bey den
Damen sitzt: bey welchen angenehmen Übun-
gen dann frisch muß geschossen/ gepaucketund
Heblasen werden. Dieses Handwerck treibt
man täglich: Wunder/ wie man es noch auß-
halten kan. Der Printz sähe den Stallmeister
über die Seite an / und sagte: Oho! ichver?
stehe euch wohl / ihr meinet unfern Herrn Vat-
ter/den König/und damit schwieg er stille. Die
Qfficierer / welche der Comödien zusahen / ver-
droß dieser Stich überaus hefftig / die Burger
aber und Stadt-Lenthe lacheten ins Fäusige»/
und lobten die Comödianten / daß sie den Kö-
nig so artig beschrieben hatten. Aber diese
Freude währete mcht lang / dann bald hernach/
wie der König mit dem Printzcn und fernen für-
nehmsten Rächen auff dem ikeatro sich befun-
den/ ward gefraget/ woher man doch den Sam-
met/ Seiden/gülden Stück/ güldene und silber-
ne Spitzen/ Tuch/Hüte/seidene Strümpfe/und
was sonst mehr auff das Beylager vonnöthen/
nicht nur vor den König und Printzen / sondern
auchLiberey-Kleider daraus machen zu lassen/
verschreiben solte ? Worauffder eine Venedig/
der dritte Hamburg/ der vierdte Leipzig / der
fünffte Augspurg/ der sechste Franckfurt/ andere
aber noch andere Städte fürschlugen. Biß end-
lich einer heraus fuhr/ und sagte: was habe«
wir vonnöthen/ so grosse Unkonsten zu thun/ und
die Sachen so weit her hohlen zu lassen / da wie
ja die Stadt / bey welcher unser Lager jetzo ge-
schlagen / gleichsam vor der Thüre haben / und
aus dieser Stadt können wir ja alles dasjenige
bekommen / was wir zum Beylager nöthig ha-
ben. Was/ sagte der König / solten wir dieser
Stadt dasGeld gönne? wisset ihr nicht/daß die
Einwohner grosse Betrieger und die Kauffleute
dieserStadt von vielIahren herSchinder seyn/
ich habe es mehr als einmahl erfahren / daß sie
nirgendswo mehr nach dichten un trachten / als
wie sie redlicheLeute umb das Ihrige bringe/die
Maaren steygern/ oder vor doppeltes Geld ver-
kaufst« / und sich nur selber durch Geitzen/ Wu-
chern und Lrnqverot spielen mögen bereichern/
ehe wir von ihnen etwas wollen kauffen / solte»
die Sachen / und wann sie auch noch so viel ko-
G Keu/