No. 4!
R.Lr^l'loNLZ ^VkI08M
Der Teuffelische Plage- Geist.
Einen ärgern Feind hat das menschliche
Geschlecht/ als den leidigen Satan / weß-
halben ein jeder mit dem Gebet für seinen Pfei-
len sich bewaffnen muß/ sonst kan man ihm nicht
rviederstehen. Uber vorgedachte Glückstatter
Geschichte hat sich in ersagtcmJahr/meäio^o -
vcmbris,;» Marburg inHessen mit einerMagd
ein seltzamer La5u§ begeben/ welche man / wer!
sie nicht allein ihrem Herrn untreu / sondern
auch sehrleichtfertig gewesen / gefänglich einge-
setzet hatte. Dann in der Nacht ist einsmahls
der Teuffel/in Gestalt eines Studenten/bey ihr
erschienen / und hat mit ihr geredet / da sie denn
anfangs auch gemeiner/ es seye ein natürlicher
Mensch. Als sie aber bey sich bedacht/ daß die
Thüren verschlossen / und niemand hinein kom-
men könte/hat sie geruffen: OJEsu! darauf
der Tenffel sie auf den Backen geschmiessen/ und
in die Seite getrekten / daß sie gantz lahm wor-
den / und man sie aus dem Gefängnüß tragen
müssen/so war auch der Backen gantz blau und
schwach/und fast wie eine Hand. Sie hatte
grosse Anfechtung / und redete von nichts an-
ders /als daß der böse Feind da stünde, ibiä.
Umb selbige Zeit trug sich zuArau in dmU
Schweitz mit einem Schulden halben verhasst'
teten Manne zu/ bey welchem sich der böse Geist
in der Nacht einstellcke/und ihn beredete / man
hatte ihn wegen seiner grossen Schulden schon
zum Tode verurtheilet; Solcher Straffe aber
zu entgehen/solte er zum Fenster hinauß steigen/
alsdann wolle er ihn an einen sichern Ort drin-
gen. Der gute Mann läßt sich hierzu bereden /
als er aber vor das Fenster hinauß kam/ fiel er
2 Stockwerck hoch auff den Boden herunter.
Wei! er sich nun solcher Gestalt von dem bösen
Geist betrogen sähe/ nahm er sein eigen Messer/
und ritzete ihm / aus äusserster Verzweiffelung /
den Leib selber auff/zog die Därmen etwan 4
Ellen lang herauß/unoschnitte sie hernach ab.
Als der Tag anbrach / ward er in diesem er-
bärmlichen Zustand auff der Gassen liegend/je-
doch annoch lebendig/ und bey solchem Ver-
stände gefunden/ daß er den gantzen Verlaust er-
zehlen können / worauff er am folgenden Tage
gestorben, ibiö.
Der gottlose Flucher.
gN In erschröckliches Exemxel eines lleicht-
8N fertigen Fluchers/ der dem Satan sich er-
geben/und von demselben am Neuen-Jahrs-
Tage änno 1678 / auch schon vorher von dem-
selben seinem schwachen Meister geplaget wor-
den / ist Ulis noch meist in frischem Andencken /
weil aber nicht jederman aüe Umbstände dar-
bey kund seyn möchten/ will ich solche dem curi-
cu5en Leser jetzo folgender Gestalt mitgetheilet
haben: Dieser Flucher hieß Peter Otte / war
von geringen Eltern zu Goßlar gebohren / hat
zwar die Buchdrucker-Knust gelernet/ Weiler
aber seine Jahre nicht völlig ausgestanden /
hat er das koüular nicht halten können/ist al-
so genöthiget worden / ein anders anzugreiffen/
da er dann auffPrag kommen/und im Wirths-
rom. v.
Hause zum Güldnen Adler sich für einen Haust-
Knecht bedungen. AmNeuenJahrs-Tage^n.
1666 hat er sich im Brantwein besoffen/als ihm
nun ein Kärner anniHhet/ sein Pferd in den
Stall zubringen/verfiucht ersichhoch/denTag
kein Pferd in den Stall zu führen / vergist aber
kurtz darauf seines Fluchs/und führet dasPferd
hinein. Kaum hatte ers an die Krippen ge-
bunden / da überfällt ihn ein ungewöhnlicher
Schwindel/r und dünckt ihm/es seye gantz fin-
ster/ sodaß er die Thür nicht finden kan/ wo-
durch er dann hefftig zvfluchen anhebet/und den
Leuffel rechtschaffen ladet / indem höret er je-
mand sagen: Hvlla/ruffe nur so laut nicht/
ich bin schon da! wird auch alsofort eines
Cavalliers im ledern Collet/schwartzenHut und
Rr weissen
R.Lr^l'loNLZ ^VkI08M
Der Teuffelische Plage- Geist.
Einen ärgern Feind hat das menschliche
Geschlecht/ als den leidigen Satan / weß-
halben ein jeder mit dem Gebet für seinen Pfei-
len sich bewaffnen muß/ sonst kan man ihm nicht
rviederstehen. Uber vorgedachte Glückstatter
Geschichte hat sich in ersagtcmJahr/meäio^o -
vcmbris,;» Marburg inHessen mit einerMagd
ein seltzamer La5u§ begeben/ welche man / wer!
sie nicht allein ihrem Herrn untreu / sondern
auch sehrleichtfertig gewesen / gefänglich einge-
setzet hatte. Dann in der Nacht ist einsmahls
der Teuffel/in Gestalt eines Studenten/bey ihr
erschienen / und hat mit ihr geredet / da sie denn
anfangs auch gemeiner/ es seye ein natürlicher
Mensch. Als sie aber bey sich bedacht/ daß die
Thüren verschlossen / und niemand hinein kom-
men könte/hat sie geruffen: OJEsu! darauf
der Tenffel sie auf den Backen geschmiessen/ und
in die Seite getrekten / daß sie gantz lahm wor-
den / und man sie aus dem Gefängnüß tragen
müssen/so war auch der Backen gantz blau und
schwach/und fast wie eine Hand. Sie hatte
grosse Anfechtung / und redete von nichts an-
ders /als daß der böse Feind da stünde, ibiä.
Umb selbige Zeit trug sich zuArau in dmU
Schweitz mit einem Schulden halben verhasst'
teten Manne zu/ bey welchem sich der böse Geist
in der Nacht einstellcke/und ihn beredete / man
hatte ihn wegen seiner grossen Schulden schon
zum Tode verurtheilet; Solcher Straffe aber
zu entgehen/solte er zum Fenster hinauß steigen/
alsdann wolle er ihn an einen sichern Ort drin-
gen. Der gute Mann läßt sich hierzu bereden /
als er aber vor das Fenster hinauß kam/ fiel er
2 Stockwerck hoch auff den Boden herunter.
Wei! er sich nun solcher Gestalt von dem bösen
Geist betrogen sähe/ nahm er sein eigen Messer/
und ritzete ihm / aus äusserster Verzweiffelung /
den Leib selber auff/zog die Därmen etwan 4
Ellen lang herauß/unoschnitte sie hernach ab.
Als der Tag anbrach / ward er in diesem er-
bärmlichen Zustand auff der Gassen liegend/je-
doch annoch lebendig/ und bey solchem Ver-
stände gefunden/ daß er den gantzen Verlaust er-
zehlen können / worauff er am folgenden Tage
gestorben, ibiö.
Der gottlose Flucher.
gN In erschröckliches Exemxel eines lleicht-
8N fertigen Fluchers/ der dem Satan sich er-
geben/und von demselben am Neuen-Jahrs-
Tage änno 1678 / auch schon vorher von dem-
selben seinem schwachen Meister geplaget wor-
den / ist Ulis noch meist in frischem Andencken /
weil aber nicht jederman aüe Umbstände dar-
bey kund seyn möchten/ will ich solche dem curi-
cu5en Leser jetzo folgender Gestalt mitgetheilet
haben: Dieser Flucher hieß Peter Otte / war
von geringen Eltern zu Goßlar gebohren / hat
zwar die Buchdrucker-Knust gelernet/ Weiler
aber seine Jahre nicht völlig ausgestanden /
hat er das koüular nicht halten können/ist al-
so genöthiget worden / ein anders anzugreiffen/
da er dann auffPrag kommen/und im Wirths-
rom. v.
Hause zum Güldnen Adler sich für einen Haust-
Knecht bedungen. AmNeuenJahrs-Tage^n.
1666 hat er sich im Brantwein besoffen/als ihm
nun ein Kärner anniHhet/ sein Pferd in den
Stall zubringen/verfiucht ersichhoch/denTag
kein Pferd in den Stall zu führen / vergist aber
kurtz darauf seines Fluchs/und führet dasPferd
hinein. Kaum hatte ers an die Krippen ge-
bunden / da überfällt ihn ein ungewöhnlicher
Schwindel/r und dünckt ihm/es seye gantz fin-
ster/ sodaß er die Thür nicht finden kan/ wo-
durch er dann hefftig zvfluchen anhebet/und den
Leuffel rechtschaffen ladet / indem höret er je-
mand sagen: Hvlla/ruffe nur so laut nicht/
ich bin schon da! wird auch alsofort eines
Cavalliers im ledern Collet/schwartzenHut und
Rr weissen