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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Oth.]; Härtel, Zacharias [Oth.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Der fünfte Theil): Worinne fürgestellet und angeführet werden Die Merckwürdigste Historien und Geschichte Der vorigen und jetzigen Zeiten/ welche sich auff diesem grossen Schau-Platze der Welt zugetragen: Dabey auch die sehr blutige und merckwürdige Auffzüge der vorigen eiferigen Christen nach dem Hl. oder gelobten Lande/ in sieben wunderseltzamen Creutz-Fahrten abgehandelt sind: Allen und jeden curieusen Liebhabern zur Lust/ Lehre und Nachricht in Druck verfertiget/ und mit schönen Kupffern und Contersaiten durchgehends gezieret — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1691 [VD17 12:109624Z]

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.67343#0186

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r§O. L! R.LL^.-ri0r7L8 Cv«.105/k.

I6l

Die Lontinuarion diestr ^.Lteris

MAO eine Adeliche Zusammenkunfft war/ ss
AVöey Hochzeiten / Kind-Tauffen / oder Be-
gräbnüffen / fanden sich von dieser Gesellschafft
etliche darzu / welche man / ob wo! ungebetene /
nicht abweisen durffte / wurden aber so bewir-
thet/und mit Futter und Mahl so versehen/ daß
sie von dem Wirth nicht übel zu reden hatten.
Ein Ehrliebender Manu/der in seinem Ade-
lichen Hause/bey dergleichen Gastgebot / diese
unreinenVögel etliche mahl auffgenommen und
bewirthet / kunte seiner Adelicheu Ehr
und Zucht nicht anders bewahren / als daß er
bey geschlagener Nacht seine Dienst - Knechte
auffruffen/ und ihnen befehlen muste / Friede zu
hagen/die musien solchenErnst gebrauchen/daß
r^. von H. anders nicht / als mit derben Schlä-
gen abgedecket ward/ und noch für Morgends/

als ein rasenderHund/ verreckete/ (denn kein
ander Mittel war/dcr ungezähmten Boßheit zu
steuren.) Dem ehrlichen Manne war es höchst
zuwider/ auff solche Manier seine Gäste fort zu
schicken/ aber wolte er nicht sein eigen Hauß ge-
schändet sehen/muste er aus so grausamenWerck
eine Tugend machen.
Jene Unfläter trugen Abscheu vor: denen
Außländern/wie gemeldet/ daß sie nicht ihre
Trinckgeschirr verunreinigten. Denen ahmen
Die schnöde Welt- Kinder nach / welche sich in
ihrem Schand-Wesen noch so gut düncken/ daß
sie Christliche Zucht- Lehrer meistern dürsten /
und mit jenen Propheten-Mördern wiederbel-
len : Rühre mich nicht an / Ich soll noch wohl
dich heiligen!/ Lia.eLp.6s v. 5.

Die listige Keuschheit.

U' Loäanua ( sonst LuäomiUa ) Grasten Al-
-K-^örechts von Bogen Wittibe / war eine Per-
son von übertrefflicher Schönheit. Gegen die-
selbe war ein Hertzog in Bäyern / Ludewig ge-
nant/ mit hefftiger Liebe entzündete / weßwegen
er sie offt besuchete/ und sich mit ihr in allen Eh-
ren ergetzete. Dieweil sie Hber eines züchtigen
und Ehrliebenden Gemüths war/und seine Lie-
be ihr etwas verdächtig vorkam / wolte sie, dem
Hertzoge nichts zu willen seyn/ biß sie die völlige
und gewisse Ehe- Versprechung von ihm erlan-
get hätte.
Als nun dieses zu thun der Hertzog sich erbö-
te/ und alles willigte / ward er von ihr in eine
Kammer geführet/ und zum Ehe-Versprechen
vermahnet. Sie aber wandte sich zu dreyen
Kriegs- Helden / so an denen Teppichen ange-
mahlet stunden / und nähme sie zu Zeugen ihrer
beyden Ehe- Verbündniß. Welche der Hertzog/-
als durch welche er nicht überzeuget werden tön-
te/ nicht groß achtete / sondern aus hitziger Lie-
be alles überflüssig versprach und zusagete.
lom v.

Darauff zog die Luclomüia einen Teppich
zurück/und führte drey edle Ritter/so sie dar-
hinter versteckt gehabt/ herfür. Wormit sich
der verliebte Hertzog gefangen sähe / und seine
buhlerische Begierde in eine recht ehr- und ehe-
liche Liebe verwandelte. Brachte also diese keu-
sche Lu«jomiHa ihre Zucht und Ehre unverletzt
in das Fürstliche Ehe- Bett / und verdinete bey
ihrem Ehe-Herrn / desto billicher geliebet zu
werden. Bäuerische Chronica Lrunncri in
no 1204.
Mit gleichförmiger Frauen-List ward ver-
stricket Printz iLlLnä.Karln des grossen Stieff-
Bruder von der keuschen niläe§Lr<j, des Käu-
fers Gemahlin/wie davon ^äolarius Lrrcluur
W.4.cap.l. seiner Gülichischen Chronica nach-
folgenden Verlaufserzehlet.
Kayser Karl hatte einen Stieff-Bruder/ mit
Nahmenlaisnäus, der brachte die fromeKay-
serin UlicleZarä in Leiden und Noth; Denn als
er ein ungehaltener leichtfertiger Mensch war/
gerieth er in. unzüchtige Liebe und fleischliche
W Begier-
 
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