I^o. 6r,
R.Ll,L-rio^L8 6VKI08L.
489
Der kluge Blinde.
mor (üKeMLllinus aus beyden Augen dergesiait
S dörffte vielleicht mancher öcy Erbli-
ckung dieser kubric, in Verwunderung
gerahten /und sich des deutschen Sprichworts:
Ein blinderMann ein armer Mann; erinnern/
dabeneben gedencken/wie es möglich sey/daß ein
Blinder einiger sonderbahrer Klugheit fähig
seyn könne/sonderlich wo er( wie dieser/welchen
uns gegenwärtiges Kupfer fütstellet>sein Tage
fast sich des Lichtes seiner Augen nicht gebrau-
chet hat; und dahero einen solchen viel eher als
eine unnütze Last derErden ansehen/als glauben
daß er zur höchsten kcrfcäion einiger Wis-
ftnschafften hätte steigen und dahero den Nah-
men einesGelahrten erlangen können. Ich weiß
zwar wol/ daß unterschiedliche Lxempia blinder
Leute bekandt/welche in etlichen Wiffenschafften
Lxccllircthaben/UNterdeneDiö^mus^IexLlicjri-
nus, dIicc>1»U8 klorenrinus, Hfco6oiu8 8roicu§
und diicL6u8<le^VcrclL,so alle blind gewesen ge-
zehlet werden ; Wie denn auch/ der alten Ge-
schichten zu geschweige» / dergleichen von einem
blinden Tischler zu Copenhagen erzehlet wird/
welcher in seiner Arbeit Wunderdinge verrich-
tet. Irem der Kunstreiche Orgelbauer zu Stut-
gard Schotten / der auch Stockblind gewesen.
In Italien hat einer gelebet / Rahmens 1^1-
«iovitio 6roto, den man ins gemein I! cieco äi
HaäriL genandt/welcher der Lateinischen Spra-
che so fähig gewesen/ daß er 24 Orationes in der-
selben gehalten/welche zu jedermanns Verwun-
derung noch heutiges Tages im Druck zu sehen
sind. Der bekandte Xenelmu8 Oi§b^ erzeblet in
seinem l'raÄLt <le narura Lor^orum L. 28. n. 7
daß er einen ksräsZogum gehabt/ dem derüu-
vergangen/daß er der Sonnen Licht nicht erken-
nen können. Dieser/ ob er wohl blind gewesen/
hat jedoch auffs fertigste in Charten und Kni-
ckern spielen / zinnerne Teller und dergleichen so
behende auff der Taffe! herumb drehen können/
daß der es angesehen/ es ohne höchster Verwun-
derung nicht betrachten mögen / weil er vermit-
Leist der innerlichen Sinnen / und der starcken
Einbildungs-Gabe/Dinge verrichtet/ die man-
cher/wenn er auch ( wie man im Sprichwort zu
sagen pfleget) beyde Augen in den Händen hät-
tc/woll ungethan würde gelassen haben. Zu Am-
sterdam hat vor Jahren ein Blinder gelebet/
welcheraus stetigerUbung/der Wege un Stras-
sen in solcher Stadt so woll kündig gewesen/daß
er nicht allein selbst aller Orthen ohne Hinder-
nüß gehen und stehen/ sondern auch / welches
zu verwundern ist / bey Nebelichten Zeiten /
wenn andere Wollsehendc / ans Furcht in die
Grachten oder Graben zu fallen / womit solche
Stadt fast in allen Gassen durchschnitten ist/sich
außzugehen gescheuet/ so hat dieser dieselben lei-
ten und ihnen zu höchster Verwunderung die
Wege xerfcÄ zeigen können / wie solches viel
ivooMenschen bekandtist.DiesePersonen müs-
sen zwar billig aämiriret werden / aber was sind
sie alle gegen denjenigen zu rechnen / welchen
uns gegenwärtige Figur vorstellet? Denn jene
haben zwar in einer gewissen Sache excelürer,
dieser aber ist von der Natur mit übermässigen
Gaben beschüttet gewesen. In Warheit es mag
derselbe woll als ein Wunderwerck dieses 5ccu-
u betrachtet werden..
da in derOber-Pfaltz gebohren. Im dritten
Jahr seines Alters / haben ihn die schädlichen
Pocken oder Kinder-Blattern / durch Gottes
lom. v.
worden. Ob nun zwar dieser Zufall seine El-
tern in höchster Bekümmernüß gesetzet/so hat er
doch durch Gottes wunderliche Gnade darz«
Oos ge-
Der gelahrte Blinde.
SUS ist aber dieser Schönberger eines Verhängnüß/ seines Gesichtes und des Lichtes
SchneidersSohn undAo.iSoi zu Wey- > beyder Augen beraubet / dgß er also Stockblmd
R.Ll,L-rio^L8 6VKI08L.
489
Der kluge Blinde.
mor (üKeMLllinus aus beyden Augen dergesiait
S dörffte vielleicht mancher öcy Erbli-
ckung dieser kubric, in Verwunderung
gerahten /und sich des deutschen Sprichworts:
Ein blinderMann ein armer Mann; erinnern/
dabeneben gedencken/wie es möglich sey/daß ein
Blinder einiger sonderbahrer Klugheit fähig
seyn könne/sonderlich wo er( wie dieser/welchen
uns gegenwärtiges Kupfer fütstellet>sein Tage
fast sich des Lichtes seiner Augen nicht gebrau-
chet hat; und dahero einen solchen viel eher als
eine unnütze Last derErden ansehen/als glauben
daß er zur höchsten kcrfcäion einiger Wis-
ftnschafften hätte steigen und dahero den Nah-
men einesGelahrten erlangen können. Ich weiß
zwar wol/ daß unterschiedliche Lxempia blinder
Leute bekandt/welche in etlichen Wiffenschafften
Lxccllircthaben/UNterdeneDiö^mus^IexLlicjri-
nus, dIicc>1»U8 klorenrinus, Hfco6oiu8 8roicu§
und diicL6u8<le^VcrclL,so alle blind gewesen ge-
zehlet werden ; Wie denn auch/ der alten Ge-
schichten zu geschweige» / dergleichen von einem
blinden Tischler zu Copenhagen erzehlet wird/
welcher in seiner Arbeit Wunderdinge verrich-
tet. Irem der Kunstreiche Orgelbauer zu Stut-
gard Schotten / der auch Stockblind gewesen.
In Italien hat einer gelebet / Rahmens 1^1-
«iovitio 6roto, den man ins gemein I! cieco äi
HaäriL genandt/welcher der Lateinischen Spra-
che so fähig gewesen/ daß er 24 Orationes in der-
selben gehalten/welche zu jedermanns Verwun-
derung noch heutiges Tages im Druck zu sehen
sind. Der bekandte Xenelmu8 Oi§b^ erzeblet in
seinem l'raÄLt <le narura Lor^orum L. 28. n. 7
daß er einen ksräsZogum gehabt/ dem derüu-
vergangen/daß er der Sonnen Licht nicht erken-
nen können. Dieser/ ob er wohl blind gewesen/
hat jedoch auffs fertigste in Charten und Kni-
ckern spielen / zinnerne Teller und dergleichen so
behende auff der Taffe! herumb drehen können/
daß der es angesehen/ es ohne höchster Verwun-
derung nicht betrachten mögen / weil er vermit-
Leist der innerlichen Sinnen / und der starcken
Einbildungs-Gabe/Dinge verrichtet/ die man-
cher/wenn er auch ( wie man im Sprichwort zu
sagen pfleget) beyde Augen in den Händen hät-
tc/woll ungethan würde gelassen haben. Zu Am-
sterdam hat vor Jahren ein Blinder gelebet/
welcheraus stetigerUbung/der Wege un Stras-
sen in solcher Stadt so woll kündig gewesen/daß
er nicht allein selbst aller Orthen ohne Hinder-
nüß gehen und stehen/ sondern auch / welches
zu verwundern ist / bey Nebelichten Zeiten /
wenn andere Wollsehendc / ans Furcht in die
Grachten oder Graben zu fallen / womit solche
Stadt fast in allen Gassen durchschnitten ist/sich
außzugehen gescheuet/ so hat dieser dieselben lei-
ten und ihnen zu höchster Verwunderung die
Wege xerfcÄ zeigen können / wie solches viel
ivooMenschen bekandtist.DiesePersonen müs-
sen zwar billig aämiriret werden / aber was sind
sie alle gegen denjenigen zu rechnen / welchen
uns gegenwärtige Figur vorstellet? Denn jene
haben zwar in einer gewissen Sache excelürer,
dieser aber ist von der Natur mit übermässigen
Gaben beschüttet gewesen. In Warheit es mag
derselbe woll als ein Wunderwerck dieses 5ccu-
u betrachtet werden..
da in derOber-Pfaltz gebohren. Im dritten
Jahr seines Alters / haben ihn die schädlichen
Pocken oder Kinder-Blattern / durch Gottes
lom. v.
worden. Ob nun zwar dieser Zufall seine El-
tern in höchster Bekümmernüß gesetzet/so hat er
doch durch Gottes wunderliche Gnade darz«
Oos ge-
Der gelahrte Blinde.
SUS ist aber dieser Schönberger eines Verhängnüß/ seines Gesichtes und des Lichtes
SchneidersSohn undAo.iSoi zu Wey- > beyder Augen beraubet / dgß er also Stockblmd