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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Bearb.]; Härtel, Zacharias [Bearb.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Der fünfte Theil): Worinne fürgestellet und angeführet werden Die Merckwürdigste Historien und Geschichte Der vorigen und jetzigen Zeiten/ welche sich auff diesem grossen Schau-Platze der Welt zugetragen: Dabey auch die sehr blutige und merckwürdige Auffzüge der vorigen eiferigen Christen nach dem Hl. oder gelobten Lande/ in sieben wunderseltzamen Creutz-Fahrten abgehandelt sind: Allen und jeden curieusen Liebhabern zur Lust/ Lehre und Nachricht in Druck verfertiget/ und mit schönen Kupffern und Contersaiten durchgehends gezieret — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1691 [VD17 12:109624Z]

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https://doi.org/10.11588/diglit.67343#0282

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L49

Die OomLnuation dieiek Materie.

ZDJe hatten/ da Antiochia belagert war/
ihre Gesandten mit des Egyptischen Sul-
tans seinen nach Babylon gesandt / mit ihm ei-
tlen Bund zu schliessen / darumb er sie ersucht
hatte / mit dem Beding / daß er seine Armee zu
der Christen fügete / dargegen wolten ihm dieft
ave Oerter / soihmdieTürcken abgenommen/
wieder zustellen. Die Christeu hergegen wollen
Jerusalem/ und was darzu gehörte / behalten;
die übrige Oerter wolten sie mit einander Hei-
len. Die grosse Niederlage Lai-baZars, so dieser
Fürst kurtz hernach verstund/ machte/ daß er sei-
ne Lelolurion veränderte. Er hoffte einen gros-
sen Vortheil zu ziehen/ wann die Christen über-
wunden würden. Er wüste wohl/ daß ihre Ar-
mee durch eine lange Belagerung/durchKranck-

heiten und durch Fechten grossen Lheils ge-
schwächet wäre; und daß Alexius/ an statt/daß
er ihnen Hülffe senden solte/ ihn / Sultan/ täg,
lich anfrischete/die Waffen wieder sie zu ergreif-
fen. Und gewißlich nach dem Streit beyAsca-
lon fand man in einem Kistlein Brieffe von dem
Sultan/ welche der meineydige Kayser an ihn/
dieser Sache wegen/geschrieben hatte. Der
Sultan von Babylon war der gäntzlichen Mei-
nung/daß die Türcken/nach so vielfälttgemVer-
lust/ keine Armee wiederauffbringen könteu/al-
fo sandte er eine grosse Armee in kLiEna,tvel-
che die meiste Städte darinne Wegnahme/ selbst
auch Jerusalem/ welchen herrlichen Ort der
6ouverneur/weil er keinen Entsatz abseheufux-
te/vor Geld verkauffte.

Die treulose Priutzen.

AMLs nun die Christen in kkoemcien komen
ÄDwaren/sandte dieser Sultan ihre Gesand-
ten/ die er beynaheein gantzes Jahr bey sich be-
halten hattk/mit seinen eigenen/welche denPrin
tzen andeulelen: Weil er sich der Stadt Jeru-
salem/ so ihm von Rechtswegen zukame/bemei-
stert/ wäre es wieder die billigkeit / solche ihnen
abzutretten. Dafern aber doch die Christen das
heilige Grab wolten besitzen/ solle ihnen solches
ftey stehen / mit dem Beding / daß auff einmahl
nicht mehr/als 2 oder zoo ohnbewehrle Män-
ner / in Pilger- Kleidung / solches thun sollen /
welche sich auch / nach gepflogener Andacht /
stracks wieder hinweg machen müssen. Als die
Fürsten den grossen Trotz dieses Sultans hier-
auß verstanden / urtheilten sie / daß man ihn
schmählich handeln müste. Sie spotteten also
dieser Vorstellung/ sandten ihm feine Abgeord-
nete wieder zurück / und liessen ihm andeuten:
Dafern er Jerusalem nicht alsobald abtretten
würde/ und de gemachten Vertrag einGnügen
Leistete/ man schon Mittel wüste/ ihm die besag-
te Stadt abzunehmen/ und ihn gar in Babylon
lom, V.

heim zu suchen. Nicht lange hernach wurden
auch des Gesandten verhört/ welche über
den Boemund klagten / daß er wieder den gelei-
steten Eyd die Stadt ämiocbia behielte: Er
ersuchte sie ferner/daß sie doch biß in den äuZM
Monat verziehen möchten / alsdan wolle er mit
einer gnngsamcn Macht kommen/mit sich brin-
gend einen grossen Vorrath / umb alsdann mit
gesampter Macht Jerusalem zu belagern. Der
Graff Raimund / welcher besorgete/ man wür-
de die Belagerung vor , welchen Orth er/
wie man glaubte / gern vor sich behalten hätte /
anffheben / riethe / man solte den Kayser Ple-
num vergnügen/und seiner erwarten/ ehe vor
Jerusalem etwas vorgenommen würde / aber
alle die andern antworteten des Kaysers Ge-
sandten : Weil ihr Principal sie in allenDi ngen
hintergangen/achtete man sich ihrer Seits nicht
mehr verpflichtet andern ihmgeleisteterrEyd/
und das Boemnnd mit ihrer allerVerwilligung
sich in den Besitz von ^miocbia gesetzet / sie wol-
ten auch seinen Worten nicht langer trauen/
sondern fordersamst vor Jerusalem rücken.
 
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