r§o. ss
R.LLä1'I0NL8 6vLIO8L-
68r
Die beständige Unbeständigkeit.
HMEr Sinnreiche ZLLveära, vergleichet die
8N grosseNicht-undFlüchtigkert desMensch-
lichen Thun und Lebens/ einer auffsteigenden
Rackete / mit dieser nachdenklichen Umschrifft:
vunr Luceo xerco, indem ich erscheine verge-
he ich wieder -. Die Creatur kennet diese Ab-
wechselung : Alles weret kaum einkAugenblick.
Die Rackete steiget Augenblicklich in die Höhe/
und verschwindet auch in einem Augenblicke;
Ihr Wesen lässet nichts mehr hinter sich als ein
wenigAsche/und einfiüchtigesAndencken/in den
Sinnen der Zuschauer. Alles eilet gleichsam
davon/ und in dem es sich sehen last /, ist es schon
wieder reiff genug/zu seinem Untergange; Die
Blume blühet des Morgens und welcket des A-
hends; Die liebenAlten haben uns die flüchtige
Eitelkeit für-und abgebildet/in dreyenGängen/
als: Indem Eingänge: Fortgänge: Und iu
dem Außgange: Bey dem Eingänge sagen sie /
erscheine alsobald der Geburts-Engel / welcher
den Eingehenden seiner Blösse halben erinnere/
und deßwegen ein Kleid und Decke zuwerffe/sei-
ne Blösse damit zudecken; Deutende hiedurch
auff den sehr kläglichen Zustand seines Lebens
und Wollfahrt. Bey dem Fortgänge / lasse sich
sehen sein Schutz- Engel / welcher ihm zumeffe
sein Antheil/ Glücks und Unglücks / und erinne-
re ihn dabey/der Flüchtigkeit seines Lebens/daß
rr eilen müsse/ weil ihme der Todt auf demFuffe
nacheile/rhn zu erjagen und zuerwürgen.Unter-
dessen werde seine grössesteErgetzligkeit auffdie-
ser Reise seyn/Schmertzen und Arbeit; Seine
Speise und Tranck vermischet mit Thranen
und Ungemach: Es werde mit ihme heissen/
wie mit allen andern/bloß ins Hanß/ nn wieder
hinaus. Sein Erbtheil werde seyn / Eitelkeit
und Nichtigkeit / welches er fürHerrligkeit und
Wichtigkeit halten werde. Bey dem Ausgange
werde er ansichtig werden/ des erschrecklichen
Todes/welcher ihme zeigen werde dieMasse und
Länge/ seines flüchtigen Lebens / abgemessen an
seiner Lobten Sense; Dabeyqnzeigende/ sein
Tsm, v.
Lauff sey nunmehr vollendet / und er warte nun«
mehr feiner mit Fleiffe / ihme die Todes Thür
auffzuschlieffen/ und in das Gradzu begleiten:
Demnach sey es an dem/ daß er ablegen müsse /
fein Geld und Guth / seine Ehre und Much;
sein Fleisch undBluth: Und das ist endlich der
Schluß - Du Menschen Kind must sterben/ du
darffst nicht gedencken / auff einigem Auffschub/
Umgang oder Betrug / sie müssen alle hier er-
scheinen / sie mögen irr-und ab-Wege suchen iu
der Welt/ wie sie wollen/ sie führen doch alle zu
diesen Außgange/ welches ist die Todes-Thür.
Indessen muß die Seel/so lang' in Hoffnunr
stehen/
Biß daß der Leib zur Thür des Todes wir»
eingehen:
Gedencke / wie du bist in diese Welt gekom-
men/
Und wie du aus gar nichts/ hast deinen Uhr«
sprung nommen.
Es ist ein Augenblick / daß du nichts wieder
bist;
Wo seynd die Väter hin? Nichts mehr von
ihnen ist.
Bey solcher Verdrießkigkeit und mühseeligetr
Wandel/ wird ein Wandersmann erinnert/sich
fleissig zu hüten / daß er ihm selbst nicht etwanu
den Weg verkürtze / oder den Lebens Fadea
abreisse/ehe es Zeit ist; Denn das were wieder
seine Pflicht; Angesehen ihme nicht erlaubet ist/
einen eintzigen Wandersmann wegzuraffen /
viel weniger sich selbst/ als demeer die nächste
und gröffeste Treue schuldig ist. Gölte er aber
meyne/dadurch aller zeitlichen Mühe/Verdruß
undIammers abzukommen: So wird er war-
lich dadurch in das ewige Verderben fallen.
Denn es ist kein guter Soldate/ saget der wei-
se 8cneca, der von seinerSchildwache ableufft/
und die Zeit seiner Ablösung nicht erwartet.
Die Wanderschafft ist ungewiß/ und die Zeit
des Außganges niemande bekant r Ehe sich off«
Ms einer verstehet/ ist er schon für der Thür
Ooos des
R.LLä1'I0NL8 6vLIO8L-
68r
Die beständige Unbeständigkeit.
HMEr Sinnreiche ZLLveära, vergleichet die
8N grosseNicht-undFlüchtigkert desMensch-
lichen Thun und Lebens/ einer auffsteigenden
Rackete / mit dieser nachdenklichen Umschrifft:
vunr Luceo xerco, indem ich erscheine verge-
he ich wieder -. Die Creatur kennet diese Ab-
wechselung : Alles weret kaum einkAugenblick.
Die Rackete steiget Augenblicklich in die Höhe/
und verschwindet auch in einem Augenblicke;
Ihr Wesen lässet nichts mehr hinter sich als ein
wenigAsche/und einfiüchtigesAndencken/in den
Sinnen der Zuschauer. Alles eilet gleichsam
davon/ und in dem es sich sehen last /, ist es schon
wieder reiff genug/zu seinem Untergange; Die
Blume blühet des Morgens und welcket des A-
hends; Die liebenAlten haben uns die flüchtige
Eitelkeit für-und abgebildet/in dreyenGängen/
als: Indem Eingänge: Fortgänge: Und iu
dem Außgange: Bey dem Eingänge sagen sie /
erscheine alsobald der Geburts-Engel / welcher
den Eingehenden seiner Blösse halben erinnere/
und deßwegen ein Kleid und Decke zuwerffe/sei-
ne Blösse damit zudecken; Deutende hiedurch
auff den sehr kläglichen Zustand seines Lebens
und Wollfahrt. Bey dem Fortgänge / lasse sich
sehen sein Schutz- Engel / welcher ihm zumeffe
sein Antheil/ Glücks und Unglücks / und erinne-
re ihn dabey/der Flüchtigkeit seines Lebens/daß
rr eilen müsse/ weil ihme der Todt auf demFuffe
nacheile/rhn zu erjagen und zuerwürgen.Unter-
dessen werde seine grössesteErgetzligkeit auffdie-
ser Reise seyn/Schmertzen und Arbeit; Seine
Speise und Tranck vermischet mit Thranen
und Ungemach: Es werde mit ihme heissen/
wie mit allen andern/bloß ins Hanß/ nn wieder
hinaus. Sein Erbtheil werde seyn / Eitelkeit
und Nichtigkeit / welches er fürHerrligkeit und
Wichtigkeit halten werde. Bey dem Ausgange
werde er ansichtig werden/ des erschrecklichen
Todes/welcher ihme zeigen werde dieMasse und
Länge/ seines flüchtigen Lebens / abgemessen an
seiner Lobten Sense; Dabeyqnzeigende/ sein
Tsm, v.
Lauff sey nunmehr vollendet / und er warte nun«
mehr feiner mit Fleiffe / ihme die Todes Thür
auffzuschlieffen/ und in das Gradzu begleiten:
Demnach sey es an dem/ daß er ablegen müsse /
fein Geld und Guth / seine Ehre und Much;
sein Fleisch undBluth: Und das ist endlich der
Schluß - Du Menschen Kind must sterben/ du
darffst nicht gedencken / auff einigem Auffschub/
Umgang oder Betrug / sie müssen alle hier er-
scheinen / sie mögen irr-und ab-Wege suchen iu
der Welt/ wie sie wollen/ sie führen doch alle zu
diesen Außgange/ welches ist die Todes-Thür.
Indessen muß die Seel/so lang' in Hoffnunr
stehen/
Biß daß der Leib zur Thür des Todes wir»
eingehen:
Gedencke / wie du bist in diese Welt gekom-
men/
Und wie du aus gar nichts/ hast deinen Uhr«
sprung nommen.
Es ist ein Augenblick / daß du nichts wieder
bist;
Wo seynd die Väter hin? Nichts mehr von
ihnen ist.
Bey solcher Verdrießkigkeit und mühseeligetr
Wandel/ wird ein Wandersmann erinnert/sich
fleissig zu hüten / daß er ihm selbst nicht etwanu
den Weg verkürtze / oder den Lebens Fadea
abreisse/ehe es Zeit ist; Denn das were wieder
seine Pflicht; Angesehen ihme nicht erlaubet ist/
einen eintzigen Wandersmann wegzuraffen /
viel weniger sich selbst/ als demeer die nächste
und gröffeste Treue schuldig ist. Gölte er aber
meyne/dadurch aller zeitlichen Mühe/Verdruß
undIammers abzukommen: So wird er war-
lich dadurch in das ewige Verderben fallen.
Denn es ist kein guter Soldate/ saget der wei-
se 8cneca, der von seinerSchildwache ableufft/
und die Zeit seiner Ablösung nicht erwartet.
Die Wanderschafft ist ungewiß/ und die Zeit
des Außganges niemande bekant r Ehe sich off«
Ms einer verstehet/ ist er schon für der Thür
Ooos des