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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Oth.]; Härtel, Zacharias [Oth.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Der fünfte Theil): Worinne fürgestellet und angeführet werden Die Merckwürdigste Historien und Geschichte Der vorigen und jetzigen Zeiten/ welche sich auff diesem grossen Schau-Platze der Welt zugetragen: Dabey auch die sehr blutige und merckwürdige Auffzüge der vorigen eiferigen Christen nach dem Hl. oder gelobten Lande/ in sieben wunderseltzamen Creutz-Fahrten abgehandelt sind: Allen und jeden curieusen Liebhabern zur Lust/ Lehre und Nachricht in Druck verfertiget/ und mit schönen Kupffern und Contersaiten durchgehends gezieret — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1691 [VD17 12:109624Z]

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.67343#0254

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wo. 2.9


2.2.5

Der Tyrannische Regent

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Römischer Käyser gewesen / wegen seiner Faul«
heit aber und Übeln Regierung ist abgesetzt wor-
den. Ihm wird nachgeschrieben/ daß er nie-
mahls einen Supplicanten für sich gelassen/viel
weniger gehöret / und wenn er von andern ver-
nommen/ daß seine arme Unterthanen beschwe-
ret und in Engsten seyn/ hat er sie selber zuver»
nehmen nicht begehret/sondern gesagt: Wen«
einem etwas will zu schwer seyn / so leg ers nie-
der/ist einer inAngst/so mag er den Dampffvom
Hertzen hinweg greuspern. i^ekman. cbro».
Lpir. VII. Buch cap. 62 bl. 828. Ist das nicht ei-
ne schöne Rede von einerObrigkeit/ die Gottes
Stadthalter seyn / und das Ambt eines Landes
Vatern vertreten soll ?
Wir setzen auch Mich unter diese Reyhe
Pabst 6rc§ern den VII. welcher mit seinen Leu«
ten gar übel und unbarmherzig umbgegangen.
Er hatte einsten einen Jüngling auffein-Iahe
verwiesen/und darneben noch eine andere Buffe
auffgeleget. Als nun die Zeit verfloffen/meine-
te die Mutter des Kerls / so eine arme Wittbe/
es würde nun alles gut seyn/ Hand ihrem Sohrr
einen Strick umb den Hals/und führete ihn al-
so für den Pabst/mit Bitte/ daß ihre Heyligkeit
ihr den Sohn nun wieder schencken wollte / der
Stadthalter Christi empfunde dieses gar übel/
und sagte mit Ungestüm: Gehe hin mit deinem
Sohn/und laß mich zu frieden / schickte auch al-
sobald einen Trabanten in die Gerichts-Kam-
mer mit Befehl / daßman diesen Jüngling zum
Tode verurtheilen solle. Weil aber die Richter
sich dessen geweigert / hat er selbst dem arme«
Menschen einen Fuß abhauen lassen / daran er
des dritten Tages für Schmertzen gestorben»
L.. kl. lom.r. 5ol. rzi.

AM Ieses alles betrachtete unser Griechischer
8A Kayser Alexius eben so wenig / als wann
es ihn gar nicht anginig/ was wir jetzo erzehlet
haben/er blieb einmahl seinen Weg fort/ein Ty-
rann und unbarmhertziger Regent. Aber ich sa-
ge vielmehr: Ist unter den nsthwendigen Tu-
genden/ mit welchen die Obrigkeit soll versehen
seyn/eine/die zu dero grossen Nutzen und Ruhm
-gereichet / so ists gewißlich die Liebe gegen die
Unterthanen / Krafft welcher ein Herr dieselben
lieber heilet als verwundet / lieber vertheidiget
als verletzet/ lieber kleidet als beraubet/ lieber
höret als verflösset / lieber tröstet als betrübet/
wsrvon s^mmLcüus sehr schöne Worte gefüh»
ret/ wenn er i^ib.xi.Lp.i.also schreibet: in-
rer.eck Lercniülmorum tcm^orum Alorire, m 6c-
Miomnibus in b.ac vitayoütis AolocLris, com-
munis eck coeli ff-irieus, lux <6ei, ira clementiLM
xrinci^is lentiLnt Vota cunLtorum : Es ist
Durchläuchtige Häuptern ein trefflicherRuhm
wenn sie allen Unterthanen ihre Güter geniessen
lassen / gleich wie die Geschöpfs der Erden von
dem Himmel einerley Licht und Wetter haben.
Und der Kayser i-eo, der umbs Iahr 471 regie-
xet/hat zu sagen pflegen : Wie die Sonne allen
Creaturen so sie -beleuchtet / etwas von ihrer
Wärme mittheilet/ also so! auch ein Hrrr alle
die eransiehet/ seiner Barmhertzigkcit geniessen
lassen. Wie man nun guter und löblicher Re-
genten nicht wenig gefunden/ die sich umb die
Wohlfarth ihrer Unterthanen höchst verdient
gemacht/ also hat es auch an unartigen nicht ge-
fehlet / welche ihr Ampt mit grosser Schande
und äuserster Unehre geführet.
Darunter können wir mit allem Fug rechnen
König Wentzeln in Böhmen/ w/lcher chemahls
Der unbarmhertztge Pabft
HM Jcht viel besser hat es Pabst 8ixtus v. zu
machen pflegen/welcher einemAüngling/

I der etlichen Päbstlichen Dienern / so einen vev-
lohrnen Esel gesucht/ sich etwas widersetzt/hen-
l E e ckerr
 
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