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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Bearb.]; Härtel, Zacharias [Bearb.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Der fünfte Theil): Worinne fürgestellet und angeführet werden Die Merckwürdigste Historien und Geschichte Der vorigen und jetzigen Zeiten/ welche sich auff diesem grossen Schau-Platze der Welt zugetragen: Dabey auch die sehr blutige und merckwürdige Auffzüge der vorigen eiferigen Christen nach dem Hl. oder gelobten Lande/ in sieben wunderseltzamen Creutz-Fahrten abgehandelt sind: Allen und jeden curieusen Liebhabern zur Lust/ Lehre und Nachricht in Druck verfertiget/ und mit schönen Kupffern und Contersaiten durchgehends gezieret — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1691 [VD17 12:109624Z]

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.67343#0636

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Ko. 7L 6VKI08M. 569

Der fluchtige Alexis.

^^§)Ls der Pöbel in <üonü:Lnrino^c! die grosse
NW Verzagtheit des Kaysers sähe / ward er
fast räsend/un jedermann trieb das Gespött mit
einer so schändliche Flucht/zumal da der Käyser
die Blödigkeit seines Hertzens zu bescheinen/an,
Vers nichts vorbringen kunte/ alsdaß er sagte:
Er habe den Streit bloß biß folgenden Tages
verschoben / weil es itzo zu spät wäre denselben
anzufangey/und wäre er entschlossen / die Fein-
de morgenden Tages sehr frühe / ja gar in ihren
l'rencüeell anzugreiffen / als welche er gar wol
beobachtet hätte. Der Pöbel ließ sich endlich da-
mit vergnügen/ in Hoffnung/ es würde alsdenn
alles wieder ersetzet werden / aber! die Furcht
hatte den guten Plenum so eingenommen / daß
er auch sich in sich selbst nicht sicher achtete/ weß-
wegen dann dieser unwürdige Fürst/an statt daß
er sich zum Streit rüsten sollen / alles so er an
Gold / Silber und Käyserl. Zierath zusammen
raffen kunte/einpackete/ und nebst etlichen weni-
gen seiner Hauß-Genoffen sich heimblich in den
Haven des grossen Pallasis zu Schiffe begab/
und längst dem Lospkoro, wie auch längst dem
konro Luxinomach Tagera einerStadt irri^L-
cien, so ehemahl den Nahmen vct>el2U8 aefüh-
ret/und an dem Fuß des Berges tlcmur gelegen

ist/fiohe/welchen Orth er ihm schon vorlängst zs
einen Frey-Platz erwehlet/inmaffen er in seinem
bösenGewiffen sich stets für emer groffö Verän-
derung seines Staats gefürchtet hatte. Daß är»
geste war / daß seine übermässige Furcht auch
gar die Liebe zu seiner eignen Gemahlin und
Kinder außgeleschct hatte/ als welche er in Con-
stantinopel hinterließ/und nur auffRettung sei-
ner cignePerson bedacht war.So bald man nun
selbst auch noch vor Tage / diese Flncht erfuhr/
vermaledeyete ein jeder diese schändliche Zag-
tigkeit/ und weil sie fürchteten/ diei^reiner
möchten sich dieser Unordnung zu einer günsti-
gen Gelegenheit bedienen / und die Stadt zum
zweyten mahl mit Sturm angreiffen / so lieffm
sie im Gedränge der Gefängnüß zu / worlnn der
Tyrann vor seiner Flucht/den Käyser isarc wie»
der einschlieffen lassen / dahinein warffman des
^lexii hinterlassene Gemahlin LupKrollnL
sambt ihrenKindern/und zerbrach hingegen des
Ilracs Fessel / womit er so grausam von feinem
eignen Bruder gefesselt worden; ferner stellete
man ihn wiederumb auff den Thron / von wan-
nen er vor 8 Jahren / so jämmerlich gestossen
wordtn.

Das veränderte Regiment.

bald Mac den Thron bestiegen / gab er
IWe, in der Stadt alle nöthige Oräresmnd auf
seinem Gutöefinden wurden so fort einige Ge-
volmächtigtean die Creutz-Fürsten abgesandt/
umb ihnen von der geschehenen Veränderung
Nachricht zu geben/Md den jungen älexium zu
bitten/an seines Vaters Glück und Reich Theil
zu nehmen. Diese gantz unvermuthete Zeitung/
setzte die Fürste in nicht geringeVerwunderung.
Weil ihnen aber der Griechen Untreu bekandt
Dar, so gingen sie sehr vorsichtig zu Merck / und
.stclleten des Morgens früh das gantze Lager in
Schlacht-Ordnung/als ob es zum Streik gehen
. lom. v.

solte. Folglich stelleten sie dem jungen ^lexlo
vor / wie daß es zu Vollziehung seines gethanen
Versprechens nöthig wäre/ daß sein Vater / die
Articuln des mit ihm auffgerichteten Betrags/
bkkräfftigte. Als nun Alexius hierin« gewilli«
get/wurden alsofort r Frantzöfis. und 2Venetia-
nif. Herren nach der Stadt gesandt/welche von
dem Käyser mit aller erdencklichen civilität be-
willkommet wurden. Als sie aber demselben her-
nach in einer geheimen äu<Uence die mit seinem
Sobne beliebte Articuln vorlegte / da wurde der
Alte darüber sehr bestürtzet / weil sie ihm über-
ass scharff dün ckete. Jedennoch empfunde ec ei-
Zzz »e
 
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