d^o. 87
K.Ll.änoNLS LvLIOZL.
689
Die geflügelte Eitelkeit
Omit die gantze Welt pranget/ und wor-
nach ihr so sehr verlanget/gleich als wis-
se sie nicht/ daß es endlich auff ein prächtiges
Nichts hinaus lanffe/ und heisse V3njt38 vanira-
rum>LeotnmrvanitÄS> es ist alles eitel/ es ist
alles nichts / und dieses war ihr erster Anfang.
DerWeltkündige Sirach wusteswohl/darum
sagte er; Alle vergängliche Dinge müssen ein
Ende nehmen/ und die damit umgehen / fahren
anch dahin. Die eitelen Menschen/ verlassen
sich auff grosses Guth/ und dieStoltzen po-
chen auff ihren Reichthum; Die Fürsten und
Könige schmeicheln ihnen / mit ihren Cronen
und Sceptern / sie verlassen sich auff ihre Ehre/
auff ihre Pracht und Herrligkeit/auffrhr hohes
vnd Fürstliches abkommen / und was derglei-
chen Vanitäten mehr seyn. Der meisten Hertz-
kicher Wunsch gehet mehrentheils/ wo nicht den
Worten / jedoch dem Hertzen und Gedancken
nach/ dahinaus/ daß ihre Häuser immer wäh-
ren / und ihre Wohnungen für und für bleiben
möchte» / bey grosser Ehre und Herrligkeit
der Welt. Dann- nhero fragte der Hl. Prophe-
te nicht unbillig: Wo sind sie hin / nemllch die
Fürsten der Heyden? Die Gold samleten und
Silber / worauff sich die Meuschen verlief-
en und ihr Vertrauen setzten! Wo sind sie hin/
)ie über das Wild der Erden herschten / und
hielten aus Lust / mit den Vögeln des Him-
mels? Sind sie nicht alle vertilget und in die
Hölle gefahren/ und an derer Stelle sind andere
kommen?
Der HeydnischeKayser8everu§ .welcher auch
ein grosser Geld- und Welt-Liebhaber war/ließ
auch nichts ermangeln an diesen Eitelkeiten:
Aber da er itzo sterben wolte/fing er an erbärm-
lich zuklagen : OmniL fui, omnia Kabul, Lc
nibiljammibiproäelk: Ich bin alles gewesen/
verstehe in aller Ehre und Herrligkeit derWelt/
so hoch und weit man darinne steigen kan: Ich
habe alles gehabt/ was man köstliches und lusti-
ges in der Welt suchen und finden kan r Aber
alles ist mir itzo im sterben nichts nütze / und kan
mir nichts Helffen/ darzu muß ich alles verlassen/
und weiß nicht/ wo ich die erste Nacht Herber-
ge nehmen und finden werde. Ist fast eben/ was
dorten der mächtige und reiche König in Egyp-
Kn/8Alaäinu8 klagte/ als es nunmehromitihr
me dahin kommen / daß er dieser Eitelkeit gute
Nacht geben/ und den bißher getragenen Kö-
niglichen Purpur mit einem Sterbe-Kittel ver-
tauschen solle / rieff er aus Ungedult: O ihr
Sterblichen sehet und mercketdoch / wieder
mächtige König 8L!aömu8, welchem drey Kö,
nigreiche viel zu enge und wenig waren / daß er
auch nicht unterließ/ ein mehres zu suchen un zu
erlangen/ um seine Ehre/ Pracht und Herzig-
keit zu vergrößern/ der nimmet nunmehr seinen
betrübtenAbscheid/und von aller seiner Pracht/
Reichthum und Herrligkeit / nichts mehr mit/
als diesen schlechten sterbe Kittel; Und daher
hat vor diesem / ein sinnreicher Lehrer in der
Stadt Minden/ Gelegenheit genommen / diese
flüchtige Eitelkeit der Welt und ihrer Herrlig-
keit/ durch ein nachdenckliches Gemälde / auff
einer Taffel/ in der Haupt-Kirchen daselbst / an
einem Pfeiler und Kette Hangende/ damit man
es auff beyden Seiten betrachten könne / gantz
künstlich abgebildet / und zwar solcher Gestalt:
Auff der einen Seite erschiene ein köstlich schö-
nes Weibesbild/in KöniglichemSchmucke und
Zierrathe/ haltende in derHand einen Spiegel/
darüber diese Worte zu lesen: Vanir^ vanim-
wm: Es ist alles gantz eitel. Unter dem Bilde
stunden diese Reymen:
Der Welt Pracht Ehr' und Herrligkeit/
Jstmein's Hertzens Ergetzligkeit/
Mein Freud' und Lust zu aller Zeit/
Drum bin ich aller Sorgen queit.
Auff der andern Seiten desBildes/stund der
Todt gemahlet mit einer Sensen in der Hand /
und einem Stunden-Glase auff dem Haupte/
und dabey diese Verß:
Pppp M
K.Ll.änoNLS LvLIOZL.
689
Die geflügelte Eitelkeit
Omit die gantze Welt pranget/ und wor-
nach ihr so sehr verlanget/gleich als wis-
se sie nicht/ daß es endlich auff ein prächtiges
Nichts hinaus lanffe/ und heisse V3njt38 vanira-
rum>LeotnmrvanitÄS> es ist alles eitel/ es ist
alles nichts / und dieses war ihr erster Anfang.
DerWeltkündige Sirach wusteswohl/darum
sagte er; Alle vergängliche Dinge müssen ein
Ende nehmen/ und die damit umgehen / fahren
anch dahin. Die eitelen Menschen/ verlassen
sich auff grosses Guth/ und dieStoltzen po-
chen auff ihren Reichthum; Die Fürsten und
Könige schmeicheln ihnen / mit ihren Cronen
und Sceptern / sie verlassen sich auff ihre Ehre/
auff ihre Pracht und Herrligkeit/auffrhr hohes
vnd Fürstliches abkommen / und was derglei-
chen Vanitäten mehr seyn. Der meisten Hertz-
kicher Wunsch gehet mehrentheils/ wo nicht den
Worten / jedoch dem Hertzen und Gedancken
nach/ dahinaus/ daß ihre Häuser immer wäh-
ren / und ihre Wohnungen für und für bleiben
möchte» / bey grosser Ehre und Herrligkeit
der Welt. Dann- nhero fragte der Hl. Prophe-
te nicht unbillig: Wo sind sie hin / nemllch die
Fürsten der Heyden? Die Gold samleten und
Silber / worauff sich die Meuschen verlief-
en und ihr Vertrauen setzten! Wo sind sie hin/
)ie über das Wild der Erden herschten / und
hielten aus Lust / mit den Vögeln des Him-
mels? Sind sie nicht alle vertilget und in die
Hölle gefahren/ und an derer Stelle sind andere
kommen?
Der HeydnischeKayser8everu§ .welcher auch
ein grosser Geld- und Welt-Liebhaber war/ließ
auch nichts ermangeln an diesen Eitelkeiten:
Aber da er itzo sterben wolte/fing er an erbärm-
lich zuklagen : OmniL fui, omnia Kabul, Lc
nibiljammibiproäelk: Ich bin alles gewesen/
verstehe in aller Ehre und Herrligkeit derWelt/
so hoch und weit man darinne steigen kan: Ich
habe alles gehabt/ was man köstliches und lusti-
ges in der Welt suchen und finden kan r Aber
alles ist mir itzo im sterben nichts nütze / und kan
mir nichts Helffen/ darzu muß ich alles verlassen/
und weiß nicht/ wo ich die erste Nacht Herber-
ge nehmen und finden werde. Ist fast eben/ was
dorten der mächtige und reiche König in Egyp-
Kn/8Alaäinu8 klagte/ als es nunmehromitihr
me dahin kommen / daß er dieser Eitelkeit gute
Nacht geben/ und den bißher getragenen Kö-
niglichen Purpur mit einem Sterbe-Kittel ver-
tauschen solle / rieff er aus Ungedult: O ihr
Sterblichen sehet und mercketdoch / wieder
mächtige König 8L!aömu8, welchem drey Kö,
nigreiche viel zu enge und wenig waren / daß er
auch nicht unterließ/ ein mehres zu suchen un zu
erlangen/ um seine Ehre/ Pracht und Herzig-
keit zu vergrößern/ der nimmet nunmehr seinen
betrübtenAbscheid/und von aller seiner Pracht/
Reichthum und Herrligkeit / nichts mehr mit/
als diesen schlechten sterbe Kittel; Und daher
hat vor diesem / ein sinnreicher Lehrer in der
Stadt Minden/ Gelegenheit genommen / diese
flüchtige Eitelkeit der Welt und ihrer Herrlig-
keit/ durch ein nachdenckliches Gemälde / auff
einer Taffel/ in der Haupt-Kirchen daselbst / an
einem Pfeiler und Kette Hangende/ damit man
es auff beyden Seiten betrachten könne / gantz
künstlich abgebildet / und zwar solcher Gestalt:
Auff der einen Seite erschiene ein köstlich schö-
nes Weibesbild/in KöniglichemSchmucke und
Zierrathe/ haltende in derHand einen Spiegel/
darüber diese Worte zu lesen: Vanir^ vanim-
wm: Es ist alles gantz eitel. Unter dem Bilde
stunden diese Reymen:
Der Welt Pracht Ehr' und Herrligkeit/
Jstmein's Hertzens Ergetzligkeit/
Mein Freud' und Lust zu aller Zeit/
Drum bin ich aller Sorgen queit.
Auff der andern Seiten desBildes/stund der
Todt gemahlet mit einer Sensen in der Hand /
und einem Stunden-Glase auff dem Haupte/
und dabey diese Verß:
Pppp M