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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Bearb.]; Härtel, Zacharias [Bearb.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Der fünfte Theil): Worinne fürgestellet und angeführet werden Die Merckwürdigste Historien und Geschichte Der vorigen und jetzigen Zeiten/ welche sich auff diesem grossen Schau-Platze der Welt zugetragen: Dabey auch die sehr blutige und merckwürdige Auffzüge der vorigen eiferigen Christen nach dem Hl. oder gelobten Lande/ in sieben wunderseltzamen Creutz-Fahrten abgehandelt sind: Allen und jeden curieusen Liebhabern zur Lust/ Lehre und Nachricht in Druck verfertiget/ und mit schönen Kupffern und Contersaiten durchgehends gezieret — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1691 [VD17 12:109624Z]

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.67343#0628

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7r 6VKI08L. 56L

Btsihreibung dek Stadt oonKanrinoxel.

^^S Ivar die Stadt Lonüanrinaye! umb
vT? diese Zeit/als dieCreutz-Fürsten daran ei-
ne Probe ihrer Tapferkeit ablegen so!ten / die
gröffeste/ schöneste und mächtigste Stadt der
gantzen Christenheit- Ihre Situation war so
vortheilhasskig durch Umbringung der dreyen
Seen/welche dieseStadt zum z Eck und zu einer
Pen-Insul machten/ daß sie damahls/ wie man
noch dpn Gebrauch des Büchsen-Pulvers nicht
gewust/vor unüberwindlich von jedermann ge-
schätzet wurde. An der lincken Seiten bestund
rhre Festigkeit in 2 Mauern / von lauter Qua-
ter-Otücken auffgeführet/zwischen selbigen war
ein Raum von 18 Fuß/und außwendig ein Was-
ser-Grabe 25 Schritt breit. Die eussere Mauer
war 50 Fuß hoch und 20 Fuß breit/ die innere
aber noch eins so hoch / und jede war mit 96
Lhürmen versehen. An der Wasser »Sei-
ten die Gelegenhet gantz anders / daselbst
war zwarnur eine Mauer / und dazu zimb-
lich niedrig / allein sie war hingegen viel di-
cker / und dazu unglaublich lang. Ihr Lager
von der Seithe da der kroxonrus gegen an
spühlet/ biß an derjSpitzen des Losxkori,
war wol tausend Schritt oder eine Italia-
Nische Meile langer als die Mauer an der Land-
Seiten/und dazu mit 188 Thürmen verwahret;
an der Seithen desGolfo/so sich nach dem Nor-
den erstrecket / hatte sie ein Lange von mehr als 2
Merlen biß an derBiacernes un den Haven der
St§dt/ so in Gestaltetes halben Monden sich
xrEsentirre, an solcher Seiten zehlete man no
Thürme. In 8mnma die Stadt/ welche über
500 Kirchen und Thürme begriffe / machete ein
Ansehen / daß man dafür bestürtzen muffe. Zu
dieser grossen Stadt und den vielen Thürraen
gehörete auch eine übermassige Zahl Menschen/
solche zu verthadigen / denn Steine und Mau-

WDEr eingebildete Hochmuth /Uexü verging
zimb lich als er das Heer der Creutz-Fah-
Lom. V.

ern können ohne Zusatz Menschlicher Hülffe al-
lein keinen Feind abwehren. Meinestu aber ge-
ehrter Leser / daß es auch alhier daran gefchlet?
Nein keines weges; dann ihre Besatzung war
fast unzahlbahr / sie konte mehr als hundert tau«
send Reuter / und wol drey mahl so viel gewaff-
nete Fuß-Knechte außmachen / ohne die besolde-
ten Soldaten/ so des Kaysers Leib-Wache / die
auch sehrstarck war/ und aus lauter Englischen-
Dähnen / welche von Läuaröo aus Engelland
vertrieben worden / und welche sich dem Schutz
der Griechischen Kayser ergeben/und von ihnen
schon so Jahr waren gebrauchet worden / be-
stünde. . In solchem Stande war ungefehr da-
mahln die Stadt Constantinopel / auff deren
Macht Alexius l^omnenus sich ein wenig zu viel
verliesse/ und sich einbildete/ es wäre der gantze
Erdboden nicht mächtig gnug ihn daraus zu
vertreiben. Hiezu kam seine berühmte Tapfer-
keit / welche auch Ursachwar / daß bißhero nie-
mand sich wider seine unrechtmässige Besitzung
gesperret hatte. Allein/ gleich wie das Sprich-
wort saget: Honores MM2M mores, so ging es
auch unserm /Ucxio, so bald er die Käyserliche
Würde erlanget / war alle seine Tapferkeit erlo-
schen. Man sagte ihm schon lange zuvor von der
Zurüstung der Creutz-Fürsteu wider ihm/ allein
er schlug es in den Wind/und ließ dawider nicht
die geringste Anstalt machen / und wann er sich
nebst seinen Sauff-OoUeZen mit dem Wein er-
hitzet hatte/so nandteer dieCreutz-Faprer/einen
Haussen liederliches und sinnloses Gesinde / die
ihres Lebens überdrüssig wären / und die Ehre
verlangten von feinen Händen ertödtet zu wer«
den; Ws wolte er sie alle geschlossen vor sich
bringen/ und ihneni hrem Begehren nach / die
Straffe wiederfahren lassen.

Des Käystrs ^!exü Anstalt.
rer würcklich vor den Mauren seiner Stadt fa»
he. Diesem nach erwachte er gleichsam als aus
Fyy einem
 
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