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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Bearb.]; Härtel, Zacharias [Bearb.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Der fünfte Theil): Worinne fürgestellet und angeführet werden Die Merckwürdigste Historien und Geschichte Der vorigen und jetzigen Zeiten/ welche sich auff diesem grossen Schau-Platze der Welt zugetragen: Dabey auch die sehr blutige und merckwürdige Auffzüge der vorigen eiferigen Christen nach dem Hl. oder gelobten Lande/ in sieben wunderseltzamen Creutz-Fahrten abgehandelt sind: Allen und jeden curieusen Liebhabern zur Lust/ Lehre und Nachricht in Druck verfertiget/ und mit schönen Kupffern und Contersaiten durchgehends gezieret — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1691 [VD17 12:109624Z]

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https://doi.org/10.11588/diglit.67343#0654

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Ko. 7 4

R.ri.äi'lvrrx;

585

Der betrogene Vater.'

Ls ärtemru sähe daß sei» Weib kurtz umb
mit ihm wolle / so ersann er diese Ast; er
Sing folgendenTags zu seinem vermeyntenVet-
Lern/ gab demselben mit kläglichen Gebehrden
zu verstehen: daß die Ursach/warumb er sich für
seinen Eltern verhelete/ nicht so wol wegen Er,
Kechung des sinäM wäre / sintemahl es durch
Gegenwehr geschehen/ als weil er sich heimblich
an eine, gewisse Tochter aus Nördlingen / ver-
heyrathet/ als in die er sich verliebet/und von ihr
in seiner Noch guten Beystand genossen hätte.
Moritz replicirre hirauff: Wann das Mädgen
ehrlich und von guten Leuten ist/ so halte ich da-
für/ euer Vater/ als mein Oheim / werde dawir
der nichtes zu sagen haben/ und ich will mich be-
mühen euch mit ihm zu versöhnen; zumahl die
Freude euerer Wiederkunfft / den Verdruß so
euere Heyrath bey ihm erwecken könte / weitü-
hertreffen wird. Der falsche kroelus bat darauff
seinen vermeyntenVettern inständig/daß er ihm
diesen Dienst erweisen wolle / mit Versicherung
erkändtlicher Danckbarkeit. Er ließ folglich sei-
ne Frau herfür kommen und zeigte solche seinem
Vettern/welchem dieselbe so verständig unschön
vorkam/daß er den vermeynte kroclumpreisete/
indem er seine Wahl so wol angewand und eine
so tugendsameIungfrau genommen hätte. Mo-
ritz erhub sich hierauff nach Graffenthal/ und er-

rchlte seinem Oheim/ daß er krocium gefunden
)ätte. Dieses erweckte eine solche Freude bey
)em guten alten Manne/ daß er seinen Sohn so
ort zu sehen verlangte / auch ohne ihm nicht zu
leben vermochte; und als Moritz ihm die Hey-
rath seines Sohnes erzehlete/ und daß es eine so
schöne und tugendreiche Persohn wäre/da ward
seinVerlangen noch gröffer/und eileten also mit
einander nach Iudkbach.So bald d' Vater/wel-
.cher bereits durch Moritz vorher eingenommen
war/^rtemum erblickte/ hielte er ihn gleichfalls
für seinen Sohne / fiel ihm umb den Halß und
vergoß heisse Zähren vor lauter Freuden/ be-
straffte ihn daneben seines gefasten Mißtrauens
an der Väterlichen Hulde; Als er folglich sei-
ne Schwieger,Tochter sähe / küffete er dieselbe
auchhertzlich/ und rühmete gleichfalls seines
Sohnes Wahl. Weil nun der Vater seine Kim
der nach Graffenthalhaben wolte/alS musten sie
fort mit ihm aufffitzen und chahin fahren; lah-
men also gleichsam als im Triumph in die
Stadt. Wie inzwischen^rtemu8undircna>wan
sie allein gewesen/über diesen Betrug müssen ge-
lachet haben / stehet leichter zu erachten als zn
schreiben, ärrenmr wüste inzwischen feine Per-
son so künstlich zu spielen / daß kein Mensch in
Graffenthal anders glaubte/ als daß er der wah-
re krocius wäre.


Die zerstörete Vergnüglichkeit.

AMAchdemärtemur eine geraume Zeit bey sei,
nem vermeynten Vater in erwünschter
Vergnügung gelebet/ und von demselben alles
bekam/ so er verlanget hatte/da wolte das Glück
ihm diese Ruhe nicht langer gönnen; jedoch
kam er dadurch zu seinem erwüntschten Zweck.
Er bekam umb diese Zeit Briefe von Ulm / und
vernam daraus / ob wäre er daselbst erstochen/
und daß seinerFrauenBrüder deswegenMVer-
lust ihres Lebens verurtheilet / jedoch durch eine
zeitliche Flucht / die LxeeurioQ nur an ihrem Lk-
v.

6Zic erlitten hätten. Dieses gab ihm die Muth«
massung / es würde derjenige / so daselbst ersto-
chen worden/ ebenderseyndessen Persohn er r^
xrsetestiren müste. Mittlerweile er in dieser
Unsicherheit war / erfuhren; die Eltern des ent-
leibten 8m6u!6 die Widerkunfft krocU, weshal-
ben sie bey dem Gerichte ihniverklagten / und es
schon dahin gebracht hatte/daß erffolte ergriffen
und Handfest gemachet werden / weßwegen er
sich äktenriren und hie und da an andern Orten
sich verborgen halten muste/nnter andern suchte
Bbbb er
 
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