QvAlOLM.
^o. 45
Z5Z
ANS hat mit der Ehre und Würde gleiche
W» Gelcgenheit/wie mit der Ambra/ welche
-ar zu überflüssig gebraucht/ das Gehirn verge-
wältigen/ den Schwindel und Ankräffte/ja gar
Den Todt verursachen/ auch allerdings die unge-
Heursten Walfische tödten kan. Denn wo man
suff Ehreund Hochheit allzusehr erhitzet ist/ da
folget Schande Md Laster / und zuletzt das
Verderben.
Den Beweist werde ich durch einen Neben-
Trittaus Africa holen und eine Person stellen/
Die amKöniglichen Hofe zu Marocco/durch ih-
ren unersättlich Ehr-Gei tz/sow o ldenKön ig als
Pch stlbsten umb Wolfahrt und Leben gebracht.
^ben König zu Marocco / hatte ums
Jahr -zo an seinem Hofe einen älcLiäc, oder
Hauptmann Nahmens Mahomet Iohaib:
dessen auffgeblasenes Hertz sichder Begier und
Ehrsucht gantz zu eigen ergab / und derselben
mit allen seinen Gedancken frohnete. Er war
des Königs aüervertrautestes Schos-Kind/und
so zu sagen/sein halbes Hertz: ohnangesehn fei-
ne verborgene Untreu ihn dessen unwürdig
machte / als welche auch des Königs Haupt zu
seyn/ oder vielmehr wider des Königs Haupt
Mauffzulehnen / undihndesScepterszube-
rauben/trachtete. Weil ihm aber unverborgen
daß bey den andernAlcayden oderHoff-Bedien-
ten/sein Vorzug ein grosser Verdruß wäre/ und
die Rose seines Glücks mit ihrem Neide rings
umher bedbrnertfässe / hielt ihn die Furcht zu-
rück/ daß er sein Lichten und Trachten nieman-
den vertraurte/ohnangeschen ihm dikVernunfft
sagte / daß er ohne einigen Anhang nicht würde
fortdrucken können. Dennoch wollen seineBe-
gierden nicht ruhen / sondern lreffenihn täglich
an/mit solcher Unstümmigkeit/dast er seineStnr
nen und Gedancken anspannen muste ein Mitr
tel zuerdencken/wiesiezu ihrerErfüllung möch-
ten gelangen /unddas Merck ohne Gefahr vol-
lenziehen. Hiezu fand ftine Scharffsinnigkett
folgendes Mitttl.
Unweit der Stadt hatte er einen herrlichen
Lust-Garten/den er inSommers-Feiten mit an-
deren Alcaiden osstermahls besuchte/ und weil
die ftische Krystall-lautere Wajser/die fruchtba-
re Bäiime/annehmliche Gesträuche und liebli-
che Wiesen / daselbst den Zuseber mit ihrer An«
muth lockten / schenckte der König selber diesem
Fier-und Freuden-Platz nicht selten seine Besu«
chung . In diesem Garten tteß Iohaib etliche
Gemacher/insonderheit aber einen groffenSaal
dauen/und zwar mit sonderbahrer Arglist: an«
gemerckt/ er den Grund von lauter Saltz-Stei«
nen warff/ und das gantze Gebäu darauff setzte/
Herum aber bleyerneRöhren/das Waffer/wann
und wohin er wolte / an solchen Grund zu brin-
gen/ legte.
Demnechst bcstiest er sich nicht allein alle Ger
müther der Alcayden bey Hofe/sontzern und zu-
forderst auch derer / so in denen Provintzen die
Ober-Hauptmannschafft und Pflege hätten /
durch öffteres Zu schreiben und Brieff-Wech-
seln /wie auchHöffliche Begabungen an sich zu
ziehen.
Der gottlose Hauptmann.
Des Verrathers Glück
HM Je er nun meinete/die Sachen wären ab
«W kerdings recht eingerichtet / bereitete er
im Garten ein herrliches Mahl / und lud den
König nebst akenAlcaiden/welcher auch mit al-
len andern Geladenen erschien. Nach einge-
V. W
nommener Ergetzlichkeit des Tages / begaben
sie sich Nachtszeit in vorbemeldten Sahl / in
welchem alles auff das trefflichste zugerichtet
war/auch viele aus der Frembde herzugeruffene
Sänger/MusicanLe« und Schau-Spiele hauf-
Ww fig
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ANS hat mit der Ehre und Würde gleiche
W» Gelcgenheit/wie mit der Ambra/ welche
-ar zu überflüssig gebraucht/ das Gehirn verge-
wältigen/ den Schwindel und Ankräffte/ja gar
Den Todt verursachen/ auch allerdings die unge-
Heursten Walfische tödten kan. Denn wo man
suff Ehreund Hochheit allzusehr erhitzet ist/ da
folget Schande Md Laster / und zuletzt das
Verderben.
Den Beweist werde ich durch einen Neben-
Trittaus Africa holen und eine Person stellen/
Die amKöniglichen Hofe zu Marocco/durch ih-
ren unersättlich Ehr-Gei tz/sow o ldenKön ig als
Pch stlbsten umb Wolfahrt und Leben gebracht.
^ben König zu Marocco / hatte ums
Jahr -zo an seinem Hofe einen älcLiäc, oder
Hauptmann Nahmens Mahomet Iohaib:
dessen auffgeblasenes Hertz sichder Begier und
Ehrsucht gantz zu eigen ergab / und derselben
mit allen seinen Gedancken frohnete. Er war
des Königs aüervertrautestes Schos-Kind/und
so zu sagen/sein halbes Hertz: ohnangesehn fei-
ne verborgene Untreu ihn dessen unwürdig
machte / als welche auch des Königs Haupt zu
seyn/ oder vielmehr wider des Königs Haupt
Mauffzulehnen / undihndesScepterszube-
rauben/trachtete. Weil ihm aber unverborgen
daß bey den andernAlcayden oderHoff-Bedien-
ten/sein Vorzug ein grosser Verdruß wäre/ und
die Rose seines Glücks mit ihrem Neide rings
umher bedbrnertfässe / hielt ihn die Furcht zu-
rück/ daß er sein Lichten und Trachten nieman-
den vertraurte/ohnangeschen ihm dikVernunfft
sagte / daß er ohne einigen Anhang nicht würde
fortdrucken können. Dennoch wollen seineBe-
gierden nicht ruhen / sondern lreffenihn täglich
an/mit solcher Unstümmigkeit/dast er seineStnr
nen und Gedancken anspannen muste ein Mitr
tel zuerdencken/wiesiezu ihrerErfüllung möch-
ten gelangen /unddas Merck ohne Gefahr vol-
lenziehen. Hiezu fand ftine Scharffsinnigkett
folgendes Mitttl.
Unweit der Stadt hatte er einen herrlichen
Lust-Garten/den er inSommers-Feiten mit an-
deren Alcaiden osstermahls besuchte/ und weil
die ftische Krystall-lautere Wajser/die fruchtba-
re Bäiime/annehmliche Gesträuche und liebli-
che Wiesen / daselbst den Zuseber mit ihrer An«
muth lockten / schenckte der König selber diesem
Fier-und Freuden-Platz nicht selten seine Besu«
chung . In diesem Garten tteß Iohaib etliche
Gemacher/insonderheit aber einen groffenSaal
dauen/und zwar mit sonderbahrer Arglist: an«
gemerckt/ er den Grund von lauter Saltz-Stei«
nen warff/ und das gantze Gebäu darauff setzte/
Herum aber bleyerneRöhren/das Waffer/wann
und wohin er wolte / an solchen Grund zu brin-
gen/ legte.
Demnechst bcstiest er sich nicht allein alle Ger
müther der Alcayden bey Hofe/sontzern und zu-
forderst auch derer / so in denen Provintzen die
Ober-Hauptmannschafft und Pflege hätten /
durch öffteres Zu schreiben und Brieff-Wech-
seln /wie auchHöffliche Begabungen an sich zu
ziehen.
Der gottlose Hauptmann.
Des Verrathers Glück
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im Garten ein herrliches Mahl / und lud den
König nebst akenAlcaiden/welcher auch mit al-
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V. W
nommener Ergetzlichkeit des Tages / begaben
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welchem alles auff das trefflichste zugerichtet
war/auch viele aus der Frembde herzugeruffene
Sänger/MusicanLe« und Schau-Spiele hauf-
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