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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Bearb.]; Härtel, Zacharias [Bearb.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Der fünfte Theil): Worinne fürgestellet und angeführet werden Die Merckwürdigste Historien und Geschichte Der vorigen und jetzigen Zeiten/ welche sich auff diesem grossen Schau-Platze der Welt zugetragen: Dabey auch die sehr blutige und merckwürdige Auffzüge der vorigen eiferigen Christen nach dem Hl. oder gelobten Lande/ in sieben wunderseltzamen Creutz-Fahrten abgehandelt sind: Allen und jeden curieusen Liebhabern zur Lust/ Lehre und Nachricht in Druck verfertiget/ und mit schönen Kupffern und Contersaiten durchgehends gezieret — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1691 [VD17 12:109624Z]

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.67343#0721

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Ko. 8r R.Li,^'rrorrL5 6vL!O8L. 641

Die schreckliche Zorn-Rache Göttts.

SMAs ist schrecklicher dem Menschen/als un-
ZW ter Mörder und Straffen-Räuber gern«
then? Was ist grausamer / als denen wilden
Lhieren und Bestien zu Heile werden/und von
ihren grimmigen Zahnen und Klauen / zerfiel,
schet / und zermalmet werden ? Nichts aber ist
mit der Zorn, Rache Gottes zu vergleichen/
wenn dieselbe sich wieder die Creaturen setzet.
Ich kan ohne Entsetzen nicht anschauen den
Zornblick Gottes/ so sich vor diesen / in einer ge-
lehrten Person / so erschrecklich gespiegelt / daß
man fast dergleichen nicht hat/von anbeginn der
Welt. Nicht weit von Padua/in einer Venedi-
schenStadt/Citadella genandt/wohnete ein für,
mhmer reicher Mann / sonsten ein berühmter
VoÄo «Juris, mit Namen krancitcus Zpira, sei-
nes Alters von ohngefehr foIahren/und vielen
Kindern von Gott begäbet: Dieser gelehrte
Mann/ hatte nebst seiner Rechks-Gelehrtigkeit/
auch einen fürtrefflichen Grund und Wissen,
schafft/ in der erkandten Warheit Gottes / und
in der Lehre von Christo Jesu / und seinem geof,
ftnbahrten Evangelio / erlernet: wie nemlich
allein in Christo IEsu das Heyl zu finden/ und
gar nicht auff guteWercke zu bauen sey: In
Dieser seiner herrlichen Erkändtnüß war er nun
dermassen von dem H. Geiste erleuchtet/ daß er
auch öffentlich / von solcher hohen Gnade Gott
tes predigte/und mit einem besonder» Eifer für,
trug: Solches kunten die Feinde der Warheit/
nicht ertragen/es kam diese Botschafft balde vor
den Päbstlichen Gefandten/in Venedig/welcher
sofort diesen 8xira entboth/ für ihm zu erschei,
nen / und Rechenschafft/von diesen seinem Für,
nehmen zu geben; Dieser war ihm nichts Bö»
ses bewust/erschienebald/ und unerschrocken/be-
kandte auch alles/ was er gelehrt / und von dem
alleinseeligmachenden Glauben / an Christum
AEsum/ fürgetragen hatte: Wie nun der Apo-
siolische Gesandte/dieses alles/ mithöchsten Um
muthe angehöret hatte / drauete er ihm hefftig/
mit dem Banne/ Feuer und Schwerdk / wo er
lom. v.

dieses alles nicht in kurtzen Wiederruffen würde:
aus Furcht vor dem Tode / und Verlust
seiner zeitlichen Güter / ward kleinmüthig/ und
verleugnete die einmahl erkandte WarheitGott
tes/ und seines Sohnes JEsn Christi; verhieß
auch dem Gesandten / in einer schrifftlichen Un-
terzeichnung/ so balde er wieder zu Hause ange-
langet seyn würde / solches alles öffentlich za
wiederruffen; und in solchem Vertrauen bega^
er sich von dem Päbstlichen Gesandten weg/und
auff die Reise nach Hause. Unterwegens kam
dem Sxira wieder in Sinn / was er gethan/ und
wie er die einmahl erkandte Warheit/ so lieder-
lich wiederum verleugnet/und wurde deswegen
in seinem Gewissen gantz unruhig / ckhmlirete
auch lange Zeit bey sich / ob er wiederum nach
Hause ziehen/der Göttlichen Warheit widerste-
hen / Christum verläugnen/ und wiederruffe»
wolte? Oder ob er alles verlaffen/und mitChri-
sto sich wieder versöhnen solte ? In dieser schwe-
ren Anfechtung hatte er nachgehendes zum öff-
tern bekannt / daß ihme der H. Geist unterwe-
gens dieseWorte eingegeben: Lieber rranciice,
hüte dich ja fleissig / daß du diese deine Gottlose
Unterschreibung nicht auch in deinem Hertzm
Unterschreibest und versiegelst : du stehest itzo
noch in der Freyheit/ und kanst thun/ was da
wilst / falle ja nicht abe von der erkanten War-
heit / und versündige dich nicht mehr/ mit einer
Gottlosen Wiederruffnng; sondern thue Buffe/
kehre um / und bleib beständig: Ob dich gleich
dein schwaches Fleisch übereilet/ und die Furcht
! vor dem Tode überwunden/so hüte dich nur ins
künfftige dergleichen mehr zu thun / und dieses
böse Fürnehmen werckstellich zu machen! Allei-
ne in diesem schwerenKampffe und Anfechtung/
siegele jedennoch das Fleisch / in Ansehung der
zeitlichen Ehre/ Reichthum und hohen Anse-
hens. Als nun der Tag seiner öffentlichenWie-
derruffung herbey kam / brachte ihm ein Meß-
Priester/desAbends zuvor/dieFormul desWie-
derruffs/wekche er mit bebender Hand empfing/
Zni die-
 
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