Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Oth.]; Härtel, Zacharias [Oth.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Der fünfte Theil): Worinne fürgestellet und angeführet werden Die Merckwürdigste Historien und Geschichte Der vorigen und jetzigen Zeiten/ welche sich auff diesem grossen Schau-Platze der Welt zugetragen: Dabey auch die sehr blutige und merckwürdige Auffzüge der vorigen eiferigen Christen nach dem Hl. oder gelobten Lande/ in sieben wunderseltzamen Creutz-Fahrten abgehandelt sind: Allen und jeden curieusen Liebhabern zur Lust/ Lehre und Nachricht in Druck verfertiget/ und mit schönen Kupffern und Contersaiten durchgehends gezieret — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1691 [VD17 12:109624Z]

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.67343#0317

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
!§0.z6 K.LI.äl'ioXLS OvLiorL.

Der Christen Auffzug gegendie Saracenen.

AM Achdem er also öffentliche Gebete halten
8M lassen/wobey er sich wohl selber am aller-
andächtigsten bezeigete / zog er von Jerusalem
aus an einem Dienstag den n August, mit dem
Grafen von Flandern und Arnoul de Roches/
der sich mit Behendigkeit zum Patriarchen-
Stuhlvon Jerusalem geschwungen hatte/ je-
doch mit Gutheissen des Pabstes. Dieser Pa-
triarch wolte ihm ein Ansehen machen/indem er
persöhnlich mit zu Felde zog / hinterließ also an
seiner Stelle Petrum den Einsiedler/ und nahm
ein stückHoltzes vom Creutz Christi mit sich/wel-
ches man unter währenderBelagerung heimlich
gehalten / hatte/ damit es durch die Saracenen
nicht entheiliget würde. Am selbigen Tage ver-
fügte sich der neue König zu i'ancrcclus und dem
Graffen Luttack-us, erwartete auch den Hertzog
von diormanciie und den Grafen kaimuncliwel-
che am folgenden Tag zu Ibelin (da ehemahls
Gath eine von den f Vogtheyen der Philister/
etwa iooo Schritte von Luda und Rama ge-
standen ) zu ihm kamen/ den andern Tag zogen
sie mit einanderblß zum Fluß Sorec/so nur 2 0-
der z Meil von dem feindlichenLager.Hierfand
man eine grosse Menge von allerhand Vieh un-
ter den Arabern/welches alles/nachdem man die

Hirten davon gejagt/ leichtlich erobert ward/
weil man aber befürchtete/ der Feind hette solch
Vieh nur zum Fallstrick geleget/die 2 hristcn da-
durch zu berücken/ so befahl derKönig/man solle
sich mit dem Vieh weiter nicht bemühen / auch
dem Feind/ bevor er aus dem Felde geschlagen/
nichts abzunehmen trachten.
Am folgendenTag / Freytags zog der König
durch benante FlußSorec/der bey dieserJahrs-
Zeit schier kein Wasser hatte. Der Sultan hat-
te nicht gedacht/ daß ihm die Christen so stoltzig-
lich entgegen ziehen würden/ daher 0 hatte er kei-
nen Paß besetzt. Inzwischen waren der Christen
nur eine Handvoll gegen dieSaracenen zu rech-
nen/doch voll Courage und freudig zum Streit.
Der Sultan zehlete über roo tausend Reuter/
und dreymahl so viel Fuß-Knechte / dahingegen
König Gotfried nicht über 5000 Pferde und in
allem 20200 Mann führete. Diese Leute hatten
ungemeinen Lüsten zu streiten/ weil sie verstan-
den / daß der Sultan gedrohet alle Christen in
Morgenland außzurotten/hernach das H.Grab
und alle Denckzeichen von Jerusalem zu vertil-
gen/ damit ihnen der Lüste vergehen möchte da-
hin zu reisen.

Die A nordnung zur Schlacht.

Je passirten den Fluß mit Trompeten-
WL Schall und grossem Frcuden-Geschrey/
alles genommene Vieh folgere hinten nach/ wel-
ches die Saracenen von ferne vor lauter Reu-
terey ansahe/also überfiel sie einFurcht/und mei-
neten sie/ jetzo wurden mit mehr als iooo mahl
isoo Christen zu streiten haben / welche seithero
aus dem Westen gekommen wären. Inzwischen
rüstete man sich an beyden Seiten zum Streit/
und der König vertheilete dieChristen in z Thei-
le. Graff Raymund führete den rechtenFlügel/
der sich biß an die See außbreitete. Der König
commaudirte den lincke Flügel/gegen den Rechr
lom. v. st)

ten der Feinde/ da solche ihre grösteMacht hat-
ten. Tancredus/der Hertzog von Normandie/
der Graff von Flandern und Gaston de Foix
blieben bey der Bataille in der Mitte. Die
Feinde hatten sich in zwo grosse Linien vertheilt/
und commaudirte bey dem rechten Flügel ein
Armenischer Rcnegad/als General Lieutenant/
der im verwichenenIahr den Türcken Jerusa-
lem abgenommen hatte. Hierbey stunden die
Hülff-Trouppcn der Türcken mit der grösten
Reuterey. Die Africaner und Araber stunden
beym lincken Flügel / und der Sultan mit den
tapfersten Egyptern von Babel oder Groß- Cai-
Mm ro
 
Annotationen