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2.4»
Die Mißlungene Feuer-Probe.
und liess so schnell / als er kunte / durchs Feuer
hin/im Anschanen der gantze« Armee/ die kaum
die Hitze desselben von aussen ertragen kunte.
Alhierin gegenwärtigem Kupffer siehet der
curieulc Leser diese falsche Feuer - Probe recht
wol abgebildet/wovon weiter zu wiffen/daß der
Priester/ als ein Mann von sonderbahrer Ein-
bildung grosser Erscheinungen zwar durch die
Flammen hindurch kam / aber so geröstet und
verdorben / daß er 12 Tage hernach in grossen
Schmertze« seinen Geist auffgab / also hielte
man hernach nicht so viel auff dieses Speer-Ey-
sen / wiewsl der Graff solches allemahl vor eine
heilige kcliquic achtete. Inzwischen/ und ehe
dieses also verlieff/war dieEinbildung derChri-
sten so groß von diesem Heiligthnm / daß sie
nichts anders wünschten / als mit den Barbarn
in eine Battaille zu kommen.
jMA An verharrete aber nicht allzeit in diesem
Glauben/dann etwa 8 Tage hernach / da
man in Belagerung eines Orths begriffen/ der
viel Mühe kostete / und da man wieder die Zu-
flucht zu dieser H. Miquic nahm / welche der
Graff Raymund gar sorgfältig bewahrete/ver-
sicherte ein Priester des Hertzogs von Norman-
<Uc,ein gelehrter Mann / daß dieses eine falsche
Rcligvie, weil der rechteSpeer schon vor langer
Zeit nach Constantinopel gebracht worden ;
Hierauff tcennete sich die gantze Armee in zwey
Haussen / und der Marsilische Priester osserirrc
sich abermahl/die Warheit seiner Aussage durch
eineFeuer-Probe zu bewehren/welches ihm end-
lich die Bischöffe zustunden. Also liessen sie nach
einem dreytägigen Fasten ein grosses Feuer an-
zünden/welches sie feyerlich seegnetcn. Darauff
nahm der Marsilianer das Speer in die Hand/
Der angebottene Kampff.
Wtz Eil nun die Printzen davor hielten / daß
NW man sich dieses der Soldaten Eyffcrs
bedienen muffe/ehe er wieder erkaltete/so sauten
sie Petrum den Einsiedler mit einem Dollmct-
scher an corbL§ar,umb ihm den Streit Mann
vor Mann zwischen ihm und einem von den
Printzen anzutragen / oder auch einen Streit
von einer gewissen Anzahl äußerlest nen Solda-
tk/oder endlich durch eineGeneral-Battaille den
Streit zu schlichten. Inzwischen Mete sich ein
jeder in den Stand der Gegenwehr / durch
Busse und eyfferiges Gebet: Corbagat antwor-
tete : Es gebühre den Überwundenen keines-
wegs/ den Überwindern Gesetze vorzuschreiben/
er wurde ibnen schon frühe genug den Strick
umb den Halß werffeu / und sie alsdann nach
seinem Belieben mit dem Tode straffen. Als
Petrus Lrenura diese Antwort den Printzen zu-
rück brachte/kündigtcn sie dem Volck nur allein
dieses an/ daß man streiten muffe / und ein jeder
bereit sein solte / den folgenden Tag / welcher
lom. v. stZ
war der -8 Iunij Ao. 1098 zu kämpfen. Die-
ser Befehl ward mit grosser Freude angenom-
men/ dannenhero sich einjeder darnach rüstete.
Die Bischöffe und Priester/ theileten die gantze
Nacht die Sacramenten der Busse und das
Hl. Abendmahl an alle Häupter aus/ wie auch
an den gröstenTheil der Armee/ welche seit 9
Monathen her über die Helffte verringert wor-
den. Also zogen die Kreutzfahrer Morgends
mit anbrechendem Tage durch das Brücken-
thor/ und waren in 6 grosse Haussen abgelhei-
let/die andern nach der Reihe folgten / daß jeder
einen kleinen Trouppen Reuter zur Reserve
hatte. äe 6ror nebst dem Graffen von
Flandern commanciirtc den ersten Trouppen
und ließ die grosse Christen - Fahne vor sich her
tragen. Man wird selten eine so tapffereAction
in den Geschichten lesen/als dieserPrintz began-
gen bey jetziger Gelegenheit. Er war so mager
und ohnkräfftig/durch den grossen Hunger/ den ß
er in dieser Belagerung erlitten / daß er kaum
Gg auff
2.4»
Die Mißlungene Feuer-Probe.
und liess so schnell / als er kunte / durchs Feuer
hin/im Anschanen der gantze« Armee/ die kaum
die Hitze desselben von aussen ertragen kunte.
Alhierin gegenwärtigem Kupffer siehet der
curieulc Leser diese falsche Feuer - Probe recht
wol abgebildet/wovon weiter zu wiffen/daß der
Priester/ als ein Mann von sonderbahrer Ein-
bildung grosser Erscheinungen zwar durch die
Flammen hindurch kam / aber so geröstet und
verdorben / daß er 12 Tage hernach in grossen
Schmertze« seinen Geist auffgab / also hielte
man hernach nicht so viel auff dieses Speer-Ey-
sen / wiewsl der Graff solches allemahl vor eine
heilige kcliquic achtete. Inzwischen/ und ehe
dieses also verlieff/war dieEinbildung derChri-
sten so groß von diesem Heiligthnm / daß sie
nichts anders wünschten / als mit den Barbarn
in eine Battaille zu kommen.
jMA An verharrete aber nicht allzeit in diesem
Glauben/dann etwa 8 Tage hernach / da
man in Belagerung eines Orths begriffen/ der
viel Mühe kostete / und da man wieder die Zu-
flucht zu dieser H. Miquic nahm / welche der
Graff Raymund gar sorgfältig bewahrete/ver-
sicherte ein Priester des Hertzogs von Norman-
<Uc,ein gelehrter Mann / daß dieses eine falsche
Rcligvie, weil der rechteSpeer schon vor langer
Zeit nach Constantinopel gebracht worden ;
Hierauff tcennete sich die gantze Armee in zwey
Haussen / und der Marsilische Priester osserirrc
sich abermahl/die Warheit seiner Aussage durch
eineFeuer-Probe zu bewehren/welches ihm end-
lich die Bischöffe zustunden. Also liessen sie nach
einem dreytägigen Fasten ein grosses Feuer an-
zünden/welches sie feyerlich seegnetcn. Darauff
nahm der Marsilianer das Speer in die Hand/
Der angebottene Kampff.
Wtz Eil nun die Printzen davor hielten / daß
NW man sich dieses der Soldaten Eyffcrs
bedienen muffe/ehe er wieder erkaltete/so sauten
sie Petrum den Einsiedler mit einem Dollmct-
scher an corbL§ar,umb ihm den Streit Mann
vor Mann zwischen ihm und einem von den
Printzen anzutragen / oder auch einen Streit
von einer gewissen Anzahl äußerlest nen Solda-
tk/oder endlich durch eineGeneral-Battaille den
Streit zu schlichten. Inzwischen Mete sich ein
jeder in den Stand der Gegenwehr / durch
Busse und eyfferiges Gebet: Corbagat antwor-
tete : Es gebühre den Überwundenen keines-
wegs/ den Überwindern Gesetze vorzuschreiben/
er wurde ibnen schon frühe genug den Strick
umb den Halß werffeu / und sie alsdann nach
seinem Belieben mit dem Tode straffen. Als
Petrus Lrenura diese Antwort den Printzen zu-
rück brachte/kündigtcn sie dem Volck nur allein
dieses an/ daß man streiten muffe / und ein jeder
bereit sein solte / den folgenden Tag / welcher
lom. v. stZ
war der -8 Iunij Ao. 1098 zu kämpfen. Die-
ser Befehl ward mit grosser Freude angenom-
men/ dannenhero sich einjeder darnach rüstete.
Die Bischöffe und Priester/ theileten die gantze
Nacht die Sacramenten der Busse und das
Hl. Abendmahl an alle Häupter aus/ wie auch
an den gröstenTheil der Armee/ welche seit 9
Monathen her über die Helffte verringert wor-
den. Also zogen die Kreutzfahrer Morgends
mit anbrechendem Tage durch das Brücken-
thor/ und waren in 6 grosse Haussen abgelhei-
let/die andern nach der Reihe folgten / daß jeder
einen kleinen Trouppen Reuter zur Reserve
hatte. äe 6ror nebst dem Graffen von
Flandern commanciirtc den ersten Trouppen
und ließ die grosse Christen - Fahne vor sich her
tragen. Man wird selten eine so tapffereAction
in den Geschichten lesen/als dieserPrintz began-
gen bey jetziger Gelegenheit. Er war so mager
und ohnkräfftig/durch den grossen Hunger/ den ß
er in dieser Belagerung erlitten / daß er kaum
Gg auff